TSCHERNIHIW (dpa-AFX) - Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) hat nach einem Besuch nordukrainischer Dörfer vor einem Vergessen des Krieges in der Ukraine gewarnt. "Der Krieg ist nicht vorbei, auch dort nicht, wo Häuser wieder aufgebaut und überfallene Menschen aus dem Keller befreit sind, in dem sie von russischen Soldaten eingesperrt worden waren", sagte Göring-Eckardt am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Es seien auch in den von russischen Truppen befreiten Gebieten weiter Raketen und Drohnen zu hören. Deutschland und Europa dürften sich daher nicht an den Kriegszustand gewöhnen, sagte sie am zweiten Tag ihres Ukraine-Besuches.
Gleichzeitig sei auch die Entschlossenheit der Ukrainer weiter zu spüren. "Es gibt eine völlige Klarheit darüber: Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen", sagte Göring-Eckardt. Es gebe zwar auch Anzeichen von Erschöpfung, aber die Abgabe von ukrainischen Territorien sei unmöglich. "Alle wissen, dann wird Putin seinen Krieg weiterführen, und er wird es als Aufforderung betrachten, weiter anzugreifen", betonte sie.
Das dringendste Problem sei aber weiter die Frage der Munition. In allen Gesprächen sei diese Frage noch vor dem Thema Wiederaufbau thematisiert worden. "Es geht um Munition, es geht um Luftabwehr. Es geht auch um die Reparatur der Geräte, die da sind", sagte die Grünen-Politikerin.
Göring-Eckardt ist für mehrere Tage in die Ukraine gereist. Neben Kiew und den Dörfern im Gebiet Tschernihiw ist ein Aufenthalt in der südukrainischen Hafenstadt Odessa geplant, die regelmäßig unter russischen Luftangriffen leidet. Die Ukraine wehrt mit westlicher Hilfe seit fast zwei Jahren eine russische Invasion ab./ast/DP/he