PARIS (dpa-AFX) - Die Internationale Energieagentur (IEA) hat auf ihrem Ministertreffen in Paris zu verstärkten Anstrengungen für eine Energiewende aufgerufen, um Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung zu begrenzen. Die weltweite Kapazität an erneuerbarer Energie müsse dazu bis 2030 verdreifacht werden, erklärte die Industriestaatenorganisation am Mittwoch nach zweitägigen Beratungen. Es seien dringend politische Maßnahmen nötig, um wirtschaftliche Hindernisse und geopolitische Spannungen zu überwinden, die dem Ausbau erneuerbarer Energie entgegenstehen, hieß es im Abschlussdokument des Spitzentreffens.
Ausdrückliche betonte die IEA die Rolle, die die Kernkraft beim Klimaschutz und der Energiewende spielen kann. "Die Länder, die sich für die Nutzung der Kernenergie entscheiden oder sie unterstützen, erkennen deren Potenzial als saubere Energiequelle, die die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern, die Klimakrise bewältigen und die globale Energiesicherheit verbessern kann", hieß es. Diese Länder sähen in der Kernenergie eine Grundlaststromquelle, die für Netzstabilität sorge und die Nutzung der Netzkapazitäten optimiere, während andere Länder andere Optionen wählten, um die gleichen Ziele zu erreichen.
IEA-Direktor Fatih Birol sagte, die Kernenergie sei eine Option, über die die Länder selber entscheiden müssten. Der Nutzen allerdings liege auf der Hand. Wie Frankreichs Industrieminister Roland Lescure sagte, sei entscheidend, dass preiswerte und klimafreundliche Energie verfügbar sei, in welcher Form das sei egal. "Die Zeit ideologischer Kriege ist vorbei." Anders als Deutschland, dass sich von der Atomkraft verabschiedet hat, setzt Frankreich auf den Bau neuer Kraftwerke und das Verlängern der Laufzeit bestehender Reaktoren.
Der IEA-Direktor wies die angesichts eines weltweiten Rekordverbrauchs von Öl und Kohle geäußerte Kritik zurück, die Energieagentur schätze die Aussichten einer Energiewende zu optimistisch ein. Für die Annahme, dass das Allzeit-Fördermaximum an Erdöl bis 2030 erreicht werde, spreche die Wende hin zur E-Mobilität sowie die wirtschaftliche Abkühlung in China, dem Hauptkonsumenten von Erdöl. Ölkonzerne in den USA und Europa teilten diese Einschätzung./evs/DP/he