TEL AVIV/NEW YORK (dpa-AFX) - Israel hat die Aufnahme des Landes in einen jährlichen UN-Bericht zu Kindern in bewaffneten Konflikten scharf kritisiert. Die Vereinten Nationen hätten sich damit auf die "schwarze Liste der Geschichte" gesetzt, teilte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Freitag via der Online-Plattform X mit. Die Armee seines Landes sei "die moralischste der Welt; keine wahnhafte UN-Entscheidung wird das ändern".
Etwa zeitgleich veröffentlichte der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan auf X ein Video, das ihn seinen Angaben zufolge dabei zeigt, wie er telefonisch von einem UN-Mitarbeiter über die Aufnahme Israels in den Bericht informiert wird. Die Aufnahme in den UN-Bericht sei "empörend und falsch", schrieb Erdan. UN-Generalsekretär António Guterres ermutige Terrorismus und sei von Hass gegen Israel motiviert.
UN: Bericht basiert auf transparenter Methodik
Die Vereinten Nationen wehrten sich gegen die Vorwürfe. Seit rund einem Vierteljahrhundert erstelle der UN-Generalsekretär einen solchen Bericht jedes Jahr auf Bitte von UN-Mitgliedsstaaten, die diese Initiative einst über den UN-Sicherheitsrat ins Leben gerufen hätten, sagte ein UN-Sprecher in New York auf Anfrage. Der Bericht basiere auf "gut etablierter und transparenter Methodik" und es sei nach seiner Veröffentlichung an den Mitgliedsstaaten, ihn zu lesen und darauf aufbauend zu handeln. Direkte Konsequenzen gebe es aber nicht.
Der diesjährige Bericht werde am 14. Juni dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt, am 18. Juni offiziell veröffentlicht und am 26. Juni vom Sicherheitsrat debattiert. Dass UN-Botschafter Erdan vorab telefonisch über die Neuaufnahme seines Landes informiert worden sei, sei "Höflichkeit" gewesen. Alle Länder, die neu aufgenommen würden, würden vorab informiert, um ihnen eine Vorwarnung zu geben und das öffentliche Vorab-Bekanntwerden von Informationen zu verhindern. Dass UN-Botschafter Erdan das Telefonat aufgenommen und zumindest teilweise veröffentlicht habe, sei "schockierend und nicht akzeptabel". Guterres habe sich zudem immer sehr klar gegen den Terrorismus der islamistischen Hamas ausgesprochen.
Eigentlich hätten die UN vor dem eigentlichen Veröffentlichungsdatum keine Informationen zu dem Bericht herausgeben wollen, seien nun aber dazu gezwungen worden. Der Bericht selbst war aber nach wie vor nicht öffentlich. Im vergangenen Jahr hatte das Papier unter anderem die Taliban in Afghanistan und die russische Armee im Krieg in der Ukraine genannt. Die Beziehung zwischen Israel und den Vereinten Nationen gilt schon seit längerem als sehr angespannt./cah/DP/ngu