PARIS (dpa-AFX) - Ein Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hat auf der Landwirtschaftsmesse in Paris zu Tumulten geführt. Mehrere hundert Landwirte drangen am Samstag vor der Eröffnung gewaltsam in eine der Hallen ein. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Wie der Radiosender RTL berichtete, wurden acht Polizisten verletzt und sechs Bauern in Polizeigewahrsam genommen. Mit rund eineinhalbstündiger Verspätung wurde die Agrarmesse vor den Toren von Paris, weltweit die größte ihrer Art, für das Publikum eröffnet.
Pfiffe, Buhrufe und Parolen wie "Macron tritt zurück" begleiteten Macron auf seinem Rundgang. Das habe man in 60 Jahren Landwirtschaftsausstellung noch nie erlebt, sagte der Präsident der Internationalen Landwirtschaftsausstellung (SIA), Jean-Luc Poulain, der Zeitung "Le Figaro". Bis zu 800 Sicherheitskräfte sollen bei dem Besuch des Präsidenten im Einsatz gewesen sein. Am Nachmittag beruhigte sich die aufgeheizte Stimmung auf der Messe wieder. Macron blieb 13 Stunden dort. Wegen seiner Gespräche auf der Agrarmesse verzichtete der Präsident auch auf eine Teilnahme an der G7-Videokonferenz zum zweiten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Bevor Macron den Rundgang begann, hatte er sich mit Vertretern der wichtigsten Bauernverbände in einem geschlossenen Raum auf der Messe getroffen. Er rief zur Ruhe auf. Die Messe müsse gut und friedlich verlaufen. Die Protestierenden würden keinem ihrer Kollegen helfen, indem sie Stände zerstören, und die Messe unmöglich machen würden. Das sei kontraproduktiv, kritisierte das Staatsoberhaupt.
Macron versprach den Bauern eine Reihe von Maßnahmen, darunter einen Notfall-Finanzplan sowie die Verankerung von Landwirtschaft und Ernährung als "wichtiges Gemeinschaftsinteresse" in einem Gesetz. Zudem soll für jeden Sektor innerhalb von drei Wochen ein Mindestpreis festgelegt werden.
Bereits vor dem Beginn der bis zum 3. März dauernden Agrarmesse hatten Landwirte mit Dutzenden Traktoren im Raum Paris den Verkehr blockiert. Seit Wochen schon protestieren Frankreichs Landwirte gegen die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen. Die Bauern klagen unter anderem über sinkende Einnahmen und über Umweltvorschriften aus Brüssel. Die Regierung hatte in den vergangenen Tagen den Landwirten diverse Hilfe zugesagt./sg/DP/jha