Diese fünf in der aktuellen Woche (KW11) anstehenden US-Quartalszahlen müssen Anleger kennen: Herausforderungen, Erwartungen und die aktuell eingepreisten Kursreaktionen - alles auf einen Blick!
Montag, 11. März: Oracle
Die Papiere des Software- und Cloud-Anbieters sowie SAP-Erzrivalen treten seit rund einem Dreivierteljahr auf der Stelle. Grund dürfte vor allem sein, dass der Spezialist für Unternehmenssoftware zuvor von einem dynamischen Umsatzwachstum profitierte, das sich nun wieder normalisiert - es sei denn, es gelingt auch Oracle von künstlicher Intelligenz zu profitieren: Entweder durch Produktivitätsgewinne oder durch eine steigende Nachfrage nach KI-Produkten.
Für den Erlös des Unternehmens werden 13,3 Milliarden US-Dollar erwartet, was ein Plus von 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten würde. Trotz des noch immer annehmbaren Anstiegs hätte sich die Wachstumsrate gegenüber den vergangenen zwei Jahren damit allerdings halbiert. Der Gewinn pro Aktie soll sich auf 1,36 US-Dollar belaufen, was einer Steigerung von etwa zehn Prozent entspräche. Beides sind überwindbare Hürden, Oracle übertrifft die Markterwartungen regelmäßig.
Am Optionsmarkt ist man überzeugt, dass die Zahlen für einen positiven Impuls sorgen werden. Zwei Drittel aller Händler haben sich in Call-Optionen engagiert, nur 33 Prozent der Marktteilnehmenden wettet dagegen auf fallende Kurse. Auf der Long-Seite ist der Call-Kontrakt mit einem Strike von 120 US-Dollar ein echter Verkaufsschlager.
Damit dieser am kommenden Freitag nicht wertlos verfällt, müsste die Aktie um 6,7 Prozent klettern - eingepreist ist derzeit eine Kursreaktion von 8,7 Prozent. Das ist deutlich mehr als in den Vorquartalen und unterstreicht die Unsicherheit des Marktes darüber, wie das Unternehmen angesichts der sich abflachenden Wachstumskurve zu bewerten ist. In den beiden letzten Quartalen fiel die Aktie deutlich zweistellig, am Ende könnten daher die aktuell in der Unterzahl befindlichen Pessimisten das Rennen machen.
Dienstag, 12. März: Archer-Daniels Midland
Am Dienstag dürfte die Entscheidung darüber fallen, ob die Papiere des Getreidehändlers Archer-Daniels Midland, kurz ADM, auf dem aktuellen Kursniveau ein Value-Schnäppchen sind - oder Investoren nach dem Bilanzskandal nicht doch auf Abstand gehen sollten: Die Aktie ist Ende Januar stark unter Druck geraten, nachdem Ungereimtheiten in der Lebensmittelsparte bekannt wurden und der Finanzchef gehen musste.
Zweifel darüber, dass das Unternehmen dadurch in Schieflage geraten könnte, versuchte ADM wenige Tage danach mit einer saftigen Dividendenerhöhung zu zerstreuen. Nach der Anhebung der Dividende rentieren die Papiere derzeit mit etwa 3,7 Prozent. Sofern die Auswirkungen des Buchhaltungsskandals erkennbar gering bleiben, könnten sich nach den Zahlen daher Schnäppchen- und Dividendenjäger auf die Aktie stürzen.
Hierfür muss das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 23,9 Milliarden US-Dollar sowie einen Gewinn von 1,43 US-Dollar pro Anteilsschein vorlegen. Das sind die aktuellen Markterwartungen. Aufgrund gegenüber dem Vorjahr gesunkener Verkaufspreise für Agrarprodukte würde ein Ergebnis in dieser Höhe einem Umsatzrückgang von 8,9 und einem Gewinnrückgang von 25,9 Prozent entsprechen.
Für die Aktie ist eine Kursreaktion von 6,2 Prozent eingepreist, mit einer Call-Quote von 70 Prozent sind die Bullen klar im Vorteil, vor allem Calls mit einem Strike von 60 US-Dollar waren zuletzt stark gefragt - damit diese nicht wertlos verfallen, müsste sich die Aktie allerdings um fast zehn Prozent steigern. Das ist mit Blick auf die Kursbewegungen der vergangenen Quartale, die im Mittel bei 3,5 Prozent lagen, wenig wahrscheinlich. Ganz ausgeschlossen werden kann eine so umfangreiche Kursbewegung allerdings nicht, sollte die Bilanz nur wenig manipuliert worden und das Geschäftsergebnis entsprechend stark sein.
Donnerstag, 14. März: Adobe
Der Spezialsoftware-Anbieter konnte im vergangenen Jahr auf der KI-Welle mitsurfen. Die Papiere steigerten sich dank der KI-Plattform Sensei, die unter anderem die Automatisierung von Bild- und Videobearbeitungsprozessen erlaubt, in den vergangenen zwölf Monaten um rund 60 Prozent. Seit dem Jahreswechsel hat sich Adobe allerdings aus der Rekordjagd an den Märkten verabschiedet, es steht ein Minus von 7,5 Prozent zu Buche.
Grund hierfür dürfte vor allem der Umstand gewesen sein, dass sich das Unternehmen für Kurse um 600 US-Dollar einem fairen Bewertungsniveau (gemessen am Durchschnitt der vergangenen Jahre) genähert hatte. Das am Donnerstagabend erwartete Zahlenwerk wird daher neue Impulse liefern müssen. Die Ausgangslage hier dürfte eine Oracle ähnliche sein: Entweder kann Adobe durch den Einsatz künstlicher Intelligenz, etwa in der Programmierung, eine höhere Produktivität und damit eine verbesserte Profitabilität vorweisen oder von einer starken Nachfrage nach seinem Dienstleistungspaket Sensei profitieren.
Am Markt wird jedenfalls fest mit einem der beiden Szenarien gerechnet, denn gegenüber dem Vorjahr wird ein Umsatzwachstum von 10,3 Prozent auf 5,14 Milliarden US-Dollar erwartet. Zuletzt lag die Steigerungsrate des Unternehmens etwas niedriger. Der Gewinn soll sich auf 4,38 US-Dollar pro Anteilsschein belaufen und damit um stolze 15,3 Prozent geklettert sein.
Für die Aktie ist eine Kursbewegung von 8,4 Prozent eingepreist, das Sentiment ist angesichts des Put-Call-Verhältnisses von 52 zu 48 Prozent als neutral zu bezeichnen. Diese Stimmungslage hat sich in den vergangenen Wochen auch kaum verändert. Nach den beiden letzten Quartalsberichten handelte die Aktie mit Verlusten, zuvor ging es dreimal bergauf. Hier ist also kein klarer Trend zu erkennen.
Donnerstag, 14. März: Dollar General
Viele Jahre kannte die Aktie des auf weniger wohlhabende Käufergruppen spezialisierten Einzelhändlers nur eine Richtung, und zwar nach oben. Im Zehnjahresvergleich konnte Dollar General auf seinem Peak im Herbst 2022 den Gesamtmarktindex S&P 500 mit einem Plus von 355 Prozent um mehr als das Dreifache outperformen. Inzwischen kämpft die Aktie aber um Anschluss, denn die hohen Inflationsraten setzten der Aktie vor allem im vergangenen Jahr stark zu:
Das Geschäft des Einzelhändlers wurde einerseits durch stark gestiegene Input-Kosten sowie andererseits höhere Lohnkosten belastet. Das ließ die Margen und auch den Gewinn implodieren. Gleichzeitig entwickelten sich die flächenbereinigten Erlöse schwach, sodass Dollar General nur durch kostenintensive Neueröffnungen seinen Wachstumskurs verteidigen konnte.
Inzwischen wird die Lage wieder besser eingeschätzt. Zwar dürften sich Umsatz und Gewinn gegenüber dem Vorjahr noch einmal rückläufig entwickelt haben, damit aber soll die Talsohle nach Erwartung der Experten durchschritten sein. Gerechnet wird mit einem Umsatz von 9,78 Milliarden US-Dollar sowie einem Gewinn von 1,73 US-Dollar pro Aktie.
Der Optionsmarkt hat für die Papiere eine Kursbewegung von 9,2 Prozent eingepreist. Angesichts einer Put-Quote von 60 Prozent rechnet aber eine Mehrheit der Händler mit fallenden Kursen. Das würde der Historie der vergangenen sechs Quartalen entsprechen, in denen es für die Aktie jedes Mal bergab ging - in der Spitze um fast 20 Prozent.
Donnerstag, 14. März: Ulta Beauty
Nicht nur Luxus-Marken erzielten im Beauty- und Kosmetikbereich in den vergangenen Jahren eine hohe Nachfrage, auch Produkte und Dienstleistungen im mittleren Preissegment waren spätestens nach dem Ende der Corona-Pandemie stark gefragt. Davon profitieren Aktien wie e.l.f. Beauty und Einzelhändler Ulta Beauty stark, beide konnten den Gesamtmarkt deutlich outperformen.
Nichtsdestotrotz entwickelte sich die Aktie von Ulta Beauty im vergangenen Jahr äußerst volatil, denn die eigentlich anhaltend gute Geschäftsentwicklung wurde zeitweise durch hohe Verluste überschattet, die im Rahmen von organisierten Ladendiebstählen entstanden sind - eine Entwicklung, die auch andere Einzelhändler stark belastete.
Von seiner tiefen Korrektur hat sich das Papier inzwischen erholt und erzielte in der vorvergangenen Woche ein neues Allzeithoch. Um dieses zu verteidigen, wird Ulta Beauty beweisen müssen, weiter auf Wachstumskurs zu sein und gleichzeitig das Problem mit Ladendiebstählen in den Griff bekommen zu haben.
Für den Umsatz werden 3,52 Milliarden US-Dollar und damit ein Plus von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet, den Gewinn schätzen Analysten auf 7,53 US-Dollar pro Anteilsschein, was einer Steigerung von 12,7 Prozent entspräche.
In der Aktie ist eine Kursbewegung von 8,1 Prozent zu erwarten, Händler haben sich mit knapper Mehrheit und einem Put-Anteil von 52 Prozent auf der Short-Seite engagiert. Vor allem Put-Kontrakte im Bereich zwischen 500 und 450 US-Dollar waren stark gefragt. Ein einheitliches Bild ergeben die vergangenen Kursreaktionen nicht. Nach dem jüngsten Quartalsbericht legte die Aktie jedenfalls um knapp elf Prozent zu.
Weitere nennenswerte US-Quartalsberichte:
Wert | Datum | Zeit | EPS* erw. | erw. Kursbewegung | Börsenwert |
---|---|---|---|---|---|
Vail Resorts | Mo., 11.03. | Nachbörse | 6,18 $ | +/- 5,7 % | 8,5 Mrd. $ |
Ballard Power | Mo., 11.03. | Vorbörse | -0,13 $ | +/- 9,4 % | 988,6 Mio. $ |
Silvercrest | Mo., 11.03. | Vorbörse | 0,13 $ | +/- 7,0 % | 812,2 Mio. $ |
Kohl's | Di., 12.03. | Vorbörse | 1,29 $ | +/- 13,0 % | 3,0 Mrd. $ |
Manchester United | Di., 12.03. | Vorbörse | -0,18 $ | +/- 5,6 % | 2,4 Mrd. $ |
Lennar | Mi., 13.03. | Nachbörse | 2,21 $ | +/- 5,5 % | 46,1 Mrd. $ |
Dollar Tree | Mi., 13.03. | Vorbörse | 2,65 $ | +/- 8,7 % | 32,2 Mrd. $ |
Williams-Sonoma | Mi., 13.03. | Vorbörse | 5,17 $ | +/- 8,1 % | 15,1 Mrd. $ |
UiPath | Mi., 13.03. | Nachbörse | 0,16 $ | +/- 17,1 % | 13,4 Mrd. $ |
Zim Integrated | Mi., 13.03. | Vorbörse | -1,19 $ | +/- 17,3 % | 1,3 Mrd. $ |
PetCo | Mi., 13.03. | Vorbörse | 0,02 $ | +/- 21,0 % | 714,2 Mio. $ |
Dick's Sporting | Do., 14.03. | Vorbörse | 3,36 $ | +/- 9,4 % | 14,8 Mrd. $ |
Futu Holdings | Do., 14.03. | Vorbörse | 0,87 $ | +/- 7,8 % | 8,0 Mrd. $ |
Do., 14.03. | Vorbörse | 0,50 $ | +/- 10,7 % | 2,2 Mrd. $ | |
Canadian Solar | Do., 14.03. | Vorbörse | 0,01 $ | +/- 10,7 % | 1,3 Mrd. $ |
Hello Group | Do., 14.03. | Vorbörse | 0,36 $ | +/- 7,9 % | 1,3 Mrd. $ |
Embraer | Fr., 15.03. | Vorbörse | 0,69 $ | +/- 5,1 % | 3,9 Mrd. $ |
Groupon | Fr., 15.03. | Nachbörse | 0,12 $ | +/- 27,0 % | 738,9 Mio. $ |
EHang | Fr., 15.03. | Vorbörse | -0,10 $ | +/- 10,6 % | 706,7 Mio. $ |
* Earnings per Share / Gewinn pro Aktie (Non-GAAP)
Stand: Montag, 10. März, 12:00 Uhr (MEZ)
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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Enthaltene Werte: US00724F1012,US0394831020,US68389X1054,US90384S3031,US2566771059