BERLIN (dpa-AFX) - Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck hat vor zu viel Angst im Umgang mit Russland gewarnt. "Putin weiß, dass sich viele Deutsche schneller fürchten als etwa Polen und Franzosen. Und er nutzt diese Neigung aus. Die Furcht ist ein Helfer des Aggressors", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/ Samstag). Sein Appell sei, sich nicht zu früh zu fürchten, obwohl man standhalten könnte. "Eingeschränkt durch Angst kann man dann keine Lösungsmöglichkeiten mehr sehen."
Gauck sagte, er hege die Hoffnung, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sein Nein zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine überdenke. "Eine Kriegsbeteiligung durch Taurus sehe ich nicht. Relevante Völkerrechtler und Militärexperten auch nicht." Es seien auch nicht alle in der Regierung oder in der SPD der Auffassung von Bundeskanzler Scholz. "Aber er hat nun einmal die Richtlinienkompetenz."
Die Ampel-Koalition hat wochenlang über eine Lieferung der Taurus-Marschflugkörper an die von Russland angegriffene Ukraine gestritten. Scholz lehnt eine Lieferung ab und hat sein Nein unter anderem damit begründet, dass Deutschland die Kontrolle über die Zielerfassung seiner Ansicht nach nicht aus der Hand geben dürfe, da mit den Taurus-Raketen Ziele in Russland getroffen werden können./csd/DP/he