Zürich/Hambela Wamena (ots) -
Das Schweizer Hilfswerk Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) nimmt seine Arbeit in einem neuen Projektgebiet auf: Hambela Wamena ist so gross wie der Kanton Schwyz. In dem abgelegenen Distrikt in Südäthiopien haben lediglich elf Prozent der Menschen sauberes Trinkwasser. Die Landwirtschaft auf winzigen Flächen kann die Bevölkerung nicht ernähren. Die meisten Familien müssen viele Monate im Jahr ihre Ernährung einschränken. Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) entwickelt den Bezirk nun mit einheimischen Beraterinnen und Beratern, die dauerhaft unter der Landbevölkerung leben.
Am Anfang stand eine umfangreichen Basis-Studie Mitte des vergangenen Jahres. Einheimische Sozialwissenschaftler befragten insgesamt 373 zufällig ausgewählte Familien in Hambela Wamena. Demnach gab nur ein Prozent der befragten Haushalte in dem südäthiopischen Distrikt an, drei Mahlzeiten am Tag einzunehmen. Aus Armut essen die Menschen gewöhnlich nur zwei Mal. In den Monaten vor der nächsten Ernte müssen viele Familien auf eine kleine Mahlzeit pro Tag reduzieren. Drei von zehn Einwohnern müssen bis zu vier Monate lang den Gürtel enger schnallen. Fast siebzig Prozent der Familien, die nicht genug haben, hungern gar fünf bis acht Monate im Jahr.
Meist essen die Menschen Kotscho, ein in Äthiopien weit verbreitetes brotähnliches Lebensmittel, das aus der Stärke der Ensete ("Falsche Banane") gewonnen wird. Diese einseitige Ernährung hemmt die Kinder in ihrer Entwicklung und gefährdet ihre Gesundheit.
Die grösste Gesundheitsgefahr für die Kinder ist aber die Wasserversorgung. Die meisten Familien schöpfen ihr Trinkwasser aus Wasserläufen und ungesicherten Quellen. Lediglich elf Prozent der Menschen haben Zugang zu Brunnen.
So gut wie keine Infrastruktur
Hambela Wamena ist mit 871 Quadratkilometern ungefähr so gross wie der Kanton Schwyz, hat aber 50'000 Einwohner mehr: In dem äthiopischen Bezirk leben die rund 214'000 Menschen fast ohne Infrastruktur. Industrie hat sich nie angesiedelt. Handwerk existiert nur rudimentär. Der Handel ist eingeschränkt, denn es gibt so gut wie keine asphaltierten Strassen. Die Staubpisten verwandeln sich in der langen Regenzeit zwischen April und Oktober an vielen Tage in Rutschbahnen aus Schlamm. Auch Banken gibt es keine. Die Kleinbauern haben nur die Möglichkeit, bei privaten Verleihern an Geld zu kommen, um Saatgut oder Dünger kaufen zu können - zu Wucherzinsen von 100 Prozent und mehr.
Also bestellen sie ihre winzigen Felder auf ineffiziente Weise und ernten viel weniger, als sie könnten. Im Durchschnitt haben die Familien nur 0,6 Hektar Land zur Verfügung - das ist weniger als die Fläche eines Fussbalfeldes. Die Familien mit durchschnittlich sieben Mitgliedern lassen sich so nicht ernähren.
Hilfe zur Selbstentwicklung
Die Erkenntnisse aus der Baseline-Studie gingen in die Entwicklung des Projektes von Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) ein - anhand der Daten kann der Fortschritt und der Erfolg der Intervention gemessen werden. Wesentlich für das Design der Hilfsmassnahmen sind auch die Erfahrungen in den benachbarten Distrikten Abaya und Gelana. Dort ist Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) seit acht Jahren in einem ähnlichen ländlichen Entwicklungsprojekt aktiv, konnte in dieser Zeit die Aktivitäten optimieren. "Der Schlüssel liegt immer in der Kooperation mit der Bevölkerung", betont Kelsang Kone, Geschäftsführer von Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/). "Nur wenn die Taglöhner und Kleinbauern sich selbst engagieren, ist Wandel möglich."
Entscheidend für das Projekt auch in Hambela Wamena sind die einheimischen Projektmitarbeiter. Äthiopische Landwirtschaftsberater und Sozialarbeiterinnen leben in den Dörfern des Projektgebiets und arbeiten auf Augenhöhe mit der Bevölkerung. So können auch sensible Themen wie Familienplanung angesprochen werden.
Das Ziel ist Armutsmigration in die Städte zu verhindern. Die Fachleute zeigen den Kleinbauern moderne und angepasste Bewirtschaftungsmethoden und wie sie ihre Ernten diversifizieren können, etwa mit proteinreichen Hülsenfrüchten. Saatgut und Vieh werden als eine Art Darlehen im Rahmen von Kooperativen vergeben. Die Bauern zahlen diese Inputs binnen zwei Jahren an die Kooperative zurück.
Gemeinsam Sparen macht stark
Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) hilft den Kleinbauern dabei, Spargruppen und Genossenschaften aufzubauen. So können die Familien Zwischenhändler umgehen und sich von den Wucherzinsen privater Geldverleiher befreien.
In diesen Zusammenschlüssen können die Fachleute auch ihre Schulungen anbieten. "Der Boden ist übernutzt und teils erodiert. Wir schulen die Bauern im Schutz des Mutterbodens", erläutert Kelsang Kone. "Wir zeigen ihnen angepasste Methoden, die im Klimawandel bestehen, etwa Agroforstwirtschaft, wo unter Schattenbäumen Kaffeesträucher und Gemüse gedeihen." Daneben sollen 16 neue Wasserstellen entstehen und zehn Brunnen repariert werden, um 4000 Menschen zu versorgen.
Familien brauchen Planung
Begleitend zu den landwirtschaftlichen Schulungen klären die Beraterinnen und Berater über Familienplanung auf. An 13 Schulen entstehen Schülerclubs, die über reproduktive Gesundheit informieren - damit die Frauen wissen, welche Verhütungsmittel sie in den staatlichen Gesundheitsstationen verlangen können und nur die Zahl der Kinder bekommen, die sie tatsächlich wollen.
Binnen drei Jahren soll so das Dasein von 3600 Tagelöhner- und Kleinbauern-Familien mit insgesamt 25'000 Mitglieder verbessert werden. Die derzeit noch hungernde Bevölkerung soll bessere Ernten und Einkommen erzielen, um in ihren Heimatdörfern ein stabiles und menschenwürdiges Leben führen zu können.
Menschen für Menschen setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet. Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.
Spendenkonto:
Postkonto 90-700 000-4
IBAN: CH97 0900 0000 9070 0000 4
Online spenden: www.mfm.ch
Pressekontakt:
Für zusätzliche Informationen oder Interviews mit Experten, wenden Sie sich bitte an:
Michael Kesselring | m.kesselring@mfm.ch | Tel.: +41 (0)43 499 10 60
Original-Content von: Stiftung Menschen für Menschen Schweiz, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100007199/100915846
Das Schweizer Hilfswerk Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) nimmt seine Arbeit in einem neuen Projektgebiet auf: Hambela Wamena ist so gross wie der Kanton Schwyz. In dem abgelegenen Distrikt in Südäthiopien haben lediglich elf Prozent der Menschen sauberes Trinkwasser. Die Landwirtschaft auf winzigen Flächen kann die Bevölkerung nicht ernähren. Die meisten Familien müssen viele Monate im Jahr ihre Ernährung einschränken. Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) entwickelt den Bezirk nun mit einheimischen Beraterinnen und Beratern, die dauerhaft unter der Landbevölkerung leben.
Am Anfang stand eine umfangreichen Basis-Studie Mitte des vergangenen Jahres. Einheimische Sozialwissenschaftler befragten insgesamt 373 zufällig ausgewählte Familien in Hambela Wamena. Demnach gab nur ein Prozent der befragten Haushalte in dem südäthiopischen Distrikt an, drei Mahlzeiten am Tag einzunehmen. Aus Armut essen die Menschen gewöhnlich nur zwei Mal. In den Monaten vor der nächsten Ernte müssen viele Familien auf eine kleine Mahlzeit pro Tag reduzieren. Drei von zehn Einwohnern müssen bis zu vier Monate lang den Gürtel enger schnallen. Fast siebzig Prozent der Familien, die nicht genug haben, hungern gar fünf bis acht Monate im Jahr.
Meist essen die Menschen Kotscho, ein in Äthiopien weit verbreitetes brotähnliches Lebensmittel, das aus der Stärke der Ensete ("Falsche Banane") gewonnen wird. Diese einseitige Ernährung hemmt die Kinder in ihrer Entwicklung und gefährdet ihre Gesundheit.
Die grösste Gesundheitsgefahr für die Kinder ist aber die Wasserversorgung. Die meisten Familien schöpfen ihr Trinkwasser aus Wasserläufen und ungesicherten Quellen. Lediglich elf Prozent der Menschen haben Zugang zu Brunnen.
So gut wie keine Infrastruktur
Hambela Wamena ist mit 871 Quadratkilometern ungefähr so gross wie der Kanton Schwyz, hat aber 50'000 Einwohner mehr: In dem äthiopischen Bezirk leben die rund 214'000 Menschen fast ohne Infrastruktur. Industrie hat sich nie angesiedelt. Handwerk existiert nur rudimentär. Der Handel ist eingeschränkt, denn es gibt so gut wie keine asphaltierten Strassen. Die Staubpisten verwandeln sich in der langen Regenzeit zwischen April und Oktober an vielen Tage in Rutschbahnen aus Schlamm. Auch Banken gibt es keine. Die Kleinbauern haben nur die Möglichkeit, bei privaten Verleihern an Geld zu kommen, um Saatgut oder Dünger kaufen zu können - zu Wucherzinsen von 100 Prozent und mehr.
Also bestellen sie ihre winzigen Felder auf ineffiziente Weise und ernten viel weniger, als sie könnten. Im Durchschnitt haben die Familien nur 0,6 Hektar Land zur Verfügung - das ist weniger als die Fläche eines Fussbalfeldes. Die Familien mit durchschnittlich sieben Mitgliedern lassen sich so nicht ernähren.
Hilfe zur Selbstentwicklung
Die Erkenntnisse aus der Baseline-Studie gingen in die Entwicklung des Projektes von Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) ein - anhand der Daten kann der Fortschritt und der Erfolg der Intervention gemessen werden. Wesentlich für das Design der Hilfsmassnahmen sind auch die Erfahrungen in den benachbarten Distrikten Abaya und Gelana. Dort ist Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) seit acht Jahren in einem ähnlichen ländlichen Entwicklungsprojekt aktiv, konnte in dieser Zeit die Aktivitäten optimieren. "Der Schlüssel liegt immer in der Kooperation mit der Bevölkerung", betont Kelsang Kone, Geschäftsführer von Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/). "Nur wenn die Taglöhner und Kleinbauern sich selbst engagieren, ist Wandel möglich."
Entscheidend für das Projekt auch in Hambela Wamena sind die einheimischen Projektmitarbeiter. Äthiopische Landwirtschaftsberater und Sozialarbeiterinnen leben in den Dörfern des Projektgebiets und arbeiten auf Augenhöhe mit der Bevölkerung. So können auch sensible Themen wie Familienplanung angesprochen werden.
Das Ziel ist Armutsmigration in die Städte zu verhindern. Die Fachleute zeigen den Kleinbauern moderne und angepasste Bewirtschaftungsmethoden und wie sie ihre Ernten diversifizieren können, etwa mit proteinreichen Hülsenfrüchten. Saatgut und Vieh werden als eine Art Darlehen im Rahmen von Kooperativen vergeben. Die Bauern zahlen diese Inputs binnen zwei Jahren an die Kooperative zurück.
Gemeinsam Sparen macht stark
Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch/) hilft den Kleinbauern dabei, Spargruppen und Genossenschaften aufzubauen. So können die Familien Zwischenhändler umgehen und sich von den Wucherzinsen privater Geldverleiher befreien.
In diesen Zusammenschlüssen können die Fachleute auch ihre Schulungen anbieten. "Der Boden ist übernutzt und teils erodiert. Wir schulen die Bauern im Schutz des Mutterbodens", erläutert Kelsang Kone. "Wir zeigen ihnen angepasste Methoden, die im Klimawandel bestehen, etwa Agroforstwirtschaft, wo unter Schattenbäumen Kaffeesträucher und Gemüse gedeihen." Daneben sollen 16 neue Wasserstellen entstehen und zehn Brunnen repariert werden, um 4000 Menschen zu versorgen.
Familien brauchen Planung
Begleitend zu den landwirtschaftlichen Schulungen klären die Beraterinnen und Berater über Familienplanung auf. An 13 Schulen entstehen Schülerclubs, die über reproduktive Gesundheit informieren - damit die Frauen wissen, welche Verhütungsmittel sie in den staatlichen Gesundheitsstationen verlangen können und nur die Zahl der Kinder bekommen, die sie tatsächlich wollen.
Binnen drei Jahren soll so das Dasein von 3600 Tagelöhner- und Kleinbauern-Familien mit insgesamt 25'000 Mitglieder verbessert werden. Die derzeit noch hungernde Bevölkerung soll bessere Ernten und Einkommen erzielen, um in ihren Heimatdörfern ein stabiles und menschenwürdiges Leben führen zu können.
Menschen für Menschen setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet. Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.
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