NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Aktienmärkte sind am Donnerstag nach solidem Start leicht ins Minus abgerutscht. Überraschend hohe Verbraucherpreise beschäftigten die Anleger, die sich wegen der Hoffnung auf Zinssenkungen andere Nachrichten erhofft hatten. Der Dow Jones Industrial stieg zum Auftakt über 37 800 Punkte auf ein Rekordhoch. Zwei Stunden vor Schluss verlor er aber 0,24 Prozent auf 37 604,27 Zähler.
Der marktbreite S&P 500 gab zuletzt um 0,35 Prozent auf 4766,68 Zähler nach. Der technologielastige Nasdaq 100 sank um 0,21 Prozent auf 16 757,00 Punkte. Anfängliche Kursgewinne bei einigen großen Tech-Giganten halfen hier nicht dauerhaft. Vor allem die Microsoft -Aktie fiel auf, indem sie Apple zeitweise als wertvollstes Börsenunternehmen ablöste.
Der Preisauftrieb in den USA hatte sich im Dezember unerwartet deutlich beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,4 Prozent. Volkswirte hatten im Schnitt mit 3,2 Prozent gerechnet. Die Zahlen sind von Bedeutung für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed, von der sich Anleger bald erste Zinssenkungen versprechen.
"Die anhaltende US-Inflation verringert die Chancen einer baldigen Zinssenkung der Fed", sagte der ING-Ökonom James Knightley. Der angespannte Arbeitsmarkt und die aktuellen Zahlen machten eine bereits eingepreiste Zinssenkung schon im März unwahrscheinlich. Der Experte geht weiter davon aus, dass die Fed eher bis Mai warten wird. Auch die Präsidentin der regionalen Notenbank von Cleveland, Loretta Mester, hat die Erwartungen an eine baldige Leitzinssenkung gedämpft.
Der Microsoft-Kurs stieg in der Spitze um bis zu zwei Prozent auf einen Rekord, während Apple zeitweise mehr als ein Prozent verlor. Damit wurden beide Tech-Giganten erstmals seit Jahren wieder in etwa gleich hoch mit knapp 2,9 Billionen US-Dollar bewertet. Microsoft-Titel konnten zeitweise überholen, dies relativierte sich aber mit nachlassenden Kursgewinnen. Während die Fantasie für das Megathema Künstliche Intelligenz zuletzt die Microsoft-Aktien angetrieben hatte, litten Apple unter Nachfragesorgen.
Der Streaminganbieter Netflix gehörte an der Nasdaq mit einem Anstieg um 2,8 Prozent zu den großen Gewinnern. Hier galt Optimismus für das werbefinanzierte Abonnentenangebot als Kurstreiber dafür, dass ihnen kurz der Sprung über 500 Dollar und damit das höchste Niveau seit Anfang 2022 gelang.
Einen Tag, bevor zahlreiche US-Banken die Berichtssaison einläuten, gab es Gewinnmitnahmen im zuletzt gut gelaufenen Finanzsektor. Dies galt vor allem für die Aktien von Citigroup, für die es um 2,3 Prozent nach unten ging. Signale der US-Bank und der britischen Barclays Bank dämpften etwas die Erwartungen an die kommenden Quartalsberichte.
Ein größerer Nasdaq-Verlierer waren die Titel von Tesla, die fast drei Prozent verloren. Sie erreichten das niedrigste Niveau seit Mitte November. Laut einem Medienbericht hat der Elektroautobauer Mitarbeiter über Lohnerhöhungen in den US-Fabriken informiert. Anleger befürchten daher, dass der Kostendruck zunehmen könnte.
Im Fokus standen noch Unternehmen, die im Bereich der Kryptowährungen ihr Geld verdienen. Die Wertpapieraufsicht SEC öffnete am Mittwoch nach US-Börsenschluss den Weg für börsengehandelte Fonds, die in den Bitcoin investieren. Dies ist nach Auffassung der Deutschen Bank eine bahnbrechende Entscheidung. Damit dürfte der Zugang zu Bitcoin-Investitionen sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Investoren verbessert werden, schrieb Analystin Marion Laboure.
Die Nachrichten sorgten für Schwankungen sowohl beim Bitcoin als auch den damit verbundenen Aktien. Nach anfänglichen Gewinnen machten Anleger Kasse und so drehten letztere deutlich ins Minus. Die Papiere der Handelsplattform Coinbase fielen zuletzt um 5,4 Prozent. Noch deutlicher um bis zu 15 Prozent sackten die Anteilscheine von Riot Platforms und Marathon Digital ab.
Einen Kursrutsch um 21 Prozent gab es bei der Aktie von Cytokinetics . Der schweizerische Pharmakonzern Novartis ist laut einem Medienbericht nicht mehr an der Übernahme des US-Biotech-Unternehmens interessiert. Novartis habe in den vergangenen Tagen einen Rückzieher gemacht, schrieb das "Wall Street Journal" am Donnerstag./tih/he
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