Köln. (ots) -
Der Kölner Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff warnt in der Debatte um eine Abschiebung des afghanischen Messerattentäters von Mannheim vor "weit übers Ziel hinausschießenden Emotionen". Die von verschiedenen Parteien erhobene Forderung, den Attentäter Sulaiman A. nach Afghanistan abzuschieben, spiele der "der islamistischen Taliban-Regierung geradezu in die Karten", sagte Wallraff dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Sulaiman A., der vergangene Woche auf dem Mannheimer Markplatz zunächst auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger eingestochen hatte und einen zur Hilfe eilenden Polizisten tötete, würde "ganz sicher von den Taliban mit offenen Armen empfangen und als Held gefeiert werden", so Wallraff. Im Vordergrund der Berichterstattung und der politischen Äußerungen stehe "verständlicherweise der Tod des Polizisten Rouven L.". Daraufhin die sofortige Abschiebung des Mannes zu fordern, dessen Asylantrag bereits im Jahr 2014 abgelehnt worden sein soll, sei indes "abstrus und hirnrissig, oder milde gesagt: äußerst kontraproduktiv".
Einen ähnlichen Fall einer Abschiebung eines Täters mit mutmaßlich islamistischem Motiv nach Afghanistan habe es noch nie gegeben, so Wallraff. "Ich halte es für äußerst wahrscheinlich, dass der Täter von den Taliban derart gefeiert würde, dass er Nachahmer auf den Plan rufen würde." Immerhin habe Sulaiman A. "exakt im Sinne der dschihadistischen Ideologie gehandelt", indem er einen Islamgegner angegriffen und den Repräsentanten eines säkularen Rechtsstaats getötet habe. Wallraff appellierte, "in der Debatte schnellstmöglich zur Sachlichkeit zurückzukehren und überparteilich praktikable Lösungen zu finden".
Auch in anderen Fällen wäre es angebracht, dass der Rechtsstaat "konsequent handelt", sagte Wallraff. "So müssten etliche Moscheegemeinden, die Hass predigen, das deutsche Grundgesetz verhöhnen und abschaffen wollen, genauso verboten werden wie Demonstrationen, auf denen ein Kalifat mit islamistischer Gesetzgebung gefordert wird." Die Forderung nach einer Abschiebung des Mannheimer Attentäters nach Afghanistan sei indes "eine politische Kurzschlussreaktion".
Link zum Artikel: www.ksta.de/807154
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Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/66749/5796642
Der Kölner Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff warnt in der Debatte um eine Abschiebung des afghanischen Messerattentäters von Mannheim vor "weit übers Ziel hinausschießenden Emotionen". Die von verschiedenen Parteien erhobene Forderung, den Attentäter Sulaiman A. nach Afghanistan abzuschieben, spiele der "der islamistischen Taliban-Regierung geradezu in die Karten", sagte Wallraff dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Sulaiman A., der vergangene Woche auf dem Mannheimer Markplatz zunächst auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger eingestochen hatte und einen zur Hilfe eilenden Polizisten tötete, würde "ganz sicher von den Taliban mit offenen Armen empfangen und als Held gefeiert werden", so Wallraff. Im Vordergrund der Berichterstattung und der politischen Äußerungen stehe "verständlicherweise der Tod des Polizisten Rouven L.". Daraufhin die sofortige Abschiebung des Mannes zu fordern, dessen Asylantrag bereits im Jahr 2014 abgelehnt worden sein soll, sei indes "abstrus und hirnrissig, oder milde gesagt: äußerst kontraproduktiv".
Einen ähnlichen Fall einer Abschiebung eines Täters mit mutmaßlich islamistischem Motiv nach Afghanistan habe es noch nie gegeben, so Wallraff. "Ich halte es für äußerst wahrscheinlich, dass der Täter von den Taliban derart gefeiert würde, dass er Nachahmer auf den Plan rufen würde." Immerhin habe Sulaiman A. "exakt im Sinne der dschihadistischen Ideologie gehandelt", indem er einen Islamgegner angegriffen und den Repräsentanten eines säkularen Rechtsstaats getötet habe. Wallraff appellierte, "in der Debatte schnellstmöglich zur Sachlichkeit zurückzukehren und überparteilich praktikable Lösungen zu finden".
Auch in anderen Fällen wäre es angebracht, dass der Rechtsstaat "konsequent handelt", sagte Wallraff. "So müssten etliche Moscheegemeinden, die Hass predigen, das deutsche Grundgesetz verhöhnen und abschaffen wollen, genauso verboten werden wie Demonstrationen, auf denen ein Kalifat mit islamistischer Gesetzgebung gefordert wird." Die Forderung nach einer Abschiebung des Mannheimer Attentäters nach Afghanistan sei indes "eine politische Kurzschlussreaktion".
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