BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen bei dem Zusammenwachsen der europäischen Kapitalmärkte nach Jahren ohne großen Fortschritt aufs Gas drücken. So soll unter anderem die Entwicklung grenzüberschreitender Anlage- und Sparprodukte beschleunigt werden, wie aus einer gemeinsamen Erklärung der 27 Spitzenpolitiker nach einem Gipfeltreffen am Donnerstag in Brüssel hervorgeht.
Seit Jahren wird in Brüssel an der Kapitalmarktunion gearbeitet. Bei dieser geht es im Kern darum, bürokratische Hürden zwischen den EU-Staaten abzubauen, um Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen.
Hintergrund dafür, dass die Debatte nun in Bewegung gekommen ist, ist unter anderem, dass jährlich rund 300 Milliarden Euro an Ersparnissen europäischer Bürger ins Ausland umgeleitet werden - vor allem in die USA. Das geht aus einem Sonderbericht des früheren italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta hervor, der bei dem Gipfeltreffen diskutiert wurde. Die EU möchte, dass mehr Kleinanleger an den hiesigen Finanzmärkten investieren, damit mehr Kapital für den grünen und digitalen Wandel zur Verfügung steht.
Auch in zwei zuvor umstrittenen Punkten konnten die Mitgliedsländer bei dem Gipfeltreffen Fortschritte machen. So verständigten sie sich darauf, Arbeiten voranzutreiben, um wichtige Aspekte der nationalen Regeln für Unternehmensinsolvenzen anzugleichen.
Zum anderen soll die Aufsicht über die Kapitalmärkte in der EU effizienter werden. Die Staats- und Regierungschefs beauftragten die EU-Kommission zu erarbeiten, wie die europäischen Aufsichtsbehörden besser zusammenarbeiten können - um so die wichtigsten grenzüberschreitend tätigen Finanzunternehmen besser überwachen zu können.
Der Abschlusserklärung zufolge soll auch das Finanz-Allgemeinwissen von Bürgerinnen und Bürgern gestärkt werden. Wer über mehr Wissen und Know-how verfügt, investiert eher, so die Hoffnung./rdz/DP/he