Berlin (ots) -
US-Präsident gibt seinem Land die Chance, sich zu erneuern
Die T-Shirts, Fähnchen und Karten waren bereits bedruckt und eingetütet: Let's go Joe! So wollte das Team um den Präsidenten nach dem Nominierungsparteitag der Demokraten in den Wahlkampf starten. Die Wahlkampfartikel sind jetzt günstig abzugeben.
Joe Biden bestellt nach den Wahlen die Möbelpacker und räumt das Weiße Haus. Seine mutige Entscheidung, Platz zu machen für einen Neuanfang, hat eine historisch nicht zu unterschätzende Dimension. Auch wenn der Druck auf den 81-Jährigen am Ende gewaltig war - niemand konnte ihm diese Entscheidung abnehmen. Sie ist, wie es Barack Obama in seiner Lobeshymne auf Biden sagt, im besten Sinne patriotisch.
Niemand weiß sicher, ob der US-Präsident bei den Wahlen im November wirklich gegen Trump verloren hätte. Wahlen haben ihre eigene Dynamik. Aber alle Umfragen zeigten schon vor den Schüssen auf Trump in diese Richtung. Doch seit dem Attentat und der anschließenden Krönungsmesse der Republikaner brach in Teilen der Demokratischen Partei Panik aus: Nicht nur das Rennen ums Weiße Haus könnte verloren gehen. Die Republikaner könnten auch den Kongress erobern. Niemand würde sich Trumps kruden Ideen dann noch in den Weg stellen. Ein Alptraum, wenn man an seine Pläne für den Umbau des Landes denkt.
Dass mit Kamala Harris für die Demokraten jetzt alles gut wird, ist nicht ausgemacht. Doch die Partei scheint ihre einzige Chance zu erkennen und wahrnehmen zu wollen. Die überwältigende Mehrheit der Kongress-Abgeordneten hat sich bereits hinter sie gestellt. 50 Millionen Dollar an Spenden sind eingegangen. Niemand von Bedeutung hat bisher eine Gegenkandidatur angekündigt. Die Reihen schließen sich.
Auch das Schweigen von Barack Obama zu ihrer Person ist mitnichten ein Zweifel an ihrer Stärke, es ist klug. Und es hat mit seinem Gewicht in der Partei zu tun. Die Partei befindet sich in einem demokratischen Abstimmungsprozess, den der Ex-Präsident nicht abwürgen will. Denn das, was Amerika gerade vollzieht, ist einmalig. Es ist ein Drahtseilakt, der viele Amerikaner endlich aus ihrer Agonie und Apathie befreien und zu einem fulminanten Wahlsieg führen kann. Sicher ist das aber nicht. Es kann auch in einem Fiasko enden. Die Demokraten setzen alles auf eine Karte und hoffen darauf, dass neben der wahrscheinlichen Kandidatin Kamala Harris nun Donald Trump verdammt alt aussieht.
Die Republikaner sind nervös. Davon zeugt ihre abstruse Forderung, Biden solle auch als Präsident zurücktreten. Die Entscheidung des US-Präsidenten verdient nicht nur den höchsten Respekt. Sie zeigt seine Größe und Stärke, eben weil er sich nicht an die Macht klammert.
"Lame Duck" nennen die Amerikaner einen Präsidenten, dessen Macht schwindet, weil er nicht wieder antritt. Aber Biden ist heute so mächtig wie gestern. Seine Zögerlichkeiten in manchen außenpolitischen Fragen haben und hatten nichts mit seinem Alter, sondern mit Verstand, Augenmaß und Nachdenklichkeit zu tun. Wer im Alter des Präsidenten das Sinnbild für die vermeintlich schwindende Macht der USA sehen will, dem ist nicht zu helfen. Der US-Präsident ist ein Garant für die Kontinuität der Supermacht - gerade in wilden Wahlkampfzeiten. Es wäre fahrlässig, Harris jetzt auch schon das Amt zu überlassen.
Biden hat mit seinem Rückzug von der Kandidatur eine Tür aufgestoßen - durchgehen müssen die Amerikaner selbst.
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US-Präsident gibt seinem Land die Chance, sich zu erneuern
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Joe Biden bestellt nach den Wahlen die Möbelpacker und räumt das Weiße Haus. Seine mutige Entscheidung, Platz zu machen für einen Neuanfang, hat eine historisch nicht zu unterschätzende Dimension. Auch wenn der Druck auf den 81-Jährigen am Ende gewaltig war - niemand konnte ihm diese Entscheidung abnehmen. Sie ist, wie es Barack Obama in seiner Lobeshymne auf Biden sagt, im besten Sinne patriotisch.
Niemand weiß sicher, ob der US-Präsident bei den Wahlen im November wirklich gegen Trump verloren hätte. Wahlen haben ihre eigene Dynamik. Aber alle Umfragen zeigten schon vor den Schüssen auf Trump in diese Richtung. Doch seit dem Attentat und der anschließenden Krönungsmesse der Republikaner brach in Teilen der Demokratischen Partei Panik aus: Nicht nur das Rennen ums Weiße Haus könnte verloren gehen. Die Republikaner könnten auch den Kongress erobern. Niemand würde sich Trumps kruden Ideen dann noch in den Weg stellen. Ein Alptraum, wenn man an seine Pläne für den Umbau des Landes denkt.
Dass mit Kamala Harris für die Demokraten jetzt alles gut wird, ist nicht ausgemacht. Doch die Partei scheint ihre einzige Chance zu erkennen und wahrnehmen zu wollen. Die überwältigende Mehrheit der Kongress-Abgeordneten hat sich bereits hinter sie gestellt. 50 Millionen Dollar an Spenden sind eingegangen. Niemand von Bedeutung hat bisher eine Gegenkandidatur angekündigt. Die Reihen schließen sich.
Auch das Schweigen von Barack Obama zu ihrer Person ist mitnichten ein Zweifel an ihrer Stärke, es ist klug. Und es hat mit seinem Gewicht in der Partei zu tun. Die Partei befindet sich in einem demokratischen Abstimmungsprozess, den der Ex-Präsident nicht abwürgen will. Denn das, was Amerika gerade vollzieht, ist einmalig. Es ist ein Drahtseilakt, der viele Amerikaner endlich aus ihrer Agonie und Apathie befreien und zu einem fulminanten Wahlsieg führen kann. Sicher ist das aber nicht. Es kann auch in einem Fiasko enden. Die Demokraten setzen alles auf eine Karte und hoffen darauf, dass neben der wahrscheinlichen Kandidatin Kamala Harris nun Donald Trump verdammt alt aussieht.
Die Republikaner sind nervös. Davon zeugt ihre abstruse Forderung, Biden solle auch als Präsident zurücktreten. Die Entscheidung des US-Präsidenten verdient nicht nur den höchsten Respekt. Sie zeigt seine Größe und Stärke, eben weil er sich nicht an die Macht klammert.
"Lame Duck" nennen die Amerikaner einen Präsidenten, dessen Macht schwindet, weil er nicht wieder antritt. Aber Biden ist heute so mächtig wie gestern. Seine Zögerlichkeiten in manchen außenpolitischen Fragen haben und hatten nichts mit seinem Alter, sondern mit Verstand, Augenmaß und Nachdenklichkeit zu tun. Wer im Alter des Präsidenten das Sinnbild für die vermeintlich schwindende Macht der USA sehen will, dem ist nicht zu helfen. Der US-Präsident ist ein Garant für die Kontinuität der Supermacht - gerade in wilden Wahlkampfzeiten. Es wäre fahrlässig, Harris jetzt auch schon das Amt zu überlassen.
Biden hat mit seinem Rückzug von der Kandidatur eine Tür aufgestoßen - durchgehen müssen die Amerikaner selbst.
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