Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der US-Notenbank im September ist nach den überraschend schwachen Inflationsdaten von 70 auf 86 Prozent gestiegen. Anleger reagierten darauf mit einer Rotation raus aus den hoch bewerteten Technologieaktien und rein in klein- und mittelgroße Unternehmen, die in besonderem Maße von fallenden Zinsen profitieren könnten. War in den Wochen zuvor die hohe Abhängigkeit von nur wenigen Aktien ein Vorteil des Nasdaq 100, wurde sie ihm gestern zum Verhängnis, als Anleger genau bei diesen Aktien Gewinne mitnahmen.
Der Deutsche Aktienindex profitiert dagegen von der Aussicht auf fallende Zinsen in den USA. Wenn nun endlich auch die Fed an der Zinsschraube dreht, bekommt die Europäische Zentralbank den nötigen Spielraum, schneller zu handeln. Dieser Logik folgen heute Morgen auch Aktien aus China, die kräftig anziehen. Denn nun kann auch die chinesische Zentralbank schneller auf eine lockere Geldpolitik umschalten, ohne zu riskieren, die eigene Währung zu schwächen.
In Zeiten steigender oder hoher Zinsen profitieren vor allem die Aktien aus den USA, weil Liquidität zurück in den Dollar-Raum repatriiert wird. In Zeiten sinkender Zinsen strömt diese Liquidität aus dem Dollar heraus und beginnt, weltweit nach Anlagechancen zu suchen. Von dieser Verteilung könnte auch der DAX nun profitieren.
Die Inflationsdaten und auch die jüngst gemeldeten Arbeitsmarktdaten waren im Sinne der Anleger, die auf eine baldige Zinssenkung der Fed spekulieren. Nachdem sich Powell noch zurückhaltend äußerte, werden sie nun genau darauf achten, was die Vertreter des Offenmarktausschusses in den nächsten Wochen von sich geben. Im Moment fühlt es sich danach an, als hätten die Inflationsdaten von gestern die Wende für die Fed in Sachen Geldpolitik eingeläutet.
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