DJ EZB/Buch: Banken müssen Modelle dem Zinsumfeld anpassen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums verwenden nach Aussage von EZB-Bankenaufsichtschefin Claudia Buch teilweise veraltete Modelle, die sich nicht für ein Umfeld stark steigender Zinsen eignen. Buch, die die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) seit kurzem leitet, wies bei einer Veranstaltung in London in diesem Zusammenhang auf zwei Punkte hin:
1. Die Banken müssen ihre Modelle verbessern, um das Kundenverhalten besser abzubilden. "Einige Modelle wurden anhand von Daten aus Niedrigzinsphasen kalibriert und vernachlässigten Phasen, in denen die Zinssätze gestiegen sind", sagte sie laut veröffentlichtem Redetext. Dies könne beispielsweise dazu führen, dass die Banken nicht mitbekommen, wie die Abhebung von Einlagen an Dynamik gewinnt, was typischerweise in Zeiten steigender Zinssätze der Fall sei.
"Darüber hinaus werden einige Modelle nicht oft genug validiert, getestet und neu kalibriert. In einigen Fällen schienen die Modellannahmen nicht vom tatsächlichen Kundenverhalten gedeckt gewesen zu sein", sagte sie.
2. Buch zufolge fehlt es vielen Banken an einem klar definierten Rahmen für die Bewertung der indirekten Auswirkungen von Zinsänderungen. Das könnten ein stärkerer Wettbewerb um Einlagen oder eine geringere Asset-Qualität sein. "Steigende Zinssätze können zu einer Verschlechterung der Qualität der Aktiva und zu einer Erhöhung der Risikokosten führen. Die Modelle der Banken lassen diese Auswirkungen jedoch häufig außer Acht", bemängelte Buch. Darüber hinaus könnten ein verändertes Sparverhalten und ein verstärkter Wettbewerb um Einlagen einen größeren Druck zur Anpassung der Einlagensätze erzeugen.
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March 12, 2024 12:46 ET (16:46 GMT)
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