Haben einige Experten und Anleger "Bohnen in den Ohren"? Wochen- ja monatelang hat Jerome Powell darauf hingewiesen, dass die Zinsen länger höher bleiben dürften. Alle, die nicht hören wollten, sind jetzt enttäuscht?
Ein Sprichwort besagt: "Der Markt hat immer recht", aber gibt es auch ein Sprichwort: "Der Markt hat Bohnen in den Ohren und Tomaten auf den Augen"? Jerome Powell hat wirklich in der vergangenen Zeit keine Möglichkeit ausgelassen, darauf hinzuweisen, dass die Zinsen länger höher bleiben, als manch einer denkt.
Doch anscheinend haben einige Anleger dem Chef der amerikanischen Notenbank nicht wirklich Ernst genommen. Jetzt ist Powell noch ein Stück deutlicher geworden und die Wall Street reagiert verschnupft.
Powell bestätigt "higher for longer"
Die US-Notenbank Fed zeigt momentan keine Neigung zu Zinssenkungen. Am Mittwoch entschied die Federal Reserve, den Leitzins unverändert zu lassen. Dieser bleibt auf dem höchsten Niveau seit über zwei Jahrzehnten, in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Jerome Powell, der Vorsitzende der Fed, erklärte, dass die Inflation nach wie vor zu hoch sei und dass die Aussichten für eine Senkung noch nicht gesichert seien. Es wird voraussichtlich auch bei der nächsten Sitzung im März nicht mit Zinssenkungen gerechnet. Dennoch betonte Powell, dass das aktuelle Zinsniveau wahrscheinlich seinen Höchststand erreicht habe und dass im Laufe dieses Jahres mit Zinssenkungen zu rechnen sei.
Wann die Zinssenkungen beginnen und wie viele es werden, das hat Powell natürlich nicht erwähnt. Jetzt darf wieder fleißig spekuliert werden, wie viel Zinsschritte die Fed dieses Jahr vornimmt und wann der erste kommt.
Hoffentlich ist jetzt nach der Märzsitzung keiner mehr enttäuscht, wenn die Zinsen auch nach dieser Sitzung weiterhin auf dem aktuellen Niveau sind. Falls doch, legt das die Vermutung nahe, dass tatsächlich Bohnen in den Ohren stecken und Tomaten die Sicht nehmen.
DAX im Minus
Die Aussicht auf vorerst weiter hohe Leitzinsen in den USA hat am Vorabend die Wall Street belastet und belastet am Donnerstag auch die Stimmung am deutschen Aktienmarkt. Der Dax liegt gut eine Stunde nach Xetra-Start mit 16.853 Punkten rund 0,3 Prozent im Minus. Damit nimmt der Dax etwas mehr Abstand zum Rekordhoch von gut 17.000 Zählern.
Siemens Healthineers: Ordentliche Zahlen
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres konnte der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers sein operatives Ergebnis signifikant steigern. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erhöhte sich in den drei Monaten bis Ende Dezember um acht Prozent auf 742 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Erlangen bekannt gab. Damit erfüllte die Siemens-Tochter die Erwartungen der Analysten. Besonders das labordiagnostische Geschäft, das zuvor schwächer lief, verzeichnete einen Zuwachs, wobei diese Sparte von laufenden Sparmaßnahmen profitierte.
Das bereinigte Ergebnis je Aktie ging leicht um zwei Prozent auf 0,49 Euro zurück. Healthineers führte diesen Rückgang auf höhere Steuern und Finanzierungskosten zurück, wobei Analysten hiermit weniger gerechnet hatten. Der Umsatz stieg um zwei Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkursschwankungen und Portfolioeffekte wuchs er um 5,7 Prozent. Der Krebsspezialist Varian wirkte dabei als Wachstumstreiber. Der Konzern bestätigte seine Jahresprognose.
Deutsche Bank: Dividende und Aktienrückkauf locken Anleger an
Das Frankfurter Finanzinstitut verzeichnete im vergangenen Jahr trotz besserer Geschäfte einen niedrigeren Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr. Der auf die Anteilseigner des DAX-Konzerns entfallende Überschuss betrug 2023 mit gut 4,2 Milliarden Euro rund 16 Prozent weniger als im Vorjahr, wie Deutschlands größte Bank am Donnerstag in Frankfurt bekannt gab. Dennoch übertraf dies die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Im Vorjahr hatte die Bank von einer einmaligen Steuergutschrift profitiert. Der Vorstand plant nun weitere Kosteneinsparungen und beabsichtigt, 3500 Arbeitsplätze abzubauen.
Vor Steuern erzielte das Institut im vergangenen Jahr mit fast 5,7 Milliarden Euro den höchsten Gewinn seit 16 Jahren. Daher zog Konzernchef Christian Sewing eine positive Bilanz: Die Bank sei stärker gewachsen als geplant. Die Erträge, also die Gesamteinnahmen, stiegen um sechs Prozent auf rund 28,9 Milliarden Euro. Bis 2025 sollen sie auf etwa 32 Milliarden Euro wachsen, was eine stärkere Steigerung als zuvor geplant bedeutet.
Die Aktionäre sollen von dieser positiven Entwicklung profitieren: Die Dividende soll von 30 Cent im Vorjahr auf nun 45 Cent je Aktie steigen. Die Bank plant zudem, bis Ende Juni weitere 675 Millionen Euro über Aktienrückkäufe an die Anteilseigner zurückzugeben. Für das Geschäftsjahr 2025 strebt der Vorstand eine Dividende von einem Euro je Aktie an.
Adidas: Noch deutlich Sand im Getriebe
Das Betriebsergebnis des vergangenen Jahres fiel von 669 Millionen auf 268 Millionen Euro, wie das Unternehmen nach Börsenschluss in Herzogenaurach anhand vorläufiger Zahlen bekannt gab. Zuvor hatte Adidas einen erwarteten Verlust von 100 Millionen Euro angekündigt. Konzernchef Björn Gulden erklärte die Verbesserung mit einem rund 100 Millionen Euro höheren operativen Geschäft und der Entscheidung, Yeezy-Bestände im Wert von 268 Millionen Euro nicht abzuschreiben. Die verbleibenden Bestände sollen im laufenden Jahr zumindest zum Selbstkostenpreis verkauft werden. Daher wurden nur Bestände abgeschrieben, die entweder beschädigt waren oder nur noch in vereinzelten Größen verfügbar waren. Die Abschreibungen belaufen sich laut Adidas nur noch auf einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag.
Der Umsatz sank 2023 um fünf Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Negative Währungseffekte in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro belasteten den Umsatz, erklärte Adidas. Im vierten Quartal beeinträchtigte die Abwertung des argentinischen Pesos den Umsatz. Währungsbereinigt lag der Umsatz etwa auf Vorjahresniveau. Adidas hatte jedoch einen Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Der Verkauf an den Großhandel wurde aufgrund des Abbaus von Lagerbeständen deutlich reduziert. Zudem beeinträchtigte die Beendigung des Yeezy-Geschäfts die Umsatzentwicklung im Vorjahresvergleich um rund 500 Millionen Euro.
Für das Jahr 2024 erwartet Adidas ein Betriebsergebnis von etwa 500 Millionen Euro. Der währungsbereinigte Umsatz soll im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Laut den Angaben basiert die Umsatzprognose darauf, dass Adidas die verbleibenden Yeezy-Bestände zu kostendeckenden Preisen verkaufen wird, was zu einem Umsatz von ungefähr 250 Millionen Euro führen würde. Vorstandschef Gulden geht davon aus, dass die Umsätze zu Beginn des Jahres zunächst auf dem Niveau des Vorjahres liegen werden, sich jedoch von Quartal zu Quartal verbessern sollen.
Shell: Aktienrückkäufe verdecken Problemchen
Der Energiekonzern plant trotz eines Gewinneinbruchs im letzten Quartal weitere Milliardeninvestitionen in Aktienrückkäufe. Konzernchef Wael Sawan gab am Donnerstag bei der Vorstellung der Geschäftszahlen bekannt, dass eigene Aktien im Wert von 3,5 Milliarden US-Dollar (3,2 Mrd. Euro) innerhalb der nächsten drei Monate erworben werden sollen.
Im Schlussquartal 2023 erzielte der BP-Konkurrent aufgrund von Wertberichtigungen, darunter solche auf rohstoffbezogene Finanzinstrumente, einen Gewinn von 474 Millionen Dollar. Das entspricht einem Rückgang von 93 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bereinigt um solche Sondereffekte belief sich der Gewinn jedoch auf 7,3 Milliarden Dollar, was deutlich über den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten lag.
Im gesamten Jahr 2023 sank der auf die Aktionäre entfallende Überschuss um mehr als die Hälfte auf 19,4 Milliarden Dollar. Allerdings hatte die gesamte Branche 2022 von einem Preisanstieg bei Öl und Gas aufgrund des Krieges Russlands gegen die Ukraine profitiert. In diesem Zeitraum hatte Shell seinen Überschuss innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.
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Markus Weingran, Aktienexperte wO Börsenlounge
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