Berlin (ots) -
Der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn hat im Jahr 2019 erklärt, es gebe die berechtigte Hoffnung, der Krebs könnte in zehn bis 20 Jahren besiegt sein. Diese Aussage war kühn. Manche nannten sie auch tollkühn, leichtfertig, unethisch oder gar populistisch. Sie dürfte jedenfalls nicht zutreffend sein.
Tumore gelten häufig als Krankheit der Moderne, doch das sind sie nicht. Es gab sie vor 3000 Jahren im alten Ägypten und es wird sie auch in 1000 Jahren geben. Zwar haben Medizin und Wissenschaft extreme Fortschritte bei der Behandlung erzielt, die Aussicht aber, eine Erkrankung "wegzuforschen", die nicht mal als Einheit existiert, trügt. Der Krebs kennt unzählige Typen und Komplexitäten.
In Deutschland gibt es statistisch gesehen seit Jahren die gleiche Anzahl von Neuerkrankungen, etwa eine halbe Million pro Jahr. Auch die Zahl der Sterbefälle hat sich zwischen 220.000 bis 230.000 pro Jahr eingependelt. Es gibt Tumorarten mit guten Überlebenschancen. Und es gibt Tumorarten, die einem Todesurteil gleichkommen. Sie eint der Schrecken, den sie verbreiten. 65 Prozent der Menschen haben große Angst davor.
Durch neue Therapien können Krankheitsverläufe heute oft gut "organisiert" werden. So gut sogar, dass sie mitunter viel leichter zu ertragen sind als früher. In manchen Fällen kann die Krebserkrankung auch besiegt werden. Die individualisierte Medizin ist dabei das entscheidende Stichwort der modernen Therapie. Tumore analysieren und gezielt bekämpfen. Die Erfolge sind großartig, die Hoffnung auf weitere Verbesserungen ist berechtigt. Das ist viel wert.
Was wir bei der Diskussion über die Methoden der Behandlung, die Erfolge oder die damit verbundenen Kosten für das Gesundheitssystem oft verdrängen, ist das Leid der Patientinnen und Patienten. Diese müssen extreme körperliche und psychische Situationen meistern: Schmerzen und unfassbare Erschöpfung, Angst und Gedanken an den Tod.
Die Nebenwirkungen vieler Behandlungen sind quälend. Und dann kommt dieser Druck hinzu: Wie finde ich die richtige Therapie, vielleicht die beste? Wohin muss ich dafür fahren? An wen muss ich mich wenden? Und zahlt das eigentlich die Kasse? Von den Anstrengungen, die Betroffene jeden Tag meistern, ahnen viele Gesunde nichts.
Krebskranke erzählen oft, dass die Diagnose ein Einschnitt ins Leben ist. Die Erkrankung wirke sich auf fast alle Lebensbereiche aus. Familie, Freundeskreis, Beruf. Eine Umfrage aus dem Januar dieses Jahres hat dabei eine interessante Frage gestellt: Was wünschen sich Krebspatienten eigentlich, die ihre Krankheit überlebt haben? Die Antwort lässt aufhorchen. Wir sollten uns daran orientieren.
Aus Sicht der Betroffenen sollte das Gesundheitssystem natürlich weiter nach besseren Behandlungsoptionen suchen, doch es sollte auch die Zeit nach einer Therapie stärker in den Blick nehmen. Viele der Befragten wünschten sich mehr Unterstützung nach der Behandlung. Acht von zehn Patienten gaben an, viel Hilfe aus dem privaten Umfeld zu bekommen, weniger aber von professioneller Seite. Nur etwa jeder Dritte fühlte sich gut über Hilfsangebote informiert.
Deshalb müssen wir umdenken: Die Erfolge im Kampf gegen Krebs durch Forschung, Innovation und Hochleistungsmedizin sind wichtig, aber es braucht mehr: mehr Zeit für Information, Kommunikation und Unterstützung. Zeit, die Geld kostet und die im Gesundheitssystem häufig fehlt. Wir sollten das ändern.
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Der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn hat im Jahr 2019 erklärt, es gebe die berechtigte Hoffnung, der Krebs könnte in zehn bis 20 Jahren besiegt sein. Diese Aussage war kühn. Manche nannten sie auch tollkühn, leichtfertig, unethisch oder gar populistisch. Sie dürfte jedenfalls nicht zutreffend sein.
Tumore gelten häufig als Krankheit der Moderne, doch das sind sie nicht. Es gab sie vor 3000 Jahren im alten Ägypten und es wird sie auch in 1000 Jahren geben. Zwar haben Medizin und Wissenschaft extreme Fortschritte bei der Behandlung erzielt, die Aussicht aber, eine Erkrankung "wegzuforschen", die nicht mal als Einheit existiert, trügt. Der Krebs kennt unzählige Typen und Komplexitäten.
In Deutschland gibt es statistisch gesehen seit Jahren die gleiche Anzahl von Neuerkrankungen, etwa eine halbe Million pro Jahr. Auch die Zahl der Sterbefälle hat sich zwischen 220.000 bis 230.000 pro Jahr eingependelt. Es gibt Tumorarten mit guten Überlebenschancen. Und es gibt Tumorarten, die einem Todesurteil gleichkommen. Sie eint der Schrecken, den sie verbreiten. 65 Prozent der Menschen haben große Angst davor.
Durch neue Therapien können Krankheitsverläufe heute oft gut "organisiert" werden. So gut sogar, dass sie mitunter viel leichter zu ertragen sind als früher. In manchen Fällen kann die Krebserkrankung auch besiegt werden. Die individualisierte Medizin ist dabei das entscheidende Stichwort der modernen Therapie. Tumore analysieren und gezielt bekämpfen. Die Erfolge sind großartig, die Hoffnung auf weitere Verbesserungen ist berechtigt. Das ist viel wert.
Was wir bei der Diskussion über die Methoden der Behandlung, die Erfolge oder die damit verbundenen Kosten für das Gesundheitssystem oft verdrängen, ist das Leid der Patientinnen und Patienten. Diese müssen extreme körperliche und psychische Situationen meistern: Schmerzen und unfassbare Erschöpfung, Angst und Gedanken an den Tod.
Die Nebenwirkungen vieler Behandlungen sind quälend. Und dann kommt dieser Druck hinzu: Wie finde ich die richtige Therapie, vielleicht die beste? Wohin muss ich dafür fahren? An wen muss ich mich wenden? Und zahlt das eigentlich die Kasse? Von den Anstrengungen, die Betroffene jeden Tag meistern, ahnen viele Gesunde nichts.
Krebskranke erzählen oft, dass die Diagnose ein Einschnitt ins Leben ist. Die Erkrankung wirke sich auf fast alle Lebensbereiche aus. Familie, Freundeskreis, Beruf. Eine Umfrage aus dem Januar dieses Jahres hat dabei eine interessante Frage gestellt: Was wünschen sich Krebspatienten eigentlich, die ihre Krankheit überlebt haben? Die Antwort lässt aufhorchen. Wir sollten uns daran orientieren.
Aus Sicht der Betroffenen sollte das Gesundheitssystem natürlich weiter nach besseren Behandlungsoptionen suchen, doch es sollte auch die Zeit nach einer Therapie stärker in den Blick nehmen. Viele der Befragten wünschten sich mehr Unterstützung nach der Behandlung. Acht von zehn Patienten gaben an, viel Hilfe aus dem privaten Umfeld zu bekommen, weniger aber von professioneller Seite. Nur etwa jeder Dritte fühlte sich gut über Hilfsangebote informiert.
Deshalb müssen wir umdenken: Die Erfolge im Kampf gegen Krebs durch Forschung, Innovation und Hochleistungsmedizin sind wichtig, aber es braucht mehr: mehr Zeit für Information, Kommunikation und Unterstützung. Zeit, die Geld kostet und die im Gesundheitssystem häufig fehlt. Wir sollten das ändern.
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