Köln (ots) -
Es gab wohl keinen anderen Weg. Wenn der Präsident seinem obersten General nicht mehr vertraut, dann muss der General gehen. Das hat der bisherige ukrainische Generalstabschef Walerij Saluschnyj jetzt erfahren müssen. In einer westlichen Demokratie hat die Politik das Sagen, nicht das Militär.
Spätestens seit Saluschnyij im letzten Herbst eine - übrigens vorzügliche - Analyse der Perspektiven im Abwehrkrieg gegen die russische Aggression veröffentlichte, war diese Beziehung in Frage gestellt. Denn Saluschnyj hatte seine sehr grundsätzlichen Ausführungen nicht mit dem Präsidenten abgestimmt. Ein Kommunikationsdesaster war die Folge, weil Saluschnyjs Äußerungen vielfach verkürzt als Eingeständnis eines Patts gelesen wurden.
Selenskyj muss nun aufpassen, dass der Wechsel zu Oleksandr Syrskyj nicht im nächsten kommunikativen Großschaden mündet. Es geht nicht darum, dass Syrskyj fachlich irgendetwas vorzuwerfen wäre.
Aber was wollte Selenskyj eigentlich sagen, als er vor ein paar Tagen einen "Neustart" ankündigte und nun von einer zu ändernden Strategie sprach - wohlgemerkt mit einem General an der Spitze, der großen Anteil an den bisherigen Entscheidungen hatte? Was soll Syrskyj überhaupt grundsätzlich anders machen als bisher?
Das Problem ist weniger militärischer als politischer Natur. Ob mit Saluschnyj oder Syrskyj an der Spitze, das ukrainische Militär verfügt über ein großes Reservoir hervorragender Generäle und Offiziere, die mit ihren Leuten ihren Job machen - vom Luftschlag über die amphibische Operation vor der Krim bis zum Sabotageakt tief in russischem Gebiet. Aber mit Saluschnyj tritt eine Integrationsfigur ab, die über alle politischen Lager hinweg Ansehen genoss und zuletzt in einer Erhebung des Kiewer Soziologen besser abschnitt als der Präsident selbst.
Syrskyj dagegen hat Gegner, die seinen Ruf zu schädigen versuchen und ihn einem Lager zurechnen werden: dem des selbst umstrittenen Präsidenten, der im Fanfarenton hohe Erwartungen weckt. Als wäre die Aufgabe nicht schwer genug, bei bröckelnder westlicher Unterstützung einen Gegner abzuwehren, dessen Staatschef Wladimir Putin - wie gerade bei Tucker Carlson zu hören - eine Niederlage für undenkbar hält, im Klartext: der seinen irrwitzigen Eroberungsfeldzug auch um den Preis Hunderttausender Toter auf eigener Seite nicht abbrechen will.
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Kölnische Rundschau
Raimund Neuß
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Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/70111/5711210
Es gab wohl keinen anderen Weg. Wenn der Präsident seinem obersten General nicht mehr vertraut, dann muss der General gehen. Das hat der bisherige ukrainische Generalstabschef Walerij Saluschnyj jetzt erfahren müssen. In einer westlichen Demokratie hat die Politik das Sagen, nicht das Militär.
Spätestens seit Saluschnyij im letzten Herbst eine - übrigens vorzügliche - Analyse der Perspektiven im Abwehrkrieg gegen die russische Aggression veröffentlichte, war diese Beziehung in Frage gestellt. Denn Saluschnyj hatte seine sehr grundsätzlichen Ausführungen nicht mit dem Präsidenten abgestimmt. Ein Kommunikationsdesaster war die Folge, weil Saluschnyjs Äußerungen vielfach verkürzt als Eingeständnis eines Patts gelesen wurden.
Selenskyj muss nun aufpassen, dass der Wechsel zu Oleksandr Syrskyj nicht im nächsten kommunikativen Großschaden mündet. Es geht nicht darum, dass Syrskyj fachlich irgendetwas vorzuwerfen wäre.
Aber was wollte Selenskyj eigentlich sagen, als er vor ein paar Tagen einen "Neustart" ankündigte und nun von einer zu ändernden Strategie sprach - wohlgemerkt mit einem General an der Spitze, der großen Anteil an den bisherigen Entscheidungen hatte? Was soll Syrskyj überhaupt grundsätzlich anders machen als bisher?
Das Problem ist weniger militärischer als politischer Natur. Ob mit Saluschnyj oder Syrskyj an der Spitze, das ukrainische Militär verfügt über ein großes Reservoir hervorragender Generäle und Offiziere, die mit ihren Leuten ihren Job machen - vom Luftschlag über die amphibische Operation vor der Krim bis zum Sabotageakt tief in russischem Gebiet. Aber mit Saluschnyj tritt eine Integrationsfigur ab, die über alle politischen Lager hinweg Ansehen genoss und zuletzt in einer Erhebung des Kiewer Soziologen besser abschnitt als der Präsident selbst.
Syrskyj dagegen hat Gegner, die seinen Ruf zu schädigen versuchen und ihn einem Lager zurechnen werden: dem des selbst umstrittenen Präsidenten, der im Fanfarenton hohe Erwartungen weckt. Als wäre die Aufgabe nicht schwer genug, bei bröckelnder westlicher Unterstützung einen Gegner abzuwehren, dessen Staatschef Wladimir Putin - wie gerade bei Tucker Carlson zu hören - eine Niederlage für undenkbar hält, im Klartext: der seinen irrwitzigen Eroberungsfeldzug auch um den Preis Hunderttausender Toter auf eigener Seite nicht abbrechen will.
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