Wien (ots) -
Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein und das Wien um 1700
Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657-1712) war nicht nur eine herausragende Persönlichkeit des Fürstenhauses Liechtenstein, sondern reihte sich als leidenschaftlicher Kunstsammler unter die bedeutendsten Mäzene seiner Zeit. Mit den beiden Prachtbauten, dem Gartenpalais in der Rossau und dem Stadtpalais nahe der Hofburg, ließ er eindrucksvolle Monumente errichten und trieb als ambitionierter Bauherr die Entwicklung eines neuen Stadtteils, des noch heute bestehenden Lichtentals, voran.
»In der Person von Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein vereinigten sich unternehmerisches Denken und die barocke Freude an den schönen Künsten. Es ist ein besonderes Anliegen unserer Familie, diese einzigartige Symbiose in dem von ihm errichteten Wiener Gartenpalais der Öffentlichkeit zugänglich zu machen«, betont Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein. »Die Sonderausstellung HERKULES DER KÜNSTE zeigt vorwiegend Meisterwerke aus der Kunstsammlung Johann Adam Andreas', die man ergänzend über die digitalen Angebote der Fürstlichen Sammlungen entdecken kann.«
Der Direktor der Fürstlichen Sammlungen, Dr. Stephan Koja, sieht in ihm eine entscheidende Persönlichkeit: »Im Rückblick der Geschichte erweist sich Fürst Johann Adam Andreas als eine der zentralen Gestalten des Hauses Liechtenstein - in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht, besonders aber als einer der großzügigsten Förderer der Künste. Was an ihm fasziniert ist sein hoher Anspruch, sein unbedingter Wille zur Exzellenz - so lässt er zwei der grandiosesten Barockpalais in Wien errichten und holt sich die Architekten und Künstler dazu eigens aus Italien. Und er kauft nicht nur in großem Stil in ganz Europa Kunstwerke von höchster Qualität, sondern entwickelt eigene Kennerschaft, folgt dabei seiner persönlichen Leidenschaft.
Zudem öffnet er die Liechtenstein'sche Galerie erstmals für Kunstinteressierte - und sorgt so dafür, dass die Kunstsammlungen legendären Status erlangen und bis heute Anziehungspunkte für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt bilden.«
Ab 1684 regierender Fürst von Liechtenstein, reorganisierte Johann Adam Andreas die Verwaltung seiner Herrschaften. Mit den Ankäufen der Reichsherrschaft Schellenberg und der Reichsgrafschaft Vaduz legte er den Grundstein für das zukünftige Reichsfürstentum Liechtenstein. Sein wirtschaftlicher Erfolg schuf die Voraussetzungen für umfassende Bauvorhaben - insbesondere in Wien - und die Erweiterung seiner außerordentlichen Kunstsammlungen. Die Sonderausstellung beleuchtet mit rund 170 Werken unterschiedlicher Gattungen nicht nur die Errungenschaften und wichtigsten Bauvorhaben des Fürsten, sondern auch seine Sammelleidenschaft, deren Schwerpunkt neben der italienischen Kunst auf der flämischen Malerei lag.
Die Leidenschaft des Sammelns
So tätigte Johann Adam Andreas wichtige Ankäufe wie den bedeutenden Decius-Mus-Zyklus von Peter Paul Rubens, Gemälde von Anthonis van Dyck und Marcantonio Franceschini oder Bronzeskulpturen des Florentiner Hofkünstlers Massimiliano Soldani-Benzi.
In einem Raum des Gartenpalais können Besucherinnen und Besucher der Sonderausstellung die Fülle fürstlichen Sammelns in dichter Hängung nachvollziehen. Die intime Atmosphäre der Historischen Bibliothek lädt dazu ein, Stiche, Pläne, Karten sowie kostbare frühe Porzellane der Wiener Manufaktur Du Paquier zu entdecken.
Das Gartenpalais als Gesamtkunstwerk
Zahlreiche Bauprojekte zeugen vom Interesse des Fürsten an standesgemäßer Repräsentation, wie die Wiener Paläste in der Bankgasse und der Rossau eindrucksvoll belegen. Sowohl in seiner Sammeltätigkeit als auch in den ausgeführten Bauvorhaben zeigt sich dieser Anspruch, den der Fürst in der Tradition seines Vaters, Fürst Karl Eusebius I. von Liechtenstein (1611-1684), verfolgte. So werden in der Ausstellung von Johann Adam Andreas erworbene Kunstwerke präsentiert und die unter ihm errichteten Gebäude mit ihren Ausstattungen thematisiert.
Dem Gartenpalais kommt dabei eine besondere Rolle zu, da es nicht nur Ausstellungsort, sondern zugleich Kunstwerk ist, das die Vision des Fürsten begehbar und erfahrbar macht. Stiche von Salomon Kleiner dokumentieren die ursprüngliche Anlage von Palais, Garten und Nebengebäuden und lassen Strukturen wiederauferstehen, die heute verloren sind. So etwa das von Johann Bernhard Fischer von Erlach erbaute Belvedere, das einst den Park des Gartenpalais nach Norden abschloss und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Neubau von Heinrich von Ferstel an der heutigen Alserbachstraße ersetzt wurde.
ITALIANITÀ
Um 1700 waren in Wien Künstler aus Italien von adeligen Bauherren und Sammlern umworben. Durch dynastische Beziehungen und den Dienst am kaiserlichen Hof gab es traditionell eine große italienische Gemeinschaft. Sie entfaltete ihren größten Einfluss im 17. und 18. Jahrhundert und zog sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Die italienische Kultur, die »Italianità«, blühte. Sie prägte das Stadtbild und schlug sich nicht zuletzt auch im Kunstverständnis von Johann Adam Andreas nieder.
Vor allem das Gartenpalais lässt die Orientierung an italienischen Vorbildern in Form und Fassadengestaltung erkennen, die sich im Innenraum fortsetzt: Die Vorliebe des Fürsten für italienische Kunst offenbarte sich in der Beauftragung von Malern, Architekten, Bildhauern und Stuckateuren aus Italien, unter anderen Domenico Martinelli, Giovanni Giuliani, Santino Bussi und Antonio Bellucci.
Ein Glanzpunkt der Ausstattung des Gartenpalais ist Andrea Pozzos Deckenfresko im Festsaal, das die allegorische Selbstinszenierung des Fürsten als neuen Herkules eindrucksvoll in Bilder überträgt. Die illusionistische Malerei - eine in den Himmel strebende Scheinarchitektur - versetzt beim Anblick der Taten des antiken Helden bis heute in Staunen. Im Rahmen der Sonderausstellung werden kostenlose Kurzvorträge über dieses Meisterwerk der profanen Deckenmalerei angeboten.
Die Gemälde mit mythologischen Darstellungen Marcantonio Franceschinis waren Teil der ursprünglichen Dekoration des Gartenpalais, wo einige von ihnen für die Dauer der Ausstellung gemeinsam in einem Raum präsentiert werden und ihre Wirkung durch ihre beeindruckende Größe und farbliche Intensität entfalten. Bronzen von Massimiliano Soldani-Benzi, einem Hofkünstler Cosimos III. de'Medici, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind, brachten antike Ideen und internationalen Glanz nach Wien.
Sonderausstellung HERKULES DER KÜNSTE Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein und das Wien um 1700 (16. Februar bis 1. April 2024) Gartenpalais Liechtenstein, Fürstengasse 1, 1090 Wien Täglich zwischen 10:00 und 18:00 Uhr, Eintritt frei Mehr Informationen zu HERKULES DER KÜNSTE und zu Führungen: www.liechtensteincollections.at www.palaisliechtenstein.com
Pressekontakt:
vielseitig ||| kommunikation, Valerie Besl
m: +43 664 833 9266, valerie.besl@vielseitig.co.at
www.vielseitig.co.at
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Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100089461/100916018
Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein und das Wien um 1700
Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657-1712) war nicht nur eine herausragende Persönlichkeit des Fürstenhauses Liechtenstein, sondern reihte sich als leidenschaftlicher Kunstsammler unter die bedeutendsten Mäzene seiner Zeit. Mit den beiden Prachtbauten, dem Gartenpalais in der Rossau und dem Stadtpalais nahe der Hofburg, ließ er eindrucksvolle Monumente errichten und trieb als ambitionierter Bauherr die Entwicklung eines neuen Stadtteils, des noch heute bestehenden Lichtentals, voran.
»In der Person von Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein vereinigten sich unternehmerisches Denken und die barocke Freude an den schönen Künsten. Es ist ein besonderes Anliegen unserer Familie, diese einzigartige Symbiose in dem von ihm errichteten Wiener Gartenpalais der Öffentlichkeit zugänglich zu machen«, betont Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein. »Die Sonderausstellung HERKULES DER KÜNSTE zeigt vorwiegend Meisterwerke aus der Kunstsammlung Johann Adam Andreas', die man ergänzend über die digitalen Angebote der Fürstlichen Sammlungen entdecken kann.«
Der Direktor der Fürstlichen Sammlungen, Dr. Stephan Koja, sieht in ihm eine entscheidende Persönlichkeit: »Im Rückblick der Geschichte erweist sich Fürst Johann Adam Andreas als eine der zentralen Gestalten des Hauses Liechtenstein - in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht, besonders aber als einer der großzügigsten Förderer der Künste. Was an ihm fasziniert ist sein hoher Anspruch, sein unbedingter Wille zur Exzellenz - so lässt er zwei der grandiosesten Barockpalais in Wien errichten und holt sich die Architekten und Künstler dazu eigens aus Italien. Und er kauft nicht nur in großem Stil in ganz Europa Kunstwerke von höchster Qualität, sondern entwickelt eigene Kennerschaft, folgt dabei seiner persönlichen Leidenschaft.
Zudem öffnet er die Liechtenstein'sche Galerie erstmals für Kunstinteressierte - und sorgt so dafür, dass die Kunstsammlungen legendären Status erlangen und bis heute Anziehungspunkte für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt bilden.«
Ab 1684 regierender Fürst von Liechtenstein, reorganisierte Johann Adam Andreas die Verwaltung seiner Herrschaften. Mit den Ankäufen der Reichsherrschaft Schellenberg und der Reichsgrafschaft Vaduz legte er den Grundstein für das zukünftige Reichsfürstentum Liechtenstein. Sein wirtschaftlicher Erfolg schuf die Voraussetzungen für umfassende Bauvorhaben - insbesondere in Wien - und die Erweiterung seiner außerordentlichen Kunstsammlungen. Die Sonderausstellung beleuchtet mit rund 170 Werken unterschiedlicher Gattungen nicht nur die Errungenschaften und wichtigsten Bauvorhaben des Fürsten, sondern auch seine Sammelleidenschaft, deren Schwerpunkt neben der italienischen Kunst auf der flämischen Malerei lag.
Die Leidenschaft des Sammelns
So tätigte Johann Adam Andreas wichtige Ankäufe wie den bedeutenden Decius-Mus-Zyklus von Peter Paul Rubens, Gemälde von Anthonis van Dyck und Marcantonio Franceschini oder Bronzeskulpturen des Florentiner Hofkünstlers Massimiliano Soldani-Benzi.
In einem Raum des Gartenpalais können Besucherinnen und Besucher der Sonderausstellung die Fülle fürstlichen Sammelns in dichter Hängung nachvollziehen. Die intime Atmosphäre der Historischen Bibliothek lädt dazu ein, Stiche, Pläne, Karten sowie kostbare frühe Porzellane der Wiener Manufaktur Du Paquier zu entdecken.
Das Gartenpalais als Gesamtkunstwerk
Zahlreiche Bauprojekte zeugen vom Interesse des Fürsten an standesgemäßer Repräsentation, wie die Wiener Paläste in der Bankgasse und der Rossau eindrucksvoll belegen. Sowohl in seiner Sammeltätigkeit als auch in den ausgeführten Bauvorhaben zeigt sich dieser Anspruch, den der Fürst in der Tradition seines Vaters, Fürst Karl Eusebius I. von Liechtenstein (1611-1684), verfolgte. So werden in der Ausstellung von Johann Adam Andreas erworbene Kunstwerke präsentiert und die unter ihm errichteten Gebäude mit ihren Ausstattungen thematisiert.
Dem Gartenpalais kommt dabei eine besondere Rolle zu, da es nicht nur Ausstellungsort, sondern zugleich Kunstwerk ist, das die Vision des Fürsten begehbar und erfahrbar macht. Stiche von Salomon Kleiner dokumentieren die ursprüngliche Anlage von Palais, Garten und Nebengebäuden und lassen Strukturen wiederauferstehen, die heute verloren sind. So etwa das von Johann Bernhard Fischer von Erlach erbaute Belvedere, das einst den Park des Gartenpalais nach Norden abschloss und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Neubau von Heinrich von Ferstel an der heutigen Alserbachstraße ersetzt wurde.
ITALIANITÀ
Um 1700 waren in Wien Künstler aus Italien von adeligen Bauherren und Sammlern umworben. Durch dynastische Beziehungen und den Dienst am kaiserlichen Hof gab es traditionell eine große italienische Gemeinschaft. Sie entfaltete ihren größten Einfluss im 17. und 18. Jahrhundert und zog sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Die italienische Kultur, die »Italianità«, blühte. Sie prägte das Stadtbild und schlug sich nicht zuletzt auch im Kunstverständnis von Johann Adam Andreas nieder.
Vor allem das Gartenpalais lässt die Orientierung an italienischen Vorbildern in Form und Fassadengestaltung erkennen, die sich im Innenraum fortsetzt: Die Vorliebe des Fürsten für italienische Kunst offenbarte sich in der Beauftragung von Malern, Architekten, Bildhauern und Stuckateuren aus Italien, unter anderen Domenico Martinelli, Giovanni Giuliani, Santino Bussi und Antonio Bellucci.
Ein Glanzpunkt der Ausstattung des Gartenpalais ist Andrea Pozzos Deckenfresko im Festsaal, das die allegorische Selbstinszenierung des Fürsten als neuen Herkules eindrucksvoll in Bilder überträgt. Die illusionistische Malerei - eine in den Himmel strebende Scheinarchitektur - versetzt beim Anblick der Taten des antiken Helden bis heute in Staunen. Im Rahmen der Sonderausstellung werden kostenlose Kurzvorträge über dieses Meisterwerk der profanen Deckenmalerei angeboten.
Die Gemälde mit mythologischen Darstellungen Marcantonio Franceschinis waren Teil der ursprünglichen Dekoration des Gartenpalais, wo einige von ihnen für die Dauer der Ausstellung gemeinsam in einem Raum präsentiert werden und ihre Wirkung durch ihre beeindruckende Größe und farbliche Intensität entfalten. Bronzen von Massimiliano Soldani-Benzi, einem Hofkünstler Cosimos III. de'Medici, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind, brachten antike Ideen und internationalen Glanz nach Wien.
Sonderausstellung HERKULES DER KÜNSTE Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein und das Wien um 1700 (16. Februar bis 1. April 2024) Gartenpalais Liechtenstein, Fürstengasse 1, 1090 Wien Täglich zwischen 10:00 und 18:00 Uhr, Eintritt frei Mehr Informationen zu HERKULES DER KÜNSTE und zu Führungen: www.liechtensteincollections.at www.palaisliechtenstein.com
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