Halle/MZ (ots) -
Immer weniger Erstklässler sind gegen Kinderlähmung, Windpocken und Keuchhusten geimpft. Das geht aus dem aktuellen Impfbericht des Landesamtes für Verbraucherschutz (LAV) in Sachsen-Anhalt hervor, für den Kinder für das Einschulungsjahr 2023 untersucht wurden. Demnach zeige sich eine "kontinuierliche Verringerung der Quoten" bei einigen der von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Impfungen. Mediziner sehen die Entwicklung mit Sorge. "Die Impfraten sind deutschlandweit rückläufig, das ist auch bei Grippe-Impfungen festzustellen", sagte Gunther Gosch, Kinderarzt und Vorstandsmitglied der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstagausgabe). "Damit sinkt der Gesamtschutz der Bevölkerung."
Laut Impfbericht waren im Untersuchungsjahr 2022 insgesamt 95,8 Prozent der Einschüler vollständig gegen Masern geimpft (2021: 95,3). Seit 2020 gilt in Deutschland eine Masernimpfpflicht, für eine Ausrottung der Krankheit muss 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Bei Keuchhusten sank die Quote auf 91,2 Prozent (2021: 92,3), ebenso bei Tetanus (2021: 92,4). Zudem erreichten Impfraten teils nicht das Gesundheitsziel Sachsen-Anhalts: eine altersgerechte Durchimpfung bei 90 Prozent der Bevölkerung. So waren gegen Kinderlähmung 89,4 Prozent geimpft (2021: 90,9), gegen Windpocken 89,5 Prozent (2021: 90,4). Zudem erfolgten die Grundimmunisierungen laut LAV "tendenziell zu spät". Es gibt auch starke regionale Unterschiede, sagt Roland Achtzehn, Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. "Im Norden sind die Impfquoten tendenziell niedriger, weil die kinderärztliche Versorgung schlechter ist." Einen Grund für sinkende Impfraten sieht er in einem Vertrauensverlust: "Corona hat viel kaputt gemacht. Mehr Menschen sind skeptisch, mehr lehnen Impfungen ab."
Doch je weiter die Quoten sinken, "desto weniger können geimpfte Kinder ungeimpfte Kinder schützen", sagt Impfexperte Gosch. "Dann greift die Herdenimmunität nicht. Es geht hier um den Schutz aller." Auch wenn Masernimpfungen beispielsweise auf einem hohen Niveau lägen, bestünden Lücken. Das zeigten Masernausbrüche auch in Sachsen-Anhalt: 19 Fälle meldeten Behörden 2023. Für Keuchhusten listet das Robert Koch-Institut für das vergangene Jahr 114 Fälle im Bundesland, im laufenden sind es bereits 129. Für die Impfbereitschaft spielten auch Faktoren wie Migrationshintergrund, Sozialstatus und Bildungsniveau eine Rolle, sagt der hallesche Kinderarzt Detlef Wend. Flüchtlinge aus dem arabischen Raum und der Ukraine seien häufig unvollständig geimpft.
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Marc Rath
Telefon: 0345 565 4200
marc.rath@mz.de
Original-Content von: Mitteldeutsche Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/47409/5780329
Immer weniger Erstklässler sind gegen Kinderlähmung, Windpocken und Keuchhusten geimpft. Das geht aus dem aktuellen Impfbericht des Landesamtes für Verbraucherschutz (LAV) in Sachsen-Anhalt hervor, für den Kinder für das Einschulungsjahr 2023 untersucht wurden. Demnach zeige sich eine "kontinuierliche Verringerung der Quoten" bei einigen der von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Impfungen. Mediziner sehen die Entwicklung mit Sorge. "Die Impfraten sind deutschlandweit rückläufig, das ist auch bei Grippe-Impfungen festzustellen", sagte Gunther Gosch, Kinderarzt und Vorstandsmitglied der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstagausgabe). "Damit sinkt der Gesamtschutz der Bevölkerung."
Laut Impfbericht waren im Untersuchungsjahr 2022 insgesamt 95,8 Prozent der Einschüler vollständig gegen Masern geimpft (2021: 95,3). Seit 2020 gilt in Deutschland eine Masernimpfpflicht, für eine Ausrottung der Krankheit muss 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Bei Keuchhusten sank die Quote auf 91,2 Prozent (2021: 92,3), ebenso bei Tetanus (2021: 92,4). Zudem erreichten Impfraten teils nicht das Gesundheitsziel Sachsen-Anhalts: eine altersgerechte Durchimpfung bei 90 Prozent der Bevölkerung. So waren gegen Kinderlähmung 89,4 Prozent geimpft (2021: 90,9), gegen Windpocken 89,5 Prozent (2021: 90,4). Zudem erfolgten die Grundimmunisierungen laut LAV "tendenziell zu spät". Es gibt auch starke regionale Unterschiede, sagt Roland Achtzehn, Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. "Im Norden sind die Impfquoten tendenziell niedriger, weil die kinderärztliche Versorgung schlechter ist." Einen Grund für sinkende Impfraten sieht er in einem Vertrauensverlust: "Corona hat viel kaputt gemacht. Mehr Menschen sind skeptisch, mehr lehnen Impfungen ab."
Doch je weiter die Quoten sinken, "desto weniger können geimpfte Kinder ungeimpfte Kinder schützen", sagt Impfexperte Gosch. "Dann greift die Herdenimmunität nicht. Es geht hier um den Schutz aller." Auch wenn Masernimpfungen beispielsweise auf einem hohen Niveau lägen, bestünden Lücken. Das zeigten Masernausbrüche auch in Sachsen-Anhalt: 19 Fälle meldeten Behörden 2023. Für Keuchhusten listet das Robert Koch-Institut für das vergangene Jahr 114 Fälle im Bundesland, im laufenden sind es bereits 129. Für die Impfbereitschaft spielten auch Faktoren wie Migrationshintergrund, Sozialstatus und Bildungsniveau eine Rolle, sagt der hallesche Kinderarzt Detlef Wend. Flüchtlinge aus dem arabischen Raum und der Ukraine seien häufig unvollständig geimpft.
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