Berlin (ots) -
Wer sich um die Kinder kümmert - das ist in deutschen Partnerschaften noch immer vergleichsweise traditionell organisiert: Die Mütter kümmern sich, die Väter gehen arbeiten. An diesem alten Rollenmuster hat sich wenig geändert. Auch wenn gesellschaftlich und politisch gleichberechtigte Beziehungs- und Kindererziehungsmodelle längst erwünscht und breit diskutiert sind.
Jetzt wollen Teile der Ampel Vätern per Gesetz ermöglichen, zwei Wochen nach der Geburt des eigenen Kindes zu Hause zu bleiben, um sich um Mutter und Nachwuchs kümmern zu können. Familienstartzeit nennt sich das, was von Familienministerinnen der Grünen schon seit einiger Zeit politisch geplant wird, aber weiter auf sich warten lässt, weil die FDP bei dem Vorhaben bremst. Vätern müsste das eigentlich egal sein. Denn wie viel sich Männer nach der Geburt und darüber hinaus um die eigenen Kinder kümmern dürfen, muss kein Staat vorschreiben. Es liegt an jedem Vater selbst.
Gesetzliche Regelungen, die auch Vätern erlauben, Arbeitszeit zu reduzieren oder vom Beruf eine vorübergehende Auszeit zu nehmen, um sich dem Nachwuchs zu widmen, gibt es ausreichend: Väter wie Mütter dürfen Elternzeit nehmen. Und auch Teilzeit ist nicht nur eine Sache für Frauen, auch wenn manche Statistiken diesen Eindruck erwecken mögen.
Vergleichsweise neu sind Zahlen, die vor zwei Jahren vom Statistischen Bundesamt herausgegeben wurden: Demnach waren fast zwei Drittel (65,5 Prozent) aller erwerbstätigen Frauen in Teilzeit tätig, Väter hingegen nur zu 7,1 Prozent. Erschreckenderweise hat sich daran binnen zehn Jahren nur wenig geändert. 2010 lag die Teilzeitquote von Vätern bei 5,4 Prozent, die von Müttern bei 64,2 Prozent. Damit verbunden sind für Frauen vielfach nicht nur Nachteile in Bezug auf die eigene berufliche Laufbahn, sondern auch später bei der eigenen Rente. Wer zu lange in Teilzeit gearbeitet hat, erhält bei der staatlichen Altersvorsorge oft deutlich weniger Geld als Vollzeitbeschäftigte. Das ist die viel beschriebene Teilzeitfalle.
Auch bei der Elternzeit zeigte sich 2022 das Ungleichgewicht zwischen Frau und Mann. Nur ein Viertel der Väter nahm Elternzeit - im Durchschnitt über 3,6 Monate. Frauen blieben hingegen durchschnittlich 14,6 Monate beim Kind. Auch diese Zahlen zeigen: Wenn Männer die Wahl haben, wählen sie die Arbeit - Vollzeit statt Vaterschaft!
In erster Linie sind Männer gefragt, das zu ändern. Wer mehr Zeit für Kinder haben will, sollte das einfordern. Einen Rechtsanspruch auf Elternzeit und Teilzeit gibt es gegenüber dem Arbeitgeber ohnehin. Widerspruch in der Sache dürfte zudem kaum mehr angemessen sein. Und ohnehin dürften Unternehmen in den kommenden Jahren wegen des weiter voranschreitenden Fachkräftemangels viele weitere Schritte auf ihre Beschäftigten zugehen müssen. Denn wer im Wettbewerb um kluge Köpfe punkten will, muss es auch für Männer ermöglichen, Job und Familie besser als bislang unter einen Hut zu kriegen.
Männer müssen aber auch selbst lernen, das tradierte Rollendenken zu überwinden. Wenn der Mann nicht mehr Hauptverdiener ist, muss er das auch aushalten können. Der Stundenlohn für Windelnwechseln, Breifüttern oder Babywiegen steht auf keinem Gehaltszettel - und der Nachwuchs spricht auch keine Beförderung aus, wenn man das mal besonders gut gemacht hat. Daran aber dürfte sich auch mit weiteren politischen Rahmengesetzgebungen nichts ändern.
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Wer sich um die Kinder kümmert - das ist in deutschen Partnerschaften noch immer vergleichsweise traditionell organisiert: Die Mütter kümmern sich, die Väter gehen arbeiten. An diesem alten Rollenmuster hat sich wenig geändert. Auch wenn gesellschaftlich und politisch gleichberechtigte Beziehungs- und Kindererziehungsmodelle längst erwünscht und breit diskutiert sind.
Jetzt wollen Teile der Ampel Vätern per Gesetz ermöglichen, zwei Wochen nach der Geburt des eigenen Kindes zu Hause zu bleiben, um sich um Mutter und Nachwuchs kümmern zu können. Familienstartzeit nennt sich das, was von Familienministerinnen der Grünen schon seit einiger Zeit politisch geplant wird, aber weiter auf sich warten lässt, weil die FDP bei dem Vorhaben bremst. Vätern müsste das eigentlich egal sein. Denn wie viel sich Männer nach der Geburt und darüber hinaus um die eigenen Kinder kümmern dürfen, muss kein Staat vorschreiben. Es liegt an jedem Vater selbst.
Gesetzliche Regelungen, die auch Vätern erlauben, Arbeitszeit zu reduzieren oder vom Beruf eine vorübergehende Auszeit zu nehmen, um sich dem Nachwuchs zu widmen, gibt es ausreichend: Väter wie Mütter dürfen Elternzeit nehmen. Und auch Teilzeit ist nicht nur eine Sache für Frauen, auch wenn manche Statistiken diesen Eindruck erwecken mögen.
Vergleichsweise neu sind Zahlen, die vor zwei Jahren vom Statistischen Bundesamt herausgegeben wurden: Demnach waren fast zwei Drittel (65,5 Prozent) aller erwerbstätigen Frauen in Teilzeit tätig, Väter hingegen nur zu 7,1 Prozent. Erschreckenderweise hat sich daran binnen zehn Jahren nur wenig geändert. 2010 lag die Teilzeitquote von Vätern bei 5,4 Prozent, die von Müttern bei 64,2 Prozent. Damit verbunden sind für Frauen vielfach nicht nur Nachteile in Bezug auf die eigene berufliche Laufbahn, sondern auch später bei der eigenen Rente. Wer zu lange in Teilzeit gearbeitet hat, erhält bei der staatlichen Altersvorsorge oft deutlich weniger Geld als Vollzeitbeschäftigte. Das ist die viel beschriebene Teilzeitfalle.
Auch bei der Elternzeit zeigte sich 2022 das Ungleichgewicht zwischen Frau und Mann. Nur ein Viertel der Väter nahm Elternzeit - im Durchschnitt über 3,6 Monate. Frauen blieben hingegen durchschnittlich 14,6 Monate beim Kind. Auch diese Zahlen zeigen: Wenn Männer die Wahl haben, wählen sie die Arbeit - Vollzeit statt Vaterschaft!
In erster Linie sind Männer gefragt, das zu ändern. Wer mehr Zeit für Kinder haben will, sollte das einfordern. Einen Rechtsanspruch auf Elternzeit und Teilzeit gibt es gegenüber dem Arbeitgeber ohnehin. Widerspruch in der Sache dürfte zudem kaum mehr angemessen sein. Und ohnehin dürften Unternehmen in den kommenden Jahren wegen des weiter voranschreitenden Fachkräftemangels viele weitere Schritte auf ihre Beschäftigten zugehen müssen. Denn wer im Wettbewerb um kluge Köpfe punkten will, muss es auch für Männer ermöglichen, Job und Familie besser als bislang unter einen Hut zu kriegen.
Männer müssen aber auch selbst lernen, das tradierte Rollendenken zu überwinden. Wenn der Mann nicht mehr Hauptverdiener ist, muss er das auch aushalten können. Der Stundenlohn für Windelnwechseln, Breifüttern oder Babywiegen steht auf keinem Gehaltszettel - und der Nachwuchs spricht auch keine Beförderung aus, wenn man das mal besonders gut gemacht hat. Daran aber dürfte sich auch mit weiteren politischen Rahmengesetzgebungen nichts ändern.
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