Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten mit Michael Weyland
Thema heute: Schulspeisung in Haiti
Frauen, die Angst haben müssen, entführt oder vergewaltigt zu werden. Männer, die ihre Familien weder beschützen noch ausreichend ernähren können: Was nach schrecklichen Schilderungen eines Kriegsschauplatzes klingt, ist mittlerweile Alltag auf Haiti.
Auf dem Inselstaat herrscht eine grausame Krise, die droht, weltweit in Vergessenheit zu geraten. Bandengewalt, Krankheitsausbrüche, Ernährungsunsicherheit: Wie immer sind es unschuldige Menschen, die unter dem Chaos leiden - auf Haiti aber vor allem auch Kinder. Nadine Fissl, Pressesprecherin der nph Kinderhilfe Lateinamerika e.V. Eine der Hilfsorganisationen auf Haiti, von denen es immer weniger gibt.
Nadine Fissl:
Mittlerweile ist jedes dritte Kind, das im nph-Kinderkrankenhaus auf Haiti behandelt wird, mangelernährt. Die Familien können sich einfach nicht mehr ausreichend versorgen. Vor allem, seit die Preise der Grundnahrungsmittel so rasant angestiegen sind.
Neben Kinderdörfern, dem landesweit einzigen Kinderkrankenhaus und mehreren Betreuungseinrichtungen betreibt nph Haiti gemeinsam mit dem lokalen Partner Fondation St. Luc mehrere Schulen im Land. Die sind nicht nur für die Bildung der Kinder von enormer Bedeutung.
Nadine Fissl:
Die Schüler erhalten täglich ein ausgewogenes Mittagessen. Für viele ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag. Einige Kinder bringen sogar Vorratsdosen mit, damit sie ihre Portion mit ihren kleinen Geschwistern zuhause teilen können. Man muss sich das einmal bewusst machen: Fast die Hälfte der gesamten Bevölkerung Haitis ist mangelernährt.
Verantwortlich dafür sind vor allem die bewaffneten Banden, die regelmäßig Kontrolle über die Verteilungswege übernehmen. Das führt zu Engpässen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff. Die Inflation treibt zusätzlich die Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe.
Dabei ist eine ausgewogene Ernährung gerade für die körperliche und auch geistige Entwicklung von Kindern enorm wichtig. Mit Hunger im Klassenzimmer kann man sich kaum konzentrieren. Die Schulspeisung von nph steigert nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch die allgemeine Gesundheit. Außerdem verhindert sie, dass die Kinder arbeiten müssen, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern, anstatt zur Schule zu gehen.
Nadine Fissl:
Unsere Kollegen vor Ort wissen genau, was die Familien in der Region brauchen. Und sie versuchen alles, um das möglich zu machen. Das ist wirklich bemerkenswert. Während der Schulschließungen im Land verteilte nph Lebensmittelpakete, während der Schulferien haben sie ein Ferienprogramm auf die Beine gestellt. Sie finden immer einen Weg, um die Kinder weiter mit Essen versorgen zu können.
Die Schulspeisung ist nur ein kleiner Teil der Programme von nph auf Haiti, aber ein besonders wichtiger. Sie wird größtenteils durch Spenden finanziert. Infos dazu finden sich auf: www.nph-kinderhilfe.org.Diesen Beitrag können Sie hier nachhören oder downloaden.