DJ EZB/Buch: Bürger könnten hohe Bankgewinne ungerecht finden
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Nebeneinander hoher Bankgewinne und hoher finanzieller Belastung von Bürgern kann nach Aussage von Claudia Buch, neue Chefin der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), gesellschaftliche Probleme hervorrufen. Buch sagte laut veröffentlichtem Redetext in Brüssel: "Viele Menschen sind besorgt über steigende Kreditkosten und die finanzielle Belastung. Gleichzeitig sehen sie, dass die Banken hochprofitabel sind. Dies kann zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit führen."
Buch zufolge muss die EZB den Bürgern ihre Rolle als Aufsichtsbehörde erläutern und sicherstellen, dass die Banken widerstandsfähig bleiben, dass sie keine übermäßigen Risiken eingehen und dass sie auch in Stresszeiten widerstandsfähig bleiben. Die EZB appelliert seit geraumer Zeit an die Institute, die Aktionäre an den derzeit reichlich sprudelnden Gewinnen nicht übermäßig zu beteiligen. "Das derzeit gute Rentabilitätsniveau bietet die Möglichkeit, Puffer zur Abfederung von Schocks aufzubauen", sagte Buch.
Sie wies darauf hin, dass es bereits "deutliche Anzeichen" dafür gebe, dass sich die Asset-Qualität von Großbanken zu verschlechtern beginne. Außerdem seien neue Risiken, zum Beispiel solche politischen Ursprungs, nur schwer zu quantifizieren. Finanzdaten spiegelten das erhöhte Maß an politischer Unsicherheit nicht angemessen wider. "Dies könnte zu unerwarteten Marktreaktionen führen", warnte Buch.
Das Management des Liquiditätsrisikos erfordere daher große Aufmerksamkeit, nicht zuletzt, weil der Übergang der Zentralbanken von einer Politik der quantitativen Lockerung zu einer Politik der quantitativen Straffung die Märkte beeinflusse. Eigenkapital- und Liquiditätskennziffern seien wichtig, es brauche aber auch ein gutes Risikomanagement der Banken.
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February 12, 2024 11:21 ET (16:21 GMT)
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