MOSKAU (dpa-AFX) - Zwei russische Journalisten, die auch für westliche Medien arbeiten, sind in Russland in Untersuchungshaft genommen worden. Beiden wird nach übereinstimmenden Medienberichten die Teilnahme an einer extremistischen Organisation vorgeworfen. Sie sollen auch für Veröffentlichungen des gestorbenen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny Material zugeliefert haben. Die am Samstag verhängte U-Haft gilt demnach zunächst bis in den Juni.
Bei einem der Journalisten handelt es sich um einen Kameramann, der auch für die US-Nachrichtenagentur AP gearbeitet hat. Er wurde nach AP-Angaben im nordrussischen Gebiet Murmansk festgenommen. Die Nachrichtenagentur teilte mit, man sei sehr besorgt über die Festnahme. In Moskau sei zudem ein weiterer Journalist festgenommen worden, der ebenfalls für mehrere ausländische Medien gearbeitet habe. Auch mehrere russische Medien berichteten über die zweite Festnahme.
Beide sollen nach russischer Darstellung Videomaterial für den in Russland verbotenen Youtube-Kanal "Navalny Live" zugeliefert haben. Er gehört zu den Medienprojekten, die von dem im Februar in Haft gestorbenen Kremlgegner Alexej Nawalny gegründet wurden. Seit dem Tod Nawalnys und der Wiederwahl von Präsident Wladimir Putin im März hat die russische Staatsmacht ihre Repressionen gegen oppositionelle Gruppen und unabhängige Medien noch einmal verstärkt. Zugleich wächst der Druck auf die ausländischen Medien, die aus Russland berichten.
Am vergangenen Freitag war bereits ein Mitarbeiter der russischen Ausgabe der Zeitschrift "Forbes" wegen angeblicher Diskreditierung der Armee festgenommen worden. Ebenfalls in U-Haft ist eine Journalistin, die die letzten Videos über Nawalny vor dessen Tod gedreht hat. Dessen Fond zur Bekämpfung der Korruption erregt gerade Aufsehen in Russland mit einem neuen Dokumentarfilm. Darin geht es um die grassierende Korruption im Land in den 1990er Jahren unter Präsident Boris Jelzin und Putins Weg an die Macht./fko/DP/he