BERLIN (dpa-AFX) - Der Nitratwert im Grundwasser in Deutschland ist weiterhin zu hoch. Das geht aus dem heute veröffentlichten Nitratbericht der Bundesregierung hervor, der sich auf den Zeitraum von 2020 bis 2022 bezieht. Demnach lag die Konzentration an gut einem Viertel (25,6 Prozent) der Messstellen in Deutschland über der von der EU vorgegebenen Grenze von 50 Milligramm pro Liter. Am morgigen Freitag stimmt der Bundesrat über das neue Düngegesetz ab.
Unter anderem aus Dünger wie etwa Gülle gelangt Nitrat in den Boden, das gut fürs Pflanzenwachstum ist. Zu viel davon kann die Natur aber aus dem Gleichgewicht bringen. Zudem können aus Nitrat gesundheitsgefährdende Nitrite entstehen. Die EU-Staaten müssen der Europäischen Kommission alle vier Jahre Daten über die Belastung ihrer Gewässer mit Nitrat liefern.
Özdemir: noch nicht am Ziel
Laut dem vorherigen Bericht für den Zeitraum von 2016 bis 2018 war der Nitratwert noch an 26,7 Prozent der Messstellen zu hoch gewesen. Damit ging die Nitratbelastung im Grundwasser zwar erneut leicht zurück. "Der Nitratbericht macht aber auch deutlich, dass wir noch nicht am Ziel sind. Besonders wo viele Tiere gehalten werden oder viel Gemüse angebaut wird, ist immer noch zu viel Nitrat im Grundwasser", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in einer Mitteilung. Er appelliert daher an die Länder, am Freitag im Bundesrat dem neuen Düngegesetz zuzustimmen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke sieht Deutschland zwar durch die konsequente Umsetzung der Nitrat-Richtlinie "auf dem richtigen Weg". Mit den geplanten Änderungen zum Düngegesetz wolle die Regierung aber "weitere notwendige Verbesserungen schaffen."
Abstimmung über Düngegesetz im Bundesrat
Der Bundestag hatte Anfang Juni Änderungen am Düngegesetz beschlossen, um die Nitratbelastung des Grundwassers zu reduzieren. Die Gesetzesänderung soll die Grundlage dafür schaffen, dass die Düngedaten von Agrarbetrieben überprüft und bewertet werden können. Bauern, die nachweislich keine Gewässer verschmutzen, sollen nach Angaben der Ampel-Koalition von diesem "Monitoring" profitieren, indem sie etwa von bestimmten Auflagen beim Düngen befreit werden. Allerdings muss nach dem Bundestag an diesem Freitag noch der Bundesrat zustimmen.
Hintergrund der Reform sind seit Jahren laufende Auseinandersetzungen mit der EU-Kommission, die Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser mit Strafzahlungen droht./gma/DP/he