KAIRO/GAZA (dpa-AFX) - Vertreter der islamistischen Hamas wollen am Sonntag nach Kairo reisen, um über eine Waffenruhe im Gazastreifen und eine Freilassung weiterer Geiseln zu verhandeln. Die Delegation werde vom ranghohen Hamas-Funktionär Chalil Al-Haja angeführt, teilte die Hamas am Samstag mit. Der Nachrichtenkanal Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf Hamas-Quellen, dass Vermittler in dem Konflikt zuletzt engen Kontakt mit Hamas-Chef Ismail Hanija hielten, um auf eine Fortsetzung der Verhandlungen zu dringen.
Die Gespräche über eine Feuerpause und einen möglichen Austausch von Geiseln in Gewalt der Hamas gegen palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen stocken seit Wochen. Auch Bemühungen, vor Beginn des laufenden muslimischen Fastenmonats Ramadan einen Durchbruch zu erzielen, blieben erfolglos.
Die Hamas werde in den Verhandlungen nicht von ihren Forderungen abweichen, hieß es in der Mitteilung vom Samstag. Dazu zählen unter anderem ein dauerhafter Waffenstillstand, der Abzug von Israels Armee aus den Gazastreifen sowie die Rückkehr von vertriebenen Palästinensern in ihre Häuser. Israel, das die Zerschlagung der Hamas zum Ziel erklärt hat, lehnte diese Forderungen bislang ab. Hanija habe klargestellt, dass die Position der Hamas in diesen Punkten unverändert sei, berichtete Al-Dschasira.
Am Samstag sollten sich dem Nachrichtenportal "Axios" zufolge in Kairo unter anderem CIA-Direktor William Burns, der Chef von Israels Auslandsgeheimdiensts Mossad, David Barnea, Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel zu Gesprächen treffen. Israel und die Hamas verhandeln seit Monaten - aber nicht direkt miteinander. Katar und Ägypten treten deshalb als Vermittler auf.
Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Knapp 100 der Geiseln, die nach dem Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt wurden, dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein./jot/DP/mis