Berlin (ots) -
"Mein Haus, mein Auto, mein Boot", prahlten zwei männliche Darsteller noch Mitte der 1990er-Jahre in einem Werbespot. Möglich gemacht habe einen solchen Lebensstil schlicht gute Anlageberatung, wollten die deutschen Sparkassen den Fernsehzuschauern damals weismachen. Wie sich die Zeiten geändert haben - nicht nur in Sachen Werbung.
Diszipliniert ist, wer es heute noch schafft, ein bisschen was auf die hohe Kante zu legen. Für den Großteil der Bevölkerung ist die Lebensrealität aber mittlerweile eine andere. Vor allem die Inflation mit steigenden Preisen für Lebensmittel, Energie und Dienstleistungen hat die Haushaltskassen vieler Menschen arg belastet. Hinzu kommt die Entwicklung auf dem Mietmarkt.
Besonders in Großstädten müssen die Menschen laut Statistischem Bundesamt inzwischen monatlich fast 29 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete aufwenden. Wer nach 2019 eingezogen ist, darf sogar noch ein bisschen mehr zahlen. Der Hauptgrund ist eigentlich banal: Es fehlen Wohnungen, eine hohe Nachfrage in den Städten treibt den Preis. So ist das in der Marktwirtschaft. Die Entwicklung aber hat Folgen, nicht nur für die Menschen selbst und die Frage, was man sich noch leisten kann, sondern auch für die Wirtschaft. Vor allem in teuren Wohnlagen wie München, Frankfurt am Main oder Hamburg häufen sich Meldungen von Unternehmen, deren Bewerber eine zugesagte Arbeitsstelle wieder absagen, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden konnten. Bund, Länder und Kommunen haben die Probleme auf dem Wohnungsmarkt zwar erkannt, aber eine Lösung haben sie nicht. Versuche wie die Mietpreisbremse oder fulminant gescheiterte Experimente wie der Berliner Mietendeckel haben jedenfalls zu keiner nachhaltigen Verbesserung geführt. Und das deutsche Neubauwunder ist bislang auch ausgeblieben.
Nachvollziehbar ist deshalb, dass einige Unternehmen in Deutschland die Sache selbst in die Hand nehmen und sich an eine fast vergessene Tradition zurückerinnern. Zur Miete beim Chef wohnen - das ist wieder im Trend. Der Grund liegt auf der Hand: Bei der Personalsuche kann eine günstige Werks- oder Mitarbeiterwohnung ein echtes Pfund sein. Gehalt hin oder her: Gib mir eine Wohnung, Chef! Gerade in Ballungsgebieten haben Firmen mit einem solchen Angebot gute Karten. Auch im Wettbewerb mit Konzernen, die vermeintlich attraktive Verdienstpakete anbieten, ist die mietgünstige Wohnung Trumpf.
Auch der Fachkräftemangel zwingt die Firmen, kreativ zu werden. Zahlen zeigen, warum: Allein 2023 konnten mehr als eine halbe Million Stellen im Land nicht besetzt werden. Laut einer Studie des IW Köln gingen der Wirtschaft dadurch Produktionskapazitäten im Wert von 49 Milliarden Euro verloren. Das Fachkräftethema hat sich zudem verschärft. Einer Analyse des Personaldienstleisters Manpower Group zufolge kämpfen derzeit 82 Prozent der deutschen Unternehmen mit offenen Stellenbesetzungen. Innerhalb von zehn Jahren habe sich der Fachkräftemangel deutlich verschärft.
Das Engagement bei Werkswohnungen hat das Potenzial, dagegen gleich doppelt zu helfen: einmal beim Mitarbeiterfinden und -binden. Und darüber hinaus beim Blick auf die politischen Wohnungsbauziele, denen jede zusätzlich errichtet Einheit nützen würde. Doch auch die Politik ist gefragt, mehr zu tun. Fachkräftemangel und Wohnungskrise sind die großen Themen unserer Zeit. Man kann nicht erwarten, dass die Wirtschaft beides alleine löst.
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"Mein Haus, mein Auto, mein Boot", prahlten zwei männliche Darsteller noch Mitte der 1990er-Jahre in einem Werbespot. Möglich gemacht habe einen solchen Lebensstil schlicht gute Anlageberatung, wollten die deutschen Sparkassen den Fernsehzuschauern damals weismachen. Wie sich die Zeiten geändert haben - nicht nur in Sachen Werbung.
Diszipliniert ist, wer es heute noch schafft, ein bisschen was auf die hohe Kante zu legen. Für den Großteil der Bevölkerung ist die Lebensrealität aber mittlerweile eine andere. Vor allem die Inflation mit steigenden Preisen für Lebensmittel, Energie und Dienstleistungen hat die Haushaltskassen vieler Menschen arg belastet. Hinzu kommt die Entwicklung auf dem Mietmarkt.
Besonders in Großstädten müssen die Menschen laut Statistischem Bundesamt inzwischen monatlich fast 29 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete aufwenden. Wer nach 2019 eingezogen ist, darf sogar noch ein bisschen mehr zahlen. Der Hauptgrund ist eigentlich banal: Es fehlen Wohnungen, eine hohe Nachfrage in den Städten treibt den Preis. So ist das in der Marktwirtschaft. Die Entwicklung aber hat Folgen, nicht nur für die Menschen selbst und die Frage, was man sich noch leisten kann, sondern auch für die Wirtschaft. Vor allem in teuren Wohnlagen wie München, Frankfurt am Main oder Hamburg häufen sich Meldungen von Unternehmen, deren Bewerber eine zugesagte Arbeitsstelle wieder absagen, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden konnten. Bund, Länder und Kommunen haben die Probleme auf dem Wohnungsmarkt zwar erkannt, aber eine Lösung haben sie nicht. Versuche wie die Mietpreisbremse oder fulminant gescheiterte Experimente wie der Berliner Mietendeckel haben jedenfalls zu keiner nachhaltigen Verbesserung geführt. Und das deutsche Neubauwunder ist bislang auch ausgeblieben.
Nachvollziehbar ist deshalb, dass einige Unternehmen in Deutschland die Sache selbst in die Hand nehmen und sich an eine fast vergessene Tradition zurückerinnern. Zur Miete beim Chef wohnen - das ist wieder im Trend. Der Grund liegt auf der Hand: Bei der Personalsuche kann eine günstige Werks- oder Mitarbeiterwohnung ein echtes Pfund sein. Gehalt hin oder her: Gib mir eine Wohnung, Chef! Gerade in Ballungsgebieten haben Firmen mit einem solchen Angebot gute Karten. Auch im Wettbewerb mit Konzernen, die vermeintlich attraktive Verdienstpakete anbieten, ist die mietgünstige Wohnung Trumpf.
Auch der Fachkräftemangel zwingt die Firmen, kreativ zu werden. Zahlen zeigen, warum: Allein 2023 konnten mehr als eine halbe Million Stellen im Land nicht besetzt werden. Laut einer Studie des IW Köln gingen der Wirtschaft dadurch Produktionskapazitäten im Wert von 49 Milliarden Euro verloren. Das Fachkräftethema hat sich zudem verschärft. Einer Analyse des Personaldienstleisters Manpower Group zufolge kämpfen derzeit 82 Prozent der deutschen Unternehmen mit offenen Stellenbesetzungen. Innerhalb von zehn Jahren habe sich der Fachkräftemangel deutlich verschärft.
Das Engagement bei Werkswohnungen hat das Potenzial, dagegen gleich doppelt zu helfen: einmal beim Mitarbeiterfinden und -binden. Und darüber hinaus beim Blick auf die politischen Wohnungsbauziele, denen jede zusätzlich errichtet Einheit nützen würde. Doch auch die Politik ist gefragt, mehr zu tun. Fachkräftemangel und Wohnungskrise sind die großen Themen unserer Zeit. Man kann nicht erwarten, dass die Wirtschaft beides alleine löst.
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