Jetzt geht es an der Börse darum, die Enttäuschung über eine weit ins Jahr 2024 hinein verschobene Zinswende der US-Notenbank Hoffnung durch eine insgesamt erfreuliche Berichtssaison zu kompensieren. Die Eintrübung der geldpolitischen Umstände hat die Marktkapitalisierung der Wall Street seit Ostern um gut 2.000 Milliarden Dollar verringert. Vor allem Technologieaktien wurden schwer gebeutelt. Der DAX ist in dieser Korrektur bis heute um 3,7 Prozent gefallen, der S&P 500 umgerechnet in Euro 4,3 Prozent und der Nasdaq 100 um ganze 6,2 Prozent.
Dass die Zinsen längere Zeit höher bleiben werden und das wahrscheinlich auch für die Inflation gelten wird, ist bekannt und in die Kurse mittlerweile eingepreist. Nun geht es um das Mikro-Thema der anstehenden Berichtssaison, in der man insbesondere die großen Unternehmen darauf abklopfen wird, ob sie ihre teilweise ambitionierten Bewertungen auch weiterhin rechtfertigen können.
Anleger haben nach der Eintrübung im Makro-Umfeld in eine ängstliche Stimmung gewechselt. Mit dem Wissen um eine Zinssenkung im Juni durch die Fed waren sie noch gierig und teilweise extrem gierig gestimmt. Dies dürfte der Notenbank äußerst gelegen kommen. Sie benötigt für eine Zinswende nun noch eine Abkühlung der Konjunktur und in den Frühindikatoren spielt die Entwicklung des Aktienmarktes eine große Rolle.
Heute wird Tesla Quartalszahlen präsentieren. In den vergangenen Monaten wurde die Schere der Bewertungen von Tesla gegenüber traditionellen Autobauern vor allem durch einen Rutsch in der Tesla-Aktie angeglichen. Die Anleger, die auf den Kosten- und Margen-Vorteil gegenüber der Konkurrenz gesetzt haben, verabschieden sich aus der Aktie. Denn dieser hat sich mittlerweile stark verringert oder ist gar nicht mehr vorhanden und Tesla nun auf der Suche nach neuen Aktionären. Elon Musks Idee ist der Aufbau einer Flotte von Robotaxis, ein Vorhaben, das allerdings bereits mehrmals in der Vergangenheit durch andere Anbieter wie Uber scheiterte.
Heute Abend wird Tesla erstmals seit vier Jahren vermutlich einen Umsatzrückgang sowie einen um 40 Prozent gesunkenen Betriebsgewinn vermelden. Inmitten dieser Entwicklungen hat Musk die größten Entlassungen in der Firmengeschichte vorgenommen, während er eine enorme Auszahlung an sich selbst wiederbeleben will, was für interne Unruhe sorgt. Anleger suchen unterdessen nach einer neuen Story. Es ist gut möglich, dass Tesla diese heute Abend nicht überzeugend liefern kann. Ein Rutsch der Aktie auf 100 Dollar ist nicht mehr auszuschließen, wenn die schlechte Stimmung heute Abend nicht gedreht werden kann.
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