In der neuen Woche könnte es sich entscheiden, wie schwer der Rest des Jahres wird. Es stehen wichtige Quartalsberichte an und Mitte der Woche ist die US-Notenbank an der Reihe. Wie geht das aus? Gut oder schlecht?
Die neue Woche könnte eine richtungsweisende Woche für die internationalen Märkte werden. Die Lage im Nahen Osten entspannt sich nicht, US-Schwergewicht Apple berichtet und die amerikanische Notenbank wird ihren Zinsentscheid bekanntgeben. Danach könnte sich möglicherweise entscheiden, welche Richtung Aktien und Anleihen bis Jahresende einschlagen.
Eigentlich ist der Oktober ein guter Monat für Anleger. Nach dem gewohnt schwachen September fangen die Aktienkurse im Oktober an, sich wieder leicht zu erholen. Davon ist allerdings bislang nichts zu spüren. Der S&P 500 ist zum Beispiel im Oktober bislang um 3,5 Prozent gefallen und liegt mittlerweile über zehn Prozent unter seinem Allzeithoch. Im Dax sieht es noch etwas schlechter aus. Der deutsche Leitindex hat im Oktober über vier Prozent verloren. Von den über zwölf Prozent Gewinn, die der DAX in diesem Jahr schon vorweisen konnte, sind mittlerweile nur noch 5,5 Prozent übrig geblieben.
Wird der Rest des Jahres noch schlimmer?
Laut den Berechnungen von Statista legen Aktien im November im Durchschnitt um 1,43 Prozent zu. Damit beginnt in der kommenden Woche der zweitbeste Börsenmonat des Jahres. Normalerweise ist der November der Vorbote der Jahresend-Rallye. Aber was ist in diesem Jahr schon normal? Erst Ende Juli erreichte der deutsche Leitindex sein Allzeithoch bei 16.490 Punkten. Ende Oktober müssen Anleger darum zittern, dass der DAX überhaupt das Jahr mit einem Plus.
Wer stellt die Weichen?
Eine Hand an den Weichen Richtung Jahresende hat sicherlich die amerikanische Notenbank. Mittwoch 19 Uhr unserer Zeit wird die Fed ihren Zinsentscheid verkünden und 30 Minuten später wird die Pressekonferenz mit Jerome Powell starten. Immer wenn der Fed-Chef zuletzt das Wort ergriffen hat, dann ging es runter mit den Kursen.
Dass die Fed kommenden Mittwoch die Füße still hält und die Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau belässt, das gilt als ausgemachte Sache. Aber wie geht Jerome Powell mit den hohen Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen um? Als der Fed-Chef vor etwas mehr als einer Woche vor dem Economic Club of New York zu dem Thema befragt wurde, ließ er durchblicken, dass die Fed aktuell nichts dagegen unternehmen wird. Das ließ die Renditen der Staatsanleihen kurzfristig über fünf Prozent ziehen und die Wall Street abtauchen.
Sollte Powell sich kommenden Mittwoch in die gleiche Richtung äußern, dann dürfte es zu ähnlichen Reaktionen an den Märkten kommen. Somit könnte die Fed die Weiche zugunsten von Anleihen stellen, was eine Jahresend-Rallye eher abwürgen würde.
Apple ist auch mit von der Partie
Der Tech-Gigant aus Cupertino dürfte auch ein gewichtiges Wörtchen bei der Weichenstellung bis Jahresende mitsprechen. Donnerstag wird Tim Cook die Zahlen für das Schlussquartal von Apple verkünden. Sollte Apple daneben hauen, dann könnte dies die Aussicht auf steigende Kurse zum Jahresende hin ebenfalls belasten.
Die große Frage bei Apple ist immer noch: Hat sich Tim Cook verzockt? Während alle anderen Tech-Giganten ihr Geld in die Entwicklung von KI pumpen, kommt Apple mit einer neuen VR-Brille um die Ecke. Das erste Produkt, das nicht auf die ursprünglichen Pläne von Steve Jobs zurückzuführen ist.
Tim Cook möchte sich wohl mit einem eigenen Produkt ein Denkmal bei Apple bauen. Aber weder die Zeit noch das Produkt sind meiner Meinung nach reif dafür. Der Preis für die neue "Apple Vision Pro" VR-Brille ist mit 3.500 Dollar viel zu hoch, wenn Anleger sich das Konkurrenzprodukt von Meta anschauen. Die Meta-Quest 3 VR Brille wird mit ihren Varianten zwischen 500 und 550 Dollar liegen. Aber die Brille spielt kommenden Donnerstag noch keine große Rolle.
Bei den Quartalszahlen geht es darum, wie gut das neue iPhone 15 ankommt. Bislang scheint es eher nicht so gut anzukommen. Besonders in China hat Apple mit der neuen Ausgabe seiner Smartphones zu kämpfen. Laut Medienberichten sollen die einheimischen Anbieter Apple bereits vom Thron der Smartphone-Verkäufe gestoßen haben. Zudem ist aus dem Reich der Mitte zu hören, dass Alibaba und PDD Holding saftige Rabatte auf das iPhone anbieten, was auch nicht gerade für einen reißenden Absatz spricht.
Somit könnte es gut sein, dass Tim Cook Donnerstag um 21:30 (Achtung, die Uhren wurden von Samstag auf Sonntag umgestellt!) keine guten Nachrichten im Gepäck hat. Lediglich die Kamera des iPhones weiterzuentwickeln, dürfte auf Dauer nicht der richtige Weg sein. Alle erwarten, dass Tim Cook "the next big thing" in Sachen KI präsentiert, aber das dürfte der Apple-Chef bei der Entwicklung der neuen VR-Brille verschlafen haben. Passen jetzt auch die Zahlen nicht, dann könnten nicht nur die Aktien von Apple dafür bestraft werden, sondern auch gleich die komplette Technologie-Börse Nasdaq.
Vor den Zahlen bietet es sich daher nicht an, bei der Aktie von Apple einzusteigen. Die bessere Strategie für das Papier lässt sich nach der Veröffentlichung der Zahlen festlegen. Wir werden die Zahlen von Apple Donnerstag auf unserem YouTube-Kanal live kommentieren. Bereits um 21:15 werden Chartexperte Stefan Klotter und ich live gehen und dann die Zahlen von Apple, Novo Nordisk, Eli Lilly, Cummins und Coinbase für Sie einordnen. Fragen können Sie uns auch in der Sendung stellen. Stefan und ich würden uns freuen, wenn Sie Live dabei sind.
Neben Apple und der amerikanischen Notenbank steht noch der Nahost-Konflikt im Mittelpunkt. Sollte sich hier eine Entspannung andeuten, dann dürfte dies den Märkten sicherlich nicht schaden. Sollten Apple und die Fed nicht patzen, könnte die Woche nicht so schlimm werden wie befürchtet.
Die restlichen Zahlen und Nachrichten der Woche erfahren sie täglich um 14 Uhr in der wallstreetONLINE Börsenlounge auf unserem YouTube-Kanal.
Montag werde ich zum Beispiel darauf schauen, ob die Abnehmmittel von Novo Nordisk Auswirkungen auf die Zahlen McDonald's haben.
Schwerpunkt der Dienstagsausgabe der wallstretONNLINE Börsenlounge werden die Zahlen von BASF und Teamviewer sein.
Mittwoch werde ich mich dann um das Zahlenwerk von Amgen und AMD kümmern und die Zahlen von Aston Martin und Kraft Heinz für sie einordnen.
Der Donnerstag gehört dann der Fed und den Auswirkungen ihres Zinsentscheides. Aber es gibt auch wichtige Zahlen von Paypal, Mondelez und Qualcomm zu begutachten.
Freitag lassen wir die Woche dann ausklingen mit einem Rückblick auf die Zahlen von Apple. Zudem gibt es noch neues Material von Vonovia und BMW. Die Zahlen werde ich natürlich auch noch besprechen.
Ich wünsche Ihnen eine stressfreie Woche mit guten Kursen. Falls Sie Fragen haben in dieser Woche, dann kommen Sie doch einfach um 14 Uhr in die wallstreetONLINE Börsenlounge und fragen mich.
Ihr Markus Weingran
(MW) für die Zentralredaktion von wallstreetONLINE