Berlin (ots) -
Amtsinhaber Joe Biden und Herausforderer Donald Trump bewegten sich in ihrem ersten (und eingedenk der hundserbärmlichen Substanz hoffentlich letzten) Fernsehduell im Bereich des Erwartbaren. Besser: Befürchteten. Was sich in Atlanta abspielte, war unter dem Strich nicht weniger furchtbar, unwürdig und chaotisch als die Schreiorgie von 2020 in Ohio.
Niemand braucht zwei alte Männer, die sich auf dem Weg ins höchste Staatsamt gegenseitig in Grund und Boden verdammen, am Volk und dessen Nöten vorbeireden und sich am Ende nicht entblöden, über Intelligenztests und ihre Fähigkeiten als Golfspieler zu schwadronieren.
Das ausschließlich dem notorischen Demagogen und Lügner Trump anzulasten, wäre zu einfach. Joe Biden, seit 2020 optisch wie geistig noch mal erkennbar gealtert, präsentierte sich zu oft als Sandsack, auf den man offensichtlich ungestraft eindreschen kann.
Er hat die Chance, dem Publikum die berechtigte Angst davor zu nehmen, dass er am Ende seiner zweiten Amtszeit 86 Jahre und bis dahin sehr wahrscheinlich noch fragiler wäre als heute, vertan. Er ließ sich vom Bulldozer Trump überrollen. Dessen atemlos vorgetragene Brachialkritik klang, obwohl fast immer unwahr oder übertrieben, glaubwürdiger als die vernuschelten Richtigstellungen des Präsidenten. Bidens Ziel, dem Wahlkampf durch eine frühe TV-Debatte neuen Schwung zu geben und aus dem Umfragemorast zu kommen, ist meilenweit verfehlt worden. Das Geraune, ob ein Last-minute-Austausch des demokratischen Kandidaten für die Wahl am 5. November nicht doch geboten sein könnte, wird nun nicht mehr verstummen. Dabei bleibt Volkes Haltung unverändert: Es will mehrheitlich weder Trump noch Biden erneut an der Spitze des Landes sehen.
Trump nicht, weil der verurteilte Kriminelle Staatswohl mit persönlichem Vorteil gleichsetzt, in Hybris badet, Geschichte klittert, die Institutionen kaputtredet und die amerikanische Demokratie in eine Zampano-Autokratie verwandeln will.
Biden nicht, weil man ihm bei aller Wertschätzung für Geleistetes nach der Corona-Pandemie und charakterlicher Integrität beim besten Willen nicht mehr attestieren kann, eine elektrisierende Vision für die Vereinigten Staaten zu haben. Er kann ja, was zugegeben nicht leicht ist, nicht mal einen Dauerkläffer und Angstmacher wie Trump auf Distanz halten. Nach dem 90-minütigen Gekeife, in dem die Moderatoren ihrer Aufgabe als Lotsen nicht gerecht wurden, ist nun die Frage, ob es substanzielle Bewegungen in der Gruppe der noch unentschlossenen Wählerinnen und Wähler geben wird. These: eher nein. Es bleibt, wie es im Mittel der Umfragen seit Langem ist: sehr knapp.
Biden wie Trump sind dafür verantwortlich, dass heute zwei Drittel der jungen Amerikaner unter 30 abwinken. Sie sind der Überzeugung, dass ihr Land die drängenden Probleme von Klimawandel, Generationengerechtigkeit, Migration, Bildung, Künstlicher Intelligenz bis Stabilität der Gesundheits- und Sozialsysteme nicht in den Griff kriegt, weil "die da oben" meilenweit von der Lebenswirklichkeit der Mehrheit entfernt sind.
Aus dieser demografischen Gruppe könnten viele, die 2020 noch Biden oder Trump gewählt haben, der Wahl am 5. November ganz fernbleiben oder einem politischen Hallodri namens Robert F. Kennedy Junior ihre wertlose Proteststimme geben. Was den Demokratie-Verächter Trump zurück an die Macht spülen könnte. Joe Bidens Desaster-Auftritt von Atlanta wäre daran nicht schuldlos.
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Amtsinhaber Joe Biden und Herausforderer Donald Trump bewegten sich in ihrem ersten (und eingedenk der hundserbärmlichen Substanz hoffentlich letzten) Fernsehduell im Bereich des Erwartbaren. Besser: Befürchteten. Was sich in Atlanta abspielte, war unter dem Strich nicht weniger furchtbar, unwürdig und chaotisch als die Schreiorgie von 2020 in Ohio.
Niemand braucht zwei alte Männer, die sich auf dem Weg ins höchste Staatsamt gegenseitig in Grund und Boden verdammen, am Volk und dessen Nöten vorbeireden und sich am Ende nicht entblöden, über Intelligenztests und ihre Fähigkeiten als Golfspieler zu schwadronieren.
Das ausschließlich dem notorischen Demagogen und Lügner Trump anzulasten, wäre zu einfach. Joe Biden, seit 2020 optisch wie geistig noch mal erkennbar gealtert, präsentierte sich zu oft als Sandsack, auf den man offensichtlich ungestraft eindreschen kann.
Er hat die Chance, dem Publikum die berechtigte Angst davor zu nehmen, dass er am Ende seiner zweiten Amtszeit 86 Jahre und bis dahin sehr wahrscheinlich noch fragiler wäre als heute, vertan. Er ließ sich vom Bulldozer Trump überrollen. Dessen atemlos vorgetragene Brachialkritik klang, obwohl fast immer unwahr oder übertrieben, glaubwürdiger als die vernuschelten Richtigstellungen des Präsidenten. Bidens Ziel, dem Wahlkampf durch eine frühe TV-Debatte neuen Schwung zu geben und aus dem Umfragemorast zu kommen, ist meilenweit verfehlt worden. Das Geraune, ob ein Last-minute-Austausch des demokratischen Kandidaten für die Wahl am 5. November nicht doch geboten sein könnte, wird nun nicht mehr verstummen. Dabei bleibt Volkes Haltung unverändert: Es will mehrheitlich weder Trump noch Biden erneut an der Spitze des Landes sehen.
Trump nicht, weil der verurteilte Kriminelle Staatswohl mit persönlichem Vorteil gleichsetzt, in Hybris badet, Geschichte klittert, die Institutionen kaputtredet und die amerikanische Demokratie in eine Zampano-Autokratie verwandeln will.
Biden nicht, weil man ihm bei aller Wertschätzung für Geleistetes nach der Corona-Pandemie und charakterlicher Integrität beim besten Willen nicht mehr attestieren kann, eine elektrisierende Vision für die Vereinigten Staaten zu haben. Er kann ja, was zugegeben nicht leicht ist, nicht mal einen Dauerkläffer und Angstmacher wie Trump auf Distanz halten. Nach dem 90-minütigen Gekeife, in dem die Moderatoren ihrer Aufgabe als Lotsen nicht gerecht wurden, ist nun die Frage, ob es substanzielle Bewegungen in der Gruppe der noch unentschlossenen Wählerinnen und Wähler geben wird. These: eher nein. Es bleibt, wie es im Mittel der Umfragen seit Langem ist: sehr knapp.
Biden wie Trump sind dafür verantwortlich, dass heute zwei Drittel der jungen Amerikaner unter 30 abwinken. Sie sind der Überzeugung, dass ihr Land die drängenden Probleme von Klimawandel, Generationengerechtigkeit, Migration, Bildung, Künstlicher Intelligenz bis Stabilität der Gesundheits- und Sozialsysteme nicht in den Griff kriegt, weil "die da oben" meilenweit von der Lebenswirklichkeit der Mehrheit entfernt sind.
Aus dieser demografischen Gruppe könnten viele, die 2020 noch Biden oder Trump gewählt haben, der Wahl am 5. November ganz fernbleiben oder einem politischen Hallodri namens Robert F. Kennedy Junior ihre wertlose Proteststimme geben. Was den Demokratie-Verächter Trump zurück an die Macht spülen könnte. Joe Bidens Desaster-Auftritt von Atlanta wäre daran nicht schuldlos.
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