Berlin (ots) -
Es ist lange her, dass man die Uhr nach der Bahn stellen konnte. Heute ist die Unpünktlichkeit vieler Züge in Deutschland ein Dauerärgernis. Auch die Zeiten, als Züge noch in jeder kleineren Stadt hielten, gehören längst der Vergangenheit an. Allein in den vergangenen 50 Jahren schrumpfte das Schienennetz um etwa 8000 auf heute noch rund 33.000 Kilometer. Strecken insbesondere in ländlichen Regionen wurden stillgelegt, Bahnhöfe dichtgemacht.
Kein Wunder, dass sich insbesondere Bewohner in weniger dicht besiedelten Gebieten abgehängt fühlen. Selbst von so einem attraktiven und günstigen Angebot wie dem Deutschlandticket können sie nicht profitieren, da es vor ihrer Haustür schlichtweg kein Verkehrsmittel gibt, das sie mit der Fahrkarte nutzen könnten - weder Bahnen noch einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Stattdessen sind sie weiter auf Auto oder Fahrrad angewiesen, um mobil in ihrer Region unterwegs sein zu können.
Und nun droht neues Ungemach. Angesichts steigender Trassenpreise - also Geld, das Eisenbahnunternehmen für jeden gefahrenen Kilometer auf der Schiene zahlen müssen - prüft die Deutsche Bahn offenbar, künftig einige Linien abzuschaffen oder weniger oft fahren zu lassen. Welche Strecken konkret betroffen sein könnten, ist zwar nicht entschieden, doch mit Sicherheit würden es solche sein, die weniger genutzt werden und unrentabler sind. Betroffen wären auch hier wohl wieder weniger besiedelte Regionen in Ost- und Westdeutschland.
Aus marktwirtschaftlicher Sicht ist es konsequent, dass Fahrtstrecken Gewinne abwerfen müssen. Doch für die gewünschte Verkehrswende ist dieses Prinzip Gift und kontraproduktiv. Man kann Reisende nur dann für die Bahn gewinnen und Autofahrende zum Umsteigen bewegen, wenn das Angebot groß und komfortabel ist. Das bedeutet im Alltag: Viele Züge sollten möglichst im Stundentakt viele Städte untereinander verbinden. Denn nur ein gutes Bahnangebot lockt auch Nutzer. Wenn Ziele dagegen gar nicht oder nur durch mehrfaches Umsteigen zu erreichen sind, wird man keine Kunden und Kundinnen gewinnen können, sondern vielmehr weitere verlieren. Deshalb: Hände weg vom Streckenabbau!
Weniger Schienenverkehr schadet am Ende auch dem Klima. Denn in der Verkehrswende spielt die Bahn eine entscheidende Rolle. Nur wenn deutlich mehr Güter- und Individualverkehre von der Straße auf die energie- und umweltfreundlichere Schiene verlagert werden, lassen sich die gesteckten Klimaziele erreichen. Doch dies erfordert ein noch viel konsequenteres Umdenken in der Verkehrspolitik, mehr Gerechtigkeit unter den Verkehrsmitteln - und weitere Entlastungen für die Schiene. Hier könnte bereits eine einzelne Stellschraube helfen: So ist unverständlich, warum allen Bahnen jährlich immer höhere Trassenpreise - die sogenannte "Schienenmaut" - zahlen müssen, während die Straßen für alle Pkw kostenlos sind und nur Lkw auf der Autobahn zur Kasse gebeten werden. Hier wird der Schienenverkehr seit Jahren benachteiligt - und zwar Güter und Personen, Privatbahnen und die Deutsche Bahn.
Die Eisenbahnunternehmen müssen zusammen eine Milliardenbelastung schultern, die am Ende die Konsumenten tragen. Denn sie verteuern Tickets und Transportkosten. Wenn die Bundesregierung tatsächlich die Verkehrswende will und ernst meint, muss sie endlich auch solche Ungerechtigkeiten zulasten der Bahnen abbauen.
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Es ist lange her, dass man die Uhr nach der Bahn stellen konnte. Heute ist die Unpünktlichkeit vieler Züge in Deutschland ein Dauerärgernis. Auch die Zeiten, als Züge noch in jeder kleineren Stadt hielten, gehören längst der Vergangenheit an. Allein in den vergangenen 50 Jahren schrumpfte das Schienennetz um etwa 8000 auf heute noch rund 33.000 Kilometer. Strecken insbesondere in ländlichen Regionen wurden stillgelegt, Bahnhöfe dichtgemacht.
Kein Wunder, dass sich insbesondere Bewohner in weniger dicht besiedelten Gebieten abgehängt fühlen. Selbst von so einem attraktiven und günstigen Angebot wie dem Deutschlandticket können sie nicht profitieren, da es vor ihrer Haustür schlichtweg kein Verkehrsmittel gibt, das sie mit der Fahrkarte nutzen könnten - weder Bahnen noch einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Stattdessen sind sie weiter auf Auto oder Fahrrad angewiesen, um mobil in ihrer Region unterwegs sein zu können.
Und nun droht neues Ungemach. Angesichts steigender Trassenpreise - also Geld, das Eisenbahnunternehmen für jeden gefahrenen Kilometer auf der Schiene zahlen müssen - prüft die Deutsche Bahn offenbar, künftig einige Linien abzuschaffen oder weniger oft fahren zu lassen. Welche Strecken konkret betroffen sein könnten, ist zwar nicht entschieden, doch mit Sicherheit würden es solche sein, die weniger genutzt werden und unrentabler sind. Betroffen wären auch hier wohl wieder weniger besiedelte Regionen in Ost- und Westdeutschland.
Aus marktwirtschaftlicher Sicht ist es konsequent, dass Fahrtstrecken Gewinne abwerfen müssen. Doch für die gewünschte Verkehrswende ist dieses Prinzip Gift und kontraproduktiv. Man kann Reisende nur dann für die Bahn gewinnen und Autofahrende zum Umsteigen bewegen, wenn das Angebot groß und komfortabel ist. Das bedeutet im Alltag: Viele Züge sollten möglichst im Stundentakt viele Städte untereinander verbinden. Denn nur ein gutes Bahnangebot lockt auch Nutzer. Wenn Ziele dagegen gar nicht oder nur durch mehrfaches Umsteigen zu erreichen sind, wird man keine Kunden und Kundinnen gewinnen können, sondern vielmehr weitere verlieren. Deshalb: Hände weg vom Streckenabbau!
Weniger Schienenverkehr schadet am Ende auch dem Klima. Denn in der Verkehrswende spielt die Bahn eine entscheidende Rolle. Nur wenn deutlich mehr Güter- und Individualverkehre von der Straße auf die energie- und umweltfreundlichere Schiene verlagert werden, lassen sich die gesteckten Klimaziele erreichen. Doch dies erfordert ein noch viel konsequenteres Umdenken in der Verkehrspolitik, mehr Gerechtigkeit unter den Verkehrsmitteln - und weitere Entlastungen für die Schiene. Hier könnte bereits eine einzelne Stellschraube helfen: So ist unverständlich, warum allen Bahnen jährlich immer höhere Trassenpreise - die sogenannte "Schienenmaut" - zahlen müssen, während die Straßen für alle Pkw kostenlos sind und nur Lkw auf der Autobahn zur Kasse gebeten werden. Hier wird der Schienenverkehr seit Jahren benachteiligt - und zwar Güter und Personen, Privatbahnen und die Deutsche Bahn.
Die Eisenbahnunternehmen müssen zusammen eine Milliardenbelastung schultern, die am Ende die Konsumenten tragen. Denn sie verteuern Tickets und Transportkosten. Wenn die Bundesregierung tatsächlich die Verkehrswende will und ernst meint, muss sie endlich auch solche Ungerechtigkeiten zulasten der Bahnen abbauen.
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