ESSEN (dpa-AFX) - Der Baukonzern Hochtief ist mit Zuwächsen ins neue Jahr gestartet. Das Unternehmen habe im ersten Quartal ein starkes Wachstum bei Umsatz, Auftragseingang und Auftragsbestand sowie einen höheren Gewinn verzeichnet, schrieb Unternehmenschef Juan Santamaría Cases am Montag in einem Aktionärsbrief. Das Gewinnziel für das laufende Jahr bestätigte er. Die Aktie legte nach der Vorlage von Zahlen um rund 1,6 Prozent zu.
Der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn sei im ersten Quartal im Jahresvergleich um 3,4 Prozent auf 142,2 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen in Essen mit. Dazu trugen vor allem die US-Tochter Turner sowie die Geschäfte des spanischen Autobahnbetreibers Abertis, an dem Hochtief rund 20 Prozent hält, bei. Bereinigt um den Ergebnisbeitrag der 2023 veräußerten Beteiligung an Ventia sei der bereinigte Gewinn um 16 Prozent gewachsen.
Auch in Zukunft setze das Unternehmen auf seine drei Säulenstrategien, sagte Santamaría Cases, der auch ACS-Chef ist. So reduziere der Konzern etwa sein Risikoprofil, um höhere Gewinne und eine robustere Bilanz zu erreichen. Aktuell bestünden rund 85 Prozent des Auftragsbestands aus Projekten mit geringerem Risiko.
Jefferies-Analyst Graham Hunt attestierte dem Baukonzern einen starken Jahresstart. Der Nettogewinn liege 2,2 Prozent über dem Konsens, während die Nettoverschuldung ein wenig besser als von ihm erwartet aussehe. Sein Gewinnausblick für 2024 liegt fast am oberen Ende der bestätigten Unternehmenszielspanne. Dazu sehe der Auftragseingang gesund aus und untermauere die Wachstumsziele.
Im laufenden Jahr rechnet Hochtief dank eines guten Auftragsbestands weiter mit einem bereinigten Nettogewinn von 560 bis 610 Millionen Euro. 2023 war der bereinigte Gewinn um 6,1 Prozent auf gut 553 Millionen gestiegen. Rückenwind verspricht sich das Unternehmen dabei neben Infrastrukturprojekten auch vom Bau von Rechenzentren. Tech-Konzerne stecken wegen wachsender Datenmengen und des KI-Trends viel Geld in den Ausbau von Rechenleistung.
So habe allein die US-Tochter Turner im ersten Quartal Aufträge für Rechenzentren in den USA im Wert von zwei Milliarden Euro erhalten, so Santamaría Cases. Zu Beginn des laufenden Jahres habe Turner vom Internetkonzern Meta den Auftrag erhalten, im US-Bundesstaat Indiana ein Rechenzentrum im Wert von mehr als 800 Millionen US-Dollar zu bauen. Die australische Hochtief-Tochter Cimic erhielt laut Hochtief-Chef einen Auftrag für die Ausstattung eines Rechenzentrums in Indonesien.
Der Orderseingang stieg in den ersten drei Monaten um fast ein Viertel auf gut 10,5 Milliarden Euro. Zu den Neuaufträgen gehörten eine Reihe von Projekte in den Bereichen Hochtechnologie, Energiewende und Infrastrukturprojekte mit Fokus auf Nachhaltigkeit, sagte Santamaría Cases. Ende März schwoll der Auftragsbestand auf 58,7 Milliarden Euro an. Dies entspreche einer Auslastung von 22 Monaten, hieß es.
Inklusive Sondereffekten wies Hochtief in den ersten drei Monaten einen Gewinn von 132,8 Millionen Euro aus. Das waren 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz kletterte um 9,2 Prozent auf knapp 6,76 Milliarden Euro.
Ab dem ersten Quartal weist Hochtief drei Geschäftsbereiche aus: Integrated Solutions (Turner und Cimic), Engineering & Construction (Hochtief Europe und Flatiron) und Infrastructure (Abertis, Hochtief PPP Solutions und Pacific Partnerships).
Das 1873 gegründete Unternehmen beschäftigte Ende März weltweit knapp 41 600 Menschen, davon mehr als 3200 in Deutschland. Allein in Nordrhein-Westfalen waren es 1800. Die Konzernzentrale ist in Essen. Der spanische Infrastrukturkonzern ACS hält rund drei Viertel an Hochtief.
Hochtief und die dazu gehörenden Tochtergesellschaften sind vor allem in Australien, Nordamerika und Europa tätig. Bekannte Bauprojekte von Hochtief in Europa sind die Elbphilharmonie in Hamburg und der Gotthard-Tunnel in der Schweiz. Hochtief baut auch die neue A1-Rheinbrücke in Leverkusen./mne/ngu/he