Das erste Quartal liegt hinter uns - mit zum Teil massiven Zuwächsen an den Börsen. Das lag auch am bislang noch geltenden Standardszenario an den Börsen. Hier deuten sich bei einer fallenden Inflation und einem eher unterdurchschnittlichen Wachstum Zinssenkungen im Jahresverlauf an. Genau an diesem Standardszenario kommen nun einige Zweifel auf. Ein Beispiel lieferten schon in der vergangenen Woche die März-Inflationsdaten der USA. Hier fiel die Preissteigerung etwas höher aus als erwartet. So stieg der Wert von 3,4 auf wieder 3,5 Prozent im Vorjahresvergleich an. Vielleicht ist das ein Signal für die weitere Entwicklung in diesem Jahr.
An dieser Stelle gehe ich regelmäßig auf die aktuelle Markteinschätzung der globalen Fondsmanager ein. Die Ergebnisse der April-Umfrage der Bank of America liegen nun vor - und die Ergebnisse sind zum Teil wirklich überraschend.
CashquoteDiese bildet den Optimismus der Profi-Investoren ab. Hier ist der Wert in diesem Monat weiter gesunken - von zuletzt 4,4 auf nur noch 4,2 Prozent. Seit dem letzten Hoch im Oktober 2022 bei rund 6 Prozent geht es mit den Cash-Levels der globalen Investment-Profis stetig nach unten. Bei Werten von unter 4 Prozent hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass der Optimismus zu groß ist und es bis zur nächsten größeren Korrektur nicht mehr weit ist. Denn hier wirkt die Börsenpsychologie, weil Investoren in Phasen mit einem zu großen Optimismus zu sorglos werden. An der Stelle generiert dieser Indikator dann ein Verkaufssignal.
MarktrisikenIm Gegensatz zur aktuellen Entwicklung sehen 41 Prozent der Befragten eine wieder steigende Inflation als das derzeit größte Marktrisiko an. Die Geopolitik folgt auf dem zweiten Platz der Rangliste mit einem Wert von 24 Prozent. Dazu ist allerdings einschränkend zu sagen, dass die Umfrage vor der aktuellen Eskalation zwischen dem Iran und Israel in der Vorwoche stattgefunden hat, so dass das geopolitische Risiko derzeit sogar noch höher einzuschätzen ist. Mehr dazu wird dann sicherlich die Mai-Umfrage unter den globalen Fondsmanagern liefern.
PositionierungBei der aktuellen Positionierung bleiben die Magnificent 7-Aktien weiterhin mit großem Abstand auf der Top-Position. So ordnen noch immer 52 Prozent der Befragten die großen Technologieaktien als "das Investment der Stunde" ein. Diese Einschätzung gilt jetzt schon dauerhaft seit März 2023. Allerdings ist in den vergangenen zwei Monaten der Wert von über 60 Prozent schon deutlich zurückgekommen. Ganz allgemein hat die Aktienpositionierung bei den globalen Fondsmanagern den höchsten Stand seit Januar 2022 erreicht. Auf der anderen Seite hat es den größten monatlichen Rückgang bei der Anleihen-Positionierung seit Juli 2003 gegeben. Das ist ein weiteres Indiz für den derzeit herrschenden Optimismus an den Börsen.
ZinsentwicklungHier dreht es sich bei der Umfrage immer um die Anzahl der zu erwartenden Zinsschritte der US-Notenbank. Mit 46 Prozent erwartet die Mehrheit hier in diesem Jahr noch zwei Zinsschritte. Immerhin drei Zinsschritte sind für 27 Prozent der Befragten zu erwarten, während nur 8 Prozent gar keine Zinsschritte in diesem Jahr mehr sehen. Hier haben wir in den vergangenen Monaten ganz klar eine Verschiebung gesehen. Noch Anfang 2024 wurden hier deutlich mehr Zinsschritte erwartet.
Optimismus ja - aber keine EuphorieAll diese Ergebnisse zeigen doch deutlich auf, dass die globalen Fondsmanager zwar positiv gestimmt sind, aber von einer Euphorie am Markt noch weit entfernt sind. Tatsächlich haben die Fondsmanager zuletzt die Positionierung in einigen Branchen deutlich erhöht. Dazu zählen vor allem defensive Branchen. Man kann so schon den Eindruck bekommen, dass die Fondsmanager etwas Risiko aus den Portfolien nehmen und insgesamt an den Kapitalmärkten etwas defensiver orientiert sind. Spannend wird die anstehende Bilanzsaison. Darauf werde ich hier in der nächsten Ausgabe näher eingehen, denn in den USA geht es in diesen Tagen los und in zwei Wochen liegen dann schon viele aktuelle Geschäftszahlen zum ersten Quartal 2024 vor. Grundsätzlich sehen wir in den USA und in Europa auf Sicht der kommenden Quartale eine klare Trendwende hin zu wieder steigenden Unternehmensgewinnen. In der Vergangenheit wurde dies oft von steigenden Börsen begleitet.