Die Woche wird spannend. Nicht nur das Who is Who der US-Konzerne berichtet, auch Jerome Powell wird den Zinsentscheid der US-Notenbank verkünden. Passt alles zusammen, könnte ein neues Allzeithoch im DAX winken!
Während die DAX-Mitglieder sich weiterhin vornehm zurückhalten - nur Siemens Healthineers steht mit seinen Q1-Zahlen am Donnerstag auf der Agenda - geht es in Übersee richtig zur Sache. An der Wall Street wird sich kommende Woche entscheiden, wie weit der KI-Hype noch geht. Dienstag werden nach Börsenschluss. Microsoft, Alphabet und AMD berichten und Donnerstag öffen Apple, Amazon und Meta ihre Bücher.
Während Apple über das erste Quartal des Geschäftsjahres 23/24 berichtet, gibt Microsoft einen Einblick, wie das erste Halbjahr für den Software-Giganten verlaufen ist. Die restlichen Mitglieder der "Magnificent Seven" sagen, wie sie das Schlussviertel des Jahres 2023 abgeschlossen haben.
Die große Unbekannte ist dabei Apple. Einmal war iPhone-Produzent in China auf dem absteigenden Ast und zuletzt hatte er angeblich die Nase wieder vorne. Da Apple bekannt dafür ist, dass nur ganz selten etwas durchsickert, schlummert bei der Aktie aus Cupertino wohl das größte Überraschungspotenzial.
Allerdings dürfte Apple bei den Zahlen liefern, die große Frage beim Technologie-Konzern ist eher: Wann lässt Tim Cook die KI-Katze aus dem Sack? Bislang hatten Anleger das Gefühl, dass die volle Konzentration in Cupertino der Apple Datenbrille Vision Pro galt und das Thema KI dabei vernachlässigte. Vielleicht nutzt der Apple Chef ja die Präsentation der Zahlen, um hier ein wenig mehr Klarheit zu schaffen. Dem Kurs dürfte das sicherlich nicht schaden.
Investierte Anleger sollten vor den Zahlen nicht den Ausstieg suchen und in Ruhe nach den Zahlen für das Weihnachtsquartal eine Entscheidung treffen. Selbst wenn Apple die Zahlen nicht treffen sollte, wäre das für langfristig orientierte Anleger kein Beinbruch.
Ähnliches gilt auch für die restlichen Mitglieder der "Magnificent Seven" sowie AMD. Feuern die Konzerne das KI-Fieber weiter an, dann dürften wir nicht nur an der Wall Street neue All-Time-Highs sehen, sondern auch im DAX.
Bremst die Fed die Stimmung?
Der einzige mögliche Spaßverderber in dieser Woche könnte die amerikanische Notenbank werden. Die US-Währungshüter werden Mittwoch ihren Zinsentscheid verkünden. Dass Jerome Powell und sein Team die Leitzinsen verändern, damit rechnet fast niemand. Laut dem Fed-Watch-Tool der Börse Chicago gehen 96,9 Prozent der Experten davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen auf dem aktuellen Niveau von 5,25 bis 5,50 Prozent belässt. Lediglich 3,1 Prozent rechnen mit einer Zinssenkung.
Damit steht nicht der Zinsentscheid Mittwoch im Blickpunkt der Anleger, sondern der Ausblick. Was deutet Jerome Powell zwischen den Zeilen an? Bislang hat der Chef der amerikanischen Notenbank immer davor gewarnt, nicht zu unterschätzen, wie lange sein Team die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belässt.
Viele Experten und Anleger scheinen immer noch darauf zu spekulieren, dass die Fed auf ihrer Sitzung im März zum ersten Mal wieder die Zinsen senkt. Allerdings ist die US-Inflationsrate im Dezember, wie erwartet, ein wenig angestiegen. Das bekräftigt auch die Aussagen von Jerome Powell, dass die Fed auf einem guten Weg ist, ihr Ziel zu erreichen, es aber noch lange nicht erreicht hat. Daher bleibt "higher for longer" weiterhin die Warnung des Vorsitzenden der US-Notenbank.
Christine Lagarde, die Chefin der Europäischen Zentralbank hatte zuletzt betont, dass aggressive Wetten der Bondhändler gegen "higher for longer" den Notenbanken das Leben nicht gerade einfacher machen. So nannte Lagarde nach der Sitzung der EZB auch kein genaues Datum, wann die Zinsen in der Eurozone wieder gesenkt werden könnten. Sie sagte nur, dass ein Zinssenkung im Sommer möglich sein könnte, wenn die entsprechenden Daten der EZB passen würden.
Das wiederum löste die Spekulation aus, dass die EZB noch vor der FED anfangen könnte,nu die Zinsen zu senken. Zwar haben einige Mitglieder der amerikanischen Notenbank in den vergangenen Wochen eine Zinssenkung im Sommer für möglich erachtet, verwiesen aber ebenfalls darauf, dass die entsprechenden Daten dafür passen müssten.
Ein wichtiger Anhaltspunkt für die FED ist dabei der PCE-Preisindex, der vergangenen Freitag veröffentlicht wurde. Die Kernkomponente des Preisindex PCE stieg im Jahresvergleich um 2,9 Prozent, nach 3,2 Prozent im Vormonat. Der Gesamtindex inklusive Energie und Nahrungsmittel erhöhte sich - wie im Vormonat - um 2,6 Prozent. Hier wurden die Markterwartungen erfüllt, die Kernrate fiel jedoch etwas niedriger aus als erwartet.
Allerdings nicht so deutlich, dass die Fed von ihrem bisher eingeschlagenen Kurs abweichen könnte/sollte. Somit bleibt die Warnung von Jerome Powell vor "higher for longer" erst einmal bestehen. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass er von dieser Einstellung abweicht oder kommenden Mittwoch auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid ein konkretes Datum für eine Zinssenkung nennt.
Somit muss wieder verstärkt zwischen den Zeilen von Jerome Powell gelesen werden und ich befürchte, da wird es nicht viel Neues geben. Nur gut, dass einen Tag später schon die Zahlen von Apple, Amazon und Meta auf dem Programm stehen. Sollte die Fed die Stimmung eintrüben, dann dürften Amazon und Meta sie sicherlich wieder aufhellen und Apple könnte die Kirsche auf der Sahne liefern.
Vor dem Zinsentscheid der Fed dürften einige Anleger sicherlich nur zögerlich zugreifen. Insgesamt stehen die Chancen aber gut, dass Top-Quartalszahlen aus Übersee den DAX auf ein neues Allzeithoch ziehen.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche!
Markus Weingran, Aktien-Experte wallstreetONLINE Börsenlounge
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