Berlin (ots) -
Es gibt Menschen, die in der katholischen Kirche und dem Papst eine Autorität in gewichtigen Fragen sehen: in Fragen von Moral und Menschlichkeit, von Krieg und Frieden, von Gut und Böse. Und das über die Grenzen von Staaten, Sprachen und gar Religionen hinweg. Wer im Heiligen Stuhl trotz der zahlreichen Skandale in der Kirche weiterhin eine moralische Instanz zu erkennen vermochte, sollte sich jetzt fragen, ob es dafür noch eine Begründung gibt.
Papst Franziskus hat sich in einem Interview zum Krieg Russlands gegen die Ukraine geäußert. Der Argentinier fordert darin den Mut zu Verhandlungen. Es sind mehr als zwei Jahre vergangen, seit Russlands Diktator Wladimir Putin die Ukraine überfallen hat. Zehntausende sind auf beiden Seiten gestorben, Putins Truppen haben ganze Städte in Schutt und Asche gelegt, Landstriche verwüstet und vermint, Frauen vergewaltigt, Kinder verschleppt, Männer gefoltert und hingerichtet.
Es ist legitim, ein Ende des Krieges zu fordern. Es gibt einen Friedensplan von Ukraines Staatschef Selenskyj. Der türkische Präsident Erdogan bietet sich als Vermittler zwischen Kiew und Moskau an, die Schweiz arbeitet daran, einen Friedensgipfel auszurichten. Hinter den Kulissen bemüht sich auch die Bundesregierung um diplomatische Lösungen. Niemand wünscht sich Frieden mehr als die Ukrainerinnen und Ukrainer.
Wenn Putin wirklich ein Interesse an Frieden und Verhandlungen hätte, könnte er die Voraussetzungen dafür schnell schaffen. Der Papst fordert allerdings nicht den Herrscher im Kreml auf, seinen Soldaten zu befehlen, das Morden zu stoppen, die besetzten Gebiete zu räumen, Gefangene freizulassen oder die Angriffe mit Drohnen und Raketen auf ukrainische Städte unverzüglich einzustellen. Stattdessen schiebt das Kirchenoberhaupt der Ukraine die Verantwortung dafür zu, den Krieg auf ihrem Boden zu beenden.
Nicht nur in der Ukraine, auch bei ihren westlichen Unterstützern gibt es die große Sorge, dass die ukrainischen Truppen die Angreifer nicht dauerhaft abwehren können. Putin verfügt über mehr Soldaten und wirft sie schonungslos ins Gefecht, der Ukraine gehen Munition und Waffen aus. "Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben zu verhandeln", rät nun der Papst. "Schämen Sie sich nicht zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird." Es sei derjenige der Stärkere, "der den Mut der weißen Fahne hat zu verhandeln".
Es sind beschämende Sätze. Sie kommen der Aufforderung gleich, sich nicht gegen einen Angriffskrieg zu wehren, weil die Ukraine damit alles nur schlimmer mache, weil Russland am Ende doch der Stärkere sei. Franziskus knickt damit vor Putins Weltbild ein. Eilig bemühte sich der Vatikan, dem Eindruck zu widersprechen, der Papst habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert. Eigentlich habe er die Chance auf Verhandlungen wiederbeleben wollen, lieferte ein Sprecher des Heiligen Stuhls eine Interpretation für die verquasten Sätze des Papstes nach.
Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass Franziskus es nicht schafft, sich in diesem Krieg an die Seite des Angegriffenen zu stellen, den Aggressor klar zu verurteilen. Als Argentinier ist er ein Mann des globalen Südens. Sein Wort hat großes Gewicht in Staaten, die Druck auf Putin machen müssten, damit dieser Verhandlungen zustimmt. Statt aber seinen Teil beizutragen, redet der Papst jenen das Wort, die dazu bereit sind, für den Wunsch nach Frieden das Recht des Stärkeren zu akzeptieren.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/53614/5731939
Es gibt Menschen, die in der katholischen Kirche und dem Papst eine Autorität in gewichtigen Fragen sehen: in Fragen von Moral und Menschlichkeit, von Krieg und Frieden, von Gut und Böse. Und das über die Grenzen von Staaten, Sprachen und gar Religionen hinweg. Wer im Heiligen Stuhl trotz der zahlreichen Skandale in der Kirche weiterhin eine moralische Instanz zu erkennen vermochte, sollte sich jetzt fragen, ob es dafür noch eine Begründung gibt.
Papst Franziskus hat sich in einem Interview zum Krieg Russlands gegen die Ukraine geäußert. Der Argentinier fordert darin den Mut zu Verhandlungen. Es sind mehr als zwei Jahre vergangen, seit Russlands Diktator Wladimir Putin die Ukraine überfallen hat. Zehntausende sind auf beiden Seiten gestorben, Putins Truppen haben ganze Städte in Schutt und Asche gelegt, Landstriche verwüstet und vermint, Frauen vergewaltigt, Kinder verschleppt, Männer gefoltert und hingerichtet.
Es ist legitim, ein Ende des Krieges zu fordern. Es gibt einen Friedensplan von Ukraines Staatschef Selenskyj. Der türkische Präsident Erdogan bietet sich als Vermittler zwischen Kiew und Moskau an, die Schweiz arbeitet daran, einen Friedensgipfel auszurichten. Hinter den Kulissen bemüht sich auch die Bundesregierung um diplomatische Lösungen. Niemand wünscht sich Frieden mehr als die Ukrainerinnen und Ukrainer.
Wenn Putin wirklich ein Interesse an Frieden und Verhandlungen hätte, könnte er die Voraussetzungen dafür schnell schaffen. Der Papst fordert allerdings nicht den Herrscher im Kreml auf, seinen Soldaten zu befehlen, das Morden zu stoppen, die besetzten Gebiete zu räumen, Gefangene freizulassen oder die Angriffe mit Drohnen und Raketen auf ukrainische Städte unverzüglich einzustellen. Stattdessen schiebt das Kirchenoberhaupt der Ukraine die Verantwortung dafür zu, den Krieg auf ihrem Boden zu beenden.
Nicht nur in der Ukraine, auch bei ihren westlichen Unterstützern gibt es die große Sorge, dass die ukrainischen Truppen die Angreifer nicht dauerhaft abwehren können. Putin verfügt über mehr Soldaten und wirft sie schonungslos ins Gefecht, der Ukraine gehen Munition und Waffen aus. "Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben zu verhandeln", rät nun der Papst. "Schämen Sie sich nicht zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird." Es sei derjenige der Stärkere, "der den Mut der weißen Fahne hat zu verhandeln".
Es sind beschämende Sätze. Sie kommen der Aufforderung gleich, sich nicht gegen einen Angriffskrieg zu wehren, weil die Ukraine damit alles nur schlimmer mache, weil Russland am Ende doch der Stärkere sei. Franziskus knickt damit vor Putins Weltbild ein. Eilig bemühte sich der Vatikan, dem Eindruck zu widersprechen, der Papst habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert. Eigentlich habe er die Chance auf Verhandlungen wiederbeleben wollen, lieferte ein Sprecher des Heiligen Stuhls eine Interpretation für die verquasten Sätze des Papstes nach.
Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass Franziskus es nicht schafft, sich in diesem Krieg an die Seite des Angegriffenen zu stellen, den Aggressor klar zu verurteilen. Als Argentinier ist er ein Mann des globalen Südens. Sein Wort hat großes Gewicht in Staaten, die Druck auf Putin machen müssten, damit dieser Verhandlungen zustimmt. Statt aber seinen Teil beizutragen, redet der Papst jenen das Wort, die dazu bereit sind, für den Wunsch nach Frieden das Recht des Stärkeren zu akzeptieren.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/53614/5731939
© 2024 news aktuell