(neu: Kreise-Meldung zum Handelsschluss, aktueller Kurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktie von Siemens Energy hat sich am Montag von ihrem am vergangenen Donnerstag erreichten Rekordtief noch etwas weiter erholt. Einige Analysten sehen den Kurssturz als übertrieben an, nicht zuletzt angesichts der Bedeutung des Energietechnikkonzerns für die Energiewende. Zum Börsenschluss wurde zudem bekannt, dass Kreisen zufolge der Konzern über einen Teilverkauf seines Indiengeschäfts an Siemens nachdenkt. Zudem könnte der Bund Siemens Energy bis zu 8 Milliarden Euro an Garantien anbieten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.
Andererseits übt wohl die Bundesregierung Druck auf Siemens aus, Kreditgarantien für seine ehemalige Tochter zur Abwicklung von Aufträgen bereitzustellen. Nach Angaben von mit der Angelegenheit vertrauten Personen diskutiert der Bund derzeit über eine Kombination von staatlichen Garantien für Siemens Energy, flankiert von Garantien von Siemens sowie einigen Banken. Der Bund könnte dabei bis zu acht Milliarden Euro an Garantien anbieten. Im Raum stand bisher ein Gesamtwert von bis zu 15 Milliarden Euro an Bürgschaften, hatte die "Wirtschaftswoche" zuvor berichtet.
Nach einem Kurssprung zum Handelsstart am Montag um fast 17 Prozent bröckelten die Gewinne zunächst wieder deutlich ab. Aus dem Handel gingen die Papiere in einem moderat freundlichen Dax 12,7 Prozent höher bei 8,436 Euro.
Vorausgegangen war am Donnerstag nach der Nachricht über angefragte Milliardengarantien beim Bund ein Kurseinbruch von mehr als 35 Prozent. Aufsichtsratschef Joe Kaeser betonte in Gespräch mit der "Welt am Sonntag" nochmals, dass es bei den Gesprächen mit der Bundesregierung lediglich um Garantien gehe, nicht um eine Geldspritze.
Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs bestätigte an diesem Montag seine "Buy"-Empfehlung für die Aktie, womit er auf dem derzeitigen Kursniveau sowie im Vergleich zu den anderen von ihm beobachteten Branchenkollegen mit einem weiterhin hohen Renditepotenzial rechnet. Allerdings senkte er sein Kursziel um rund 20 Prozent auf 20,50 Euro.
Der Auftragseingang erhöhe den Bedarf an Garantien für langfristige Projekte, sagte Patel mit Blick auf den Schritt von Siemens Energy. Aus diesem Grund prüfe der Vorstand verschiedene Möglichkeiten, um die Bilanz zu stärken. Dazu führe er Gespräche mit Anteilseignern, Bankpartnern und der Bundesregierung, um das notwendige Niveau an Garantien für das weitere Geschäftswachstum sicherzustellen. Sein gekapptes Kursziel begründete der Goldman-Experte vor allem mit gesenkten Schätzungen für die Gewinnmargen von Siemens Gamesa. Diese beruhten auf jüngsten Aussagen des Energietechnikunternehmens zu den Problemen der spanischen Windkrafttochter und weiteren Barmittelabflüssen bis 2028.
Volker Stoll, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, hatte die Aktie von Siemens Energy gleich am Tag nach dem Kurssturz von "Halten" auf "Kaufen" hochgestuft. Zwar senkte er zudem das Kursziel um mehr als ein Drittel auf 9,20 Euro. Stoll ist aber zuversichtlich für den Energietechnikkonzern. "Die klassische Energietechnik weist im Rahmen der Energiewende eine solide Perspektive auf und könnte 2024 eine Rückkehr in die Gewinnzone ermöglichen", schrieb er in seiner Studie vom Freitag. Er verwiesen zudem auf Pläne der Europäischen Kommission, die lokale Wertschöpfung der Windkraftanlagenhersteller bei Ausschreibungen stärker zu berücksichtigen. Dies könne die langfristigen Ertragsbedingungen für europäische Anbieter und damit auch für Gamesa nach und nach verbessern.
Am Markt machte sich nun zunehmend wieder Zuversicht breit: Gemessen am aktuellen Kurs hat sich die Aktie von Siemens Energy seit ihrem Tief am Donnerstag bei 6,402 Euro inzwischen um fast ein Drittel erholt. Mit Blick auf den bisherigen Jahresverlauf bleibt das Papier allerdings Schlusslicht unter den 40 Dax-Werten mit einem Minus von etwas mehr als 50 Prozent.
Um den Verbleib des Unternehmens im Dax zur außerordentlichen Index-Überprüfung im Dezember muss sich das Management aber laut dem Index-Experten Luca Thorißen von der Investmentbank Stifel Europe derzeit nicht sorgen. Dafür müsste ihm zufolge die Aktie noch deutlich weiter fallen. Die nächste reguläre Index-Überprüfung findet im März statt./ck/jsl/stk/ck/he