FRANKFURT/ESCHBORN (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse hat dank höherer Zinsen und Zukäufe wie erwartet ihren Rekordlauf fortgesetzt. Zudem spielten dem Börsenbetreiber die regen Handelsaktivitäten an den Märkten und gute Geschäfte im Handel mit Gas- und Stromprodukten in die Karten. Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen dank des für sie günstigen Umfelds und des Effekts einer großen Übernahme weiterhin mit kräftigen Zuwächsen.
2023 sei der Nettoerlös um 17 Prozent auf knapp 5,1 Milliarden Euro gestiegen, teilte der im Dax notierte Konzern am Mittwoch in Frankfurt mit. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte ebenfalls um 17 Prozent auf etwas mehr als 2,9 Milliarden Euro. Die Dividende soll um 20 Cent auf 3,80 Euro je Aktie erhöht werden. Das Ergebnis des vergangenen Jahres, die Dividende und die Ziele für 2024 liegen im Rahmen der Expertenerwartungen.
Im laufenden Jahr erwartet die Gruppe ein Wachstum der Nettoerlöse auf mehr als 5,6 Milliarden Euro und einen Anstieg des Ebitda auf mehr als 3,2 Milliarden Euro. Neben organischem Wachstum werde die Konsolidierung von Simcorp einen wichtigen Teil dazu beitragen. Zudem rechnet der Konzern derzeit mit leichtem zyklischen Gegenwind durch mögliche Senkungen der US-Leitzinsen. Steigende Marktvolatilität oder auf aktuellem Niveau verbleibende Leitzinsen würden sich nach eigenen Angaben positiv auf die eigene Erwartung auswirken.
"Wir konnten unsere Rekord-Umsätze und -Gewinne des Vorjahres weiter stark steigern, wobei uns dabei auch der kräftige zyklische Rückenwind hoher Zinsen geholfen hat. Zudem ist uns die strategisch wichtige Akquisition von Simcorp gelungen - ein Meilenstein zum Ausbau unseres Geschäfts", sagte Konzernchef Theodor Weimer. "Mit unserer neuen Strategie Horizon 2026 sind die Weichen für den weiteren Wachstumskurs der Gruppe gestellt. Das neue Segment Investment Management Solutions, das die immer wichtiger werdenden Asset Manager als Zielgruppe hat, wird von uns systematisch weiter ausgebaut."
Der seit Anfang 2018 amtierende Unternehmenschef hatte im November angekündigt, dass der Konzern bis 2026 jedes Jahr zweistellig wachsen dürfte - auch der Gewinn soll deutlich zulegen. Die Mittelfristziele und die Mitte Oktober veröffentlichten Quartalszahlen hatte die Aktie der Deutsche Börse beflügelt. Im Januar war das Papier zeitweise mehr als 190 Euro wert und damit so teuer wie noch nie; aktuell liegt sie nur leicht darunter.
Die Aktie der Deutschen Börse zählte nicht nur in den vergangenen Monaten zu den Gewinnern bei den deutschen Standardwerten. Seit Weimers Amtsantritt Anfang 2018 stieg der Börsenwert des Unternehmens um etwas mehr als 90 Prozent auf rund 35 Milliarden Euro. Damit zählt die Deutsche Börse in diesem Zeitraum zu den zehn besten der 40 Dax-Werte. Nach der Veröffentlichung der Jahreszahlen am Mittwochabend legte die Aktie im nachbörslichen Handel bei Tradegate leicht zu.
Ein weiterer Grund für den jüngsten Höhenflug der Aktie war das Anfang Januar gestartete Aktienrückkaufprogramm - das erste seit sechs Jahren. Bis längstens 3. Mai will der Konzern eigene Papiere für bis zu 300 Millionen Euro zurückkaufen. Bislang hat es Aktien im Gegenwert von rund der Hälfte erworben.
Ein Grund für das erwartet hohe Wachstum im laufenden und den kommenden Jahren ist der Beitrag des dänischen Softwareanbieters Simcorp, dessen Übernahme vor Kurzem abgeschlossen wurde. Die Deutsche Börse hatte sich das Unternehmen 3,9 Milliarden Euro kosten lassen - es ist damit die größte Übernahme der Firmengeschichte. Der Frankfurter Marktbetreiber will damit sein Geschäft mit Daten stärken und sich unabhängiger von Schwankungen an den Finanzmärkten machen.
Weimer hatte Ende Juni gesagt, er sehe die Simcorp-Übernahme als letztes großes Geschäft seiner Amtszeit. Der Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstand Gregor Pottmeyer stellen sich am Donnerstag (8. Februar) den Fragen von Journalisten und Analysten. Für Weimer ist es die letzte Bilanz-Pressekonferenz als Deutsche-Börse-Chef. Ende Juni hatte der Manager gesagt, er strebe keine weitere Amtszeit an. Weimers Vertrag läuft am 31. Dezember 2024 aus./lfi/zb/he