Binz bei Maur (ots) -
Der libanesisch-armenische Christ Vicken Euljekjian wird seit über drei Jahren in Aserbaidschan gefangen gehalten. Unter der Trennung leidet auch Euljekjians Ehefrau Linda, die im Libanon lebt. In Zusammenarbeit mit dem Genfer Kollektiv "Libertas" setzt sich CSI in besonderem Masse für Euljekjians Freilassung ein.
Am 10. November 2020 war Vicken Euljekjian mit seiner Geschäftspartnerin Maral Najarian in der Region Bergkarabach im Auto unterwegs, als vor ihm aserbaidschanische Soldaten auftauchten. Am Vortag war ein Waffenstillstand im 44-tägigen Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan ausgerufen worden. Während des Kriegs hatte Aserbaidschan einen Teil von Bergkarabach erobert, wo die Armenier seit über 1000 Jahren lebten.
Euljekjian wollte zu seinem Restaurant fahren, ohne zu wissen, dass es nun auf der aserbaidschanischen Seite der Waffenstillstandslinie lag. Die Soldaten verhafteten die beiden und beschuldigten Euljekjian, ein Söldner zu sein. Maral Najarian wurde wenig später freigelassen, nachdem sie unter Folter gegen ihren Geschäftspartner aussagte. Er wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Vicken Euljekjian ist ein Armenier aus dem Libanon. Seine Vorfahren liessen sich dort nieder, nachdem sie den Völkermord des Osmanischen Reichs an den Armeniern zwischen 1915 und 1923 überlebt hatten.
Wegen der Wirtschaftskrise im Libanon war er 2017 nach Armenien und weiter nach Bergkarabach gezogen. Er hoffte, dort ein besseres Leben für seine Familie aufzubauen. Jetzt hat ihn seine Familie seit über drei Jahren nicht mehr gesehen.
Vergeblich gehofft
Im Dezember 2023, drei Monate nach der vollständigen Eroberung von Bergkarabach, kündigte Aserbaidschan einen Gefangenenaustausch mit Armenien an. Euljekjians Familie war erleichtert, als sie seinen Namen auf der Liste der freizulassenden Geiseln sah. Ehefrau Linda erzählte, sie hätte sich "mit grosser Freude auf seine Ankunft vorbereitet." Eine Woche später fand der Gefangenenaustausch jedoch ohne Vicken Euljekjian statt.
Aserbaidschan ist berüchtigt für die Misshandlung von politischen Häftlingen. Entsprechend gross sind die Sorgen um Euljekjians Gesundheitszustand nach drei Jahren Haft. In einem Interview im November 2023 sagte Linda, ihr Mann habe im Gefängnis 15 Kilogramm abgenommen und leide an Gedächtnislücken.
Zeitweise habe sie sich Sorgen gemacht, dass er dem Tod nahe sei. Doch sie gibt nicht auf: "Unsere ganze Familie hat Vicken versprochen, bis zu unserem letzten Atemzug für seine Freilassung zu kämpfen."
Kampf für Euljekjians Freilassung
Nach dem Angriff von Aserbaidschan auf Bergkarabach Ende September 2020 kam es am 9. November zum Waffenstillstand. Dieser sah den Austausch aller Kriegsgefangenen zwischen Aserbaidschan, Armenien und Bergkarabach vor. Bis Anfang 2021 waren alle aserbaidschanischen Kriegsgefangenen freigelassen worden. Doch die Rückführung armenischer Gefangener wurde von Aserbaidschan vorzeitig gestoppt.
Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) hielt Baku Anfang 2023 immer noch über 20 armenische Kriegsgefangene fest, denen Terrorismus vorgeworfen wird. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen vier und 20 Jahren verurteilt, was ein Verstoss gegen das Waffenstillstandsabkommen und die Genfer Konventionen bedeutet. Vicken Euljekjian ist einer der Gefangenen.
Aus diesem Grund hat das Libertas-Kollektiv, bestehend aus den Organisationen Hyestart, dem Zentrum für Recht und Konfliktlösung und dem Observatoire d'arménophobie, im Frühjahr 2023 die Libertas-Kampagne ins Leben gerufen. Durch die Übernahme von Patenschaften sollen armenische Kriegsgefangene vor erniedrigender Behandlung geschützt und deren Freilassung erwirkt werden.
CSI hat die Patenschaft für Vicken Euljekjian übernommen und sich damit verpflichtet, sich in besonderem Masse für seine Freilassung einzusetzen. Dazu Alexis Krikorian (Hyestart) vom Libertas-Kollektiv: "Wir sind CSI dafür sehr dankbar. Dies wird unsere Kampagne für die Befreiung aller Armenier stärken, die zu Unrecht in Aserbaidschan inhaftiert sind."
Im April 2023 übernahm der Bürgermeister von Lyon die Patenschaft für den Kriegsgefangenen Grigor Saghatelyan. Zu den Paten gehört auch die ehemalige Genfer Ständerätin Lisa Mazzone (Grüne).
www.libertas2020.com
www.csi-schweiz.ch
Pressekontakt:
Joel Veldkamp, Internationale Kommunikation CSI, 076 258 15 74, joel.veldkamp@csi-int.org
Reto Baliarda, Senior Redaktor CSI-Schweiz, 078 917 71 27, reto.baliarda@csi-schweiz.ch
Original-Content von: CSI Christian Solidarity International, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100007062/100916769
Der libanesisch-armenische Christ Vicken Euljekjian wird seit über drei Jahren in Aserbaidschan gefangen gehalten. Unter der Trennung leidet auch Euljekjians Ehefrau Linda, die im Libanon lebt. In Zusammenarbeit mit dem Genfer Kollektiv "Libertas" setzt sich CSI in besonderem Masse für Euljekjians Freilassung ein.
Am 10. November 2020 war Vicken Euljekjian mit seiner Geschäftspartnerin Maral Najarian in der Region Bergkarabach im Auto unterwegs, als vor ihm aserbaidschanische Soldaten auftauchten. Am Vortag war ein Waffenstillstand im 44-tägigen Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan ausgerufen worden. Während des Kriegs hatte Aserbaidschan einen Teil von Bergkarabach erobert, wo die Armenier seit über 1000 Jahren lebten.
Euljekjian wollte zu seinem Restaurant fahren, ohne zu wissen, dass es nun auf der aserbaidschanischen Seite der Waffenstillstandslinie lag. Die Soldaten verhafteten die beiden und beschuldigten Euljekjian, ein Söldner zu sein. Maral Najarian wurde wenig später freigelassen, nachdem sie unter Folter gegen ihren Geschäftspartner aussagte. Er wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Vicken Euljekjian ist ein Armenier aus dem Libanon. Seine Vorfahren liessen sich dort nieder, nachdem sie den Völkermord des Osmanischen Reichs an den Armeniern zwischen 1915 und 1923 überlebt hatten.
Wegen der Wirtschaftskrise im Libanon war er 2017 nach Armenien und weiter nach Bergkarabach gezogen. Er hoffte, dort ein besseres Leben für seine Familie aufzubauen. Jetzt hat ihn seine Familie seit über drei Jahren nicht mehr gesehen.
Vergeblich gehofft
Im Dezember 2023, drei Monate nach der vollständigen Eroberung von Bergkarabach, kündigte Aserbaidschan einen Gefangenenaustausch mit Armenien an. Euljekjians Familie war erleichtert, als sie seinen Namen auf der Liste der freizulassenden Geiseln sah. Ehefrau Linda erzählte, sie hätte sich "mit grosser Freude auf seine Ankunft vorbereitet." Eine Woche später fand der Gefangenenaustausch jedoch ohne Vicken Euljekjian statt.
Aserbaidschan ist berüchtigt für die Misshandlung von politischen Häftlingen. Entsprechend gross sind die Sorgen um Euljekjians Gesundheitszustand nach drei Jahren Haft. In einem Interview im November 2023 sagte Linda, ihr Mann habe im Gefängnis 15 Kilogramm abgenommen und leide an Gedächtnislücken.
Zeitweise habe sie sich Sorgen gemacht, dass er dem Tod nahe sei. Doch sie gibt nicht auf: "Unsere ganze Familie hat Vicken versprochen, bis zu unserem letzten Atemzug für seine Freilassung zu kämpfen."
Kampf für Euljekjians Freilassung
Nach dem Angriff von Aserbaidschan auf Bergkarabach Ende September 2020 kam es am 9. November zum Waffenstillstand. Dieser sah den Austausch aller Kriegsgefangenen zwischen Aserbaidschan, Armenien und Bergkarabach vor. Bis Anfang 2021 waren alle aserbaidschanischen Kriegsgefangenen freigelassen worden. Doch die Rückführung armenischer Gefangener wurde von Aserbaidschan vorzeitig gestoppt.
Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) hielt Baku Anfang 2023 immer noch über 20 armenische Kriegsgefangene fest, denen Terrorismus vorgeworfen wird. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen vier und 20 Jahren verurteilt, was ein Verstoss gegen das Waffenstillstandsabkommen und die Genfer Konventionen bedeutet. Vicken Euljekjian ist einer der Gefangenen.
Aus diesem Grund hat das Libertas-Kollektiv, bestehend aus den Organisationen Hyestart, dem Zentrum für Recht und Konfliktlösung und dem Observatoire d'arménophobie, im Frühjahr 2023 die Libertas-Kampagne ins Leben gerufen. Durch die Übernahme von Patenschaften sollen armenische Kriegsgefangene vor erniedrigender Behandlung geschützt und deren Freilassung erwirkt werden.
CSI hat die Patenschaft für Vicken Euljekjian übernommen und sich damit verpflichtet, sich in besonderem Masse für seine Freilassung einzusetzen. Dazu Alexis Krikorian (Hyestart) vom Libertas-Kollektiv: "Wir sind CSI dafür sehr dankbar. Dies wird unsere Kampagne für die Befreiung aller Armenier stärken, die zu Unrecht in Aserbaidschan inhaftiert sind."
Im April 2023 übernahm der Bürgermeister von Lyon die Patenschaft für den Kriegsgefangenen Grigor Saghatelyan. Zu den Paten gehört auch die ehemalige Genfer Ständerätin Lisa Mazzone (Grüne).
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