"Früher wollten die Menschen Frieden, Demokratie und Freiheit. Nun fordern die Bürger andere Dinge. Es geht um Wohlstand, Jobs und Wachstum."
So äußerte sich der damalige EZB-Chef Mario Draghi auf der Konferenz von Sintra im Juni 2014, von Journalisten befragt nach der Zukunft Europas. Auch nach all den Jahren finde ich die Aussage immer noch verstörend, obwohl oder gerade weil sie (was ich damals energisch bestritten hätte) offenbar zutreffend beschreibt, wie demokratische Systeme von den Bürgern und Wählern immer mehr als eine lästige oder gar verzichtbare Begleiterscheinung von westlichen Wohlstandsgesellschaften angesehen werden - und nicht als deren Grundlage.
In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten erleben viele Menschen in Deutschland und Europa jedoch, dass die Versprechungen von Wohlstand und Wachstum nicht (mehr) einzulösen sind. Vielmehr wird von einer Krise zur nächsten gestolpert. Dabei entsteht zugleich bei einer großen Anzahl von Bürgern der Eindruck, dass an ihnen vorbei regiert wird, was zu stetig sinkender Wahlbeteiligung geführt hat und es Lautsprechern, Populisten, Spaltern und Extremisten erleichtert, den Diskurs zu bestimmen: sie proklamieren die sogenannten "einfachen Lösungen". Die etablierten politischen Parteien bzw. Regierungen haben dem wenig entgegenzusetzen. Zu sehr sind sie mit der Tagespolitik im Krisenmodus, sich selbst und dem individuellen Machterhalt beschäftigt. Wenn wir aber, wie es allerorten immer wieder betont wird, aus der Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts gelernt haben wollen - wie könnte eine kluge Reaktion auf diese Entwicklungen aussehen?
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