(neu: Erklärung des libanesischen Ministerpräsidenten)
BEIRUT/TEL AVIV (dpa-AFX) - Der US-Gesandte Amos Hochstein setzt im Libanon seine Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Schiitenmiliz Hisbollah fort. Hochstein traf am Dienstag in Beirut zunächst den Parlamentspräsidenten Nabih Berri. Dieser gilt als wichtiger Verbündeter der Hisbollah.
Nach dem Treffen mit Berri sagte Hochstein, die USA arbeiteten daran, eine größere Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der Hisbollah zu verhindern. Er beschrieb die Lage als sehr ernst. "Wir haben in den letzten Wochen eine Eskalation gesehen und (US-Präsident Joe) Biden will eine weitere Eskalation bis hin zu einem größeren Krieg verhindern", sagte der Gesandte. "Wir glauben, dass es einen Weg zu einer diplomatischen Lösung gibt, wenn beide Seiten dem zustimmen."
Hochstein traf auch den libanesischen Ministerpräsidenten Nadschib Mikati. Dieser sagte nach dem Gespräch: "Der Libanon strebt keine Eskalation an." Er warf Israel zugleich vor, die libanesische Souveränität zu verletzen. Er kritisierte "systematische Tötungen und Zerstörungen". Tote gab es bereits auf beiden Seiten. "Wir versuchen weiterhin, die Eskalation zu stoppen, Sicherheit und Stabilität wiederherzustellen."
Hochstein versucht seit Monaten, eine diplomatische Lösung zwischen Israel und der Hisbollah zu erreichen. Am Montag hatte er Israel besucht und dort unter anderem Ministerpräsident Benjamin Netanjahu getroffen.
Nach libanesischen Informationen wollte Hochstein der libanesischen Regierung eine scharfe Warnung der israelischen Seite übermitteln. Benny Gantz, Ex-Minister im israelischen Kriegskabinett, warnte Hochstein nach Medienberichten, die Zeit für eine diplomatische Einigung laufe aus. Israel sei fest entschlossen, die Bedrohung seiner Bürger im Norden des Landes durch die Hisbollah zu beenden.
Israel will durch militärischen und diplomatischen Druck erreichen, dass sich die Hisbollah wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es eine wichtige UN-Resolution zum Konflikt von 2006 vorsieht.
UN-Repräsentanten im Libanon hatten sich zuletzt "zutiefst besorgt" über die jüngste Eskalation an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon geäußert. Es wird befürchtet, die seit Monaten andauernden schweren Gefechte an der Grenze könnten sich zu einem brandgefährlichen regionalen Krieg ausweiten. Die Hisbollah ist unter anderem mit dem Iran verbündet.
Nach israelischen Informationen verfügt die Hisbollah über ein Arsenal von mindestens 150 000 Raketen, die Ziele im ganzen Land erreichen könnten. Die Schiitenmiliz gilt als deutlich schlagkräftiger als die islamistische Terrororganisation Hamas, gegen die Israel seit mehr als acht Monaten Krieg führt./wh/DP/ngu