WASHINGTON (dpa-AFX) - In der Debatte um die Eignung von US-Präsident Joe Biden als Präsidentschaftskandidat richtet sich der Fokus zunehmend auf seine Stellvertreterin Kamala Harris. Während besonders in den sozialen Medien haufenweise Spekulationen über einen möglichen Wechsel bei den Demokraten kursierten - auf der Online-Plattform X trendete "Kamala" in der Rubrik Politik -, ging das Wahlkampfteam von Ex-Präsident Donald Trump zum verbalen Frontalangriff auf die Demokratin über.
"Die Demokraten beginnen, sich hinter Kamala Harris zu versammeln, da es nicht mehr zu leugnen ist, dass Joe Biden ungeeignet für das Amt ist", hieß es in einer E-Mail der republikanischen Gegenseite. Trumps Team zeichnete das Feindbild einer Politikerin aus dem als demokratische Hochburg bekannten US-Bundesstaat Kalifornien und listete auf, was alles gegen eine Harris-Präsidentschaft spreche.
Online wurde die Debatte insbesondere bei X weiter angeheizt. Etliche Beiträge drehten sich um den sogenannten "K-Hive" (zu Deutsch etwa: K-Bienenstock), ein teils ironisch verwendeter Spitzname für Anhänger der Vizepräsidentin. Geteilt wurden neben Spekulationen zur aktuellen Lage auch zahlreiche Internet-Memes. Auf der Website PredictIt, wo Wetten auf politische Ereignisse wie etwa die Nominierung eines US-Präsidentschaftskandidaten abgeschlossen werden können, überholte Harris Biden am Mittwochabend deutscher Zeit sogar. Noch vor wenigen Tagen waren ihr dort kaum Chancen auf die Kandidatur eingeräumt worden.
Seit seinem verpatzten Auftritt beim TV-Duell gegen Trump haben sich die mächtigsten Demokraten mit öffentlicher Kritik an Biden zwar weitestgehend zurückgehalten. In den hinteren Reihen der Partei rumort es allerdings gewaltig - eine Rückzugsforderung sprach am Dienstag als erster amtierender Demokrat im Kongress der Abgeordnete Lloyd Doggett aus. Zuvor hatte der ehemalige Abgeordnete Tim Ryan ein Meinungsstück bei "Newsweek" veröffentlicht mit dem Titel: "Kamala Harris sollte 2024 die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten sein." Nicht ganz so weit ging der demokratische Abgeordnete Jim Clyburn. Er stellte sich hinter Biden, sagte aber auch, er werde im Falle eines Rückzugs Harris unterstützen.
Das Weiße Haus hielt heute weiter an der Aussage fest, Biden werde nicht aus dem Rennen aussteigen, und dementierte Medienberichte über angebliche Rückzugsgedanken des US-Präsidenten entschieden. Eine Frage nach der künftigen Rolle von Harris beantwortete Sprecherin Karine Jean-Pierre lediglich mit der Aussage, sie werde keine hypothetischen Szenarien kommentieren./gei/DP/he