Luzern (ots) -
Die Armut in der Schweiz bleibt hoch. Laut den heute veröffentlichten Zahlen sind 1,34 Millionen Menschen armutsgefährdet. Das sind 15,6 Prozent der Bevölkerung. Den betroffenen Haushalten steht das Wasser bis zum Hals, und sie verfügen über keinen finanziellen Handlungsspielraum, um steigende Kosten bei Mieten, Krankenkassen und Lebensmitteln aufzufangen.
8,2 Prozent der Schweizer Bevölkerung waren im Jahr 2022 von Armut betroffen. Das sind 702'000 Menschen, darunter rund 100'000 Kinder. Das zeigen heute veröffentlichte Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Der Anteil der von Armut betroffenen Personen bleibt damit hohem Niveau. Ausgeweitet hat sich die Armutsgefährdung: Davon sind 1,34 Millionen Personen betroffen, die sich in prekären finanziellen Verhältnissen befinden.
Gar fast ein Fünftel der Menschen in der Schweiz können für eine unerwartete Ausgabe von 2 500 Franken, wie etwa eine Zahnarztrechnung, nicht aufkommen. Nach wie vor auf hohem Niveau ist mit 298'000 Personen die Zahl der erwerbstätigen Armutsgefährdeten, die als Working Poor bezeichnet werden. Mitbetroffen sind Kinder und nichterwerbstätige Familienmitglieder im gleichen Haushalt. Insgesamt beträgt die Anzahl der Personen, die trotz eines Erwerbseinkommens im Haushalt armutsgefährdet sind, 709'000.
"Uns macht nicht nur die hohe Armutsquote, sondern auch der Anstieg der Armutsgefährdung grosse Sorgen", sagt Aline Masé, Leiterin Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz. "Wer von Armut bedroht ist, hat kaum mehr zum Leben als Personen unter der Armutsgrenze. Sie sind nicht in der Lage, steigende Mieten und höhere Krankenkassenprämien wegzustecken." Knapp über der Armutsgrenze leben überdurchschnittlich viele Familien. Ihre Kinder sind durch die prekäre Situation massiv eingeschränkt in ihrer sozialen Entwicklung. "Eltern müssen angesichts der aktuellen Kostenentwicklung entscheiden, ob sie ihr Geld für eine Freizeitaktivität der Kinder oder für Lebensmittel ausgeben."
Es braucht dringend Entlastung bei Gesundheits- und Wohnkosten
Die Caritas fordert Bund, Kantone und Gemeinden auf, gezielt gegen Armut vorzugehen. "Der Politik ist es bis anhin nicht gelungen, genügende Massnahmen gegen den Anstieg der Lebenskosten zu ergreifen", kritisiert Aline Masé. Bei den Prämienverbilligungen lässt der dringend notwendige Ausbau auf sich warten. Ab April schlägt sich die zweite Erhöhung des Referenzzinssatzes auf vielen Mieten mit einem 3-prozentigen Zuschlag nieder. Auch in der Wohnpolitik fehlt es an Perspektiven: Ein Runder Tisch auf nationaler Ebene zu Wohnfragen hat keine Massnahmen gebracht, die Mieterinnen und Mietern mit knappem Budget eine echte Entlastung bringen. Die Caritas begrüsst es, dass sich der Nationalrat in der Frühlingssession deutlich für die Erarbeitung einer nationalen Armutsstrategie ausgesprochen hat. Er fordert den Bundesrat auf, hier baldmöglichst die Weichen zu stellen.
Pressekontakt:
Medienanfragen an Niels Jost, Mitarbeiter Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Caritas Schweiz, E-Mail: medien@caritas.ch, Tel.: 041 419 23 80
Original-Content von: Caritas Schweiz / Caritas Suisse, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100000088/100917442
Die Armut in der Schweiz bleibt hoch. Laut den heute veröffentlichten Zahlen sind 1,34 Millionen Menschen armutsgefährdet. Das sind 15,6 Prozent der Bevölkerung. Den betroffenen Haushalten steht das Wasser bis zum Hals, und sie verfügen über keinen finanziellen Handlungsspielraum, um steigende Kosten bei Mieten, Krankenkassen und Lebensmitteln aufzufangen.
8,2 Prozent der Schweizer Bevölkerung waren im Jahr 2022 von Armut betroffen. Das sind 702'000 Menschen, darunter rund 100'000 Kinder. Das zeigen heute veröffentlichte Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Der Anteil der von Armut betroffenen Personen bleibt damit hohem Niveau. Ausgeweitet hat sich die Armutsgefährdung: Davon sind 1,34 Millionen Personen betroffen, die sich in prekären finanziellen Verhältnissen befinden.
Gar fast ein Fünftel der Menschen in der Schweiz können für eine unerwartete Ausgabe von 2 500 Franken, wie etwa eine Zahnarztrechnung, nicht aufkommen. Nach wie vor auf hohem Niveau ist mit 298'000 Personen die Zahl der erwerbstätigen Armutsgefährdeten, die als Working Poor bezeichnet werden. Mitbetroffen sind Kinder und nichterwerbstätige Familienmitglieder im gleichen Haushalt. Insgesamt beträgt die Anzahl der Personen, die trotz eines Erwerbseinkommens im Haushalt armutsgefährdet sind, 709'000.
"Uns macht nicht nur die hohe Armutsquote, sondern auch der Anstieg der Armutsgefährdung grosse Sorgen", sagt Aline Masé, Leiterin Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz. "Wer von Armut bedroht ist, hat kaum mehr zum Leben als Personen unter der Armutsgrenze. Sie sind nicht in der Lage, steigende Mieten und höhere Krankenkassenprämien wegzustecken." Knapp über der Armutsgrenze leben überdurchschnittlich viele Familien. Ihre Kinder sind durch die prekäre Situation massiv eingeschränkt in ihrer sozialen Entwicklung. "Eltern müssen angesichts der aktuellen Kostenentwicklung entscheiden, ob sie ihr Geld für eine Freizeitaktivität der Kinder oder für Lebensmittel ausgeben."
Es braucht dringend Entlastung bei Gesundheits- und Wohnkosten
Die Caritas fordert Bund, Kantone und Gemeinden auf, gezielt gegen Armut vorzugehen. "Der Politik ist es bis anhin nicht gelungen, genügende Massnahmen gegen den Anstieg der Lebenskosten zu ergreifen", kritisiert Aline Masé. Bei den Prämienverbilligungen lässt der dringend notwendige Ausbau auf sich warten. Ab April schlägt sich die zweite Erhöhung des Referenzzinssatzes auf vielen Mieten mit einem 3-prozentigen Zuschlag nieder. Auch in der Wohnpolitik fehlt es an Perspektiven: Ein Runder Tisch auf nationaler Ebene zu Wohnfragen hat keine Massnahmen gebracht, die Mieterinnen und Mietern mit knappem Budget eine echte Entlastung bringen. Die Caritas begrüsst es, dass sich der Nationalrat in der Frühlingssession deutlich für die Erarbeitung einer nationalen Armutsstrategie ausgesprochen hat. Er fordert den Bundesrat auf, hier baldmöglichst die Weichen zu stellen.
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