TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Die indirekten Verhandlungen Israels mit der Hamas über eine befristete Feuerpause und Freilassung von Geiseln stehen Medienberichten zufolge vor neuen Schwierigkeiten. Israel wolle an keiner neuen Runde der von Ägypten, Katar und den USA vermittelten Gespräche teilnehmen, solange die Hamas keine Liste der noch lebenden Geiseln vorlegt, berichtete das Nachrichtenportal "Axios" am Freitagabend. Auch hätten die Islamisten aus dem Gazastreifen noch keine Antwort zu der von den Vermittlern vorgeschlagenen Zahl von palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen erteilt, die Israel im Gegenzug für die Freilassung einer bestimmten Zahl von Geiseln in die Freiheit entlassen würde.
All diese Fragen seien auch nach dreitägigen Gesprächen in der katarischen Hauptstadt Doha unbeantwortet geblieben, zitierte das Portal einen namentlich nicht genannten israelischen Beamten. Eine nächste Verhandlungsrunde sollte nächste Woche in Kairo über die Bühne gehen. Israel werde aber daran nicht teilnehmen, solange die Hamas keine Antwort auf die offenen Fragen gibt, so die israelische Quelle.
Laut Medienberichten sollte dem Vorschlag der Vermittler zufolge möglichst noch vor dem muslimischen Fastenmonat Ramadan, der um den 10. März beginnt, eine sechswöchige Waffenruhe in Kraft treten. In dieser Zeit sollten 40 israelische Geiseln gegen rund 400 palästinensische Häftlinge ausgetauscht werden. Die Hamas hält noch 134 Geiseln in ihrer Gewalt, die sie bei einem Überfall auf den Süden Israels am 7. Oktober zusammen mit anderen extremistischen Gruppen in den Gazastreifen verschleppte. Von ihnen dürften nach israelischen Schätzungen noch rund 100 am Leben sein. Bei dem beispiellosen Massaker hatten die Terroristen außerdem 1200 Menschen getötet. Israel reagierte darauf mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen.
Das amerikanische "Wall Street Journal" berichtete derweil unter Berufung auf ägyptische Quellen, dass die Hamas wegen des Todes von mehr als 100 Palästinensern bei Zusammenstößen rund um Hilfslieferungen ihre Kommunikation mit den Vermittlern eingefroren habe. Verzweifelte Menschen hatten am Donnerstag im nördlichen Gazastreifen einen Hilfskonvoi gestürmt. Während es von palästinensischer Seite hieß, israelische Soldaten hätten gezielt in die Menge geschossen, machte das israelische Militär das Chaos und Gedränge für die Toten verantwortlich./gm/DP/he