Ansys Inc., Canonburg (USA), hat die Anmeldung des Erwerbs einer Minderheitsbeteiligung von knapp 35 % an der Safe Parent Inc., Farmington Hills (USA) (bekannt unter der Marke "Humanetics"), zurückgenommen, nachdem das Bundeskartellamt den betroffenen Unternehmen seine wettbewerblichen Bedenken gegen den Anteilserwerb mitgeteilt hatte. Ansys ist u.a. im Bereich der Simulationssoftware für Crashtests mit Insassenschutz, Humanetics im Bereich physischer und virtueller Crashtest-Dummies tätig.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: ""Beide Unternehmen bieten notwendige Produkte für Crashtest-Simulationen an und haben in diesen Geschäftsbereichen jeweils dominante Marktpositionen. Wir haben umfassend beleuchtet, inwieweit die Parteien miteinander im Wettbewerb stehen, inwieweit ihre Produkte komplementär sind und der Zusammenschluss das Wettbewerbsgeschehen im Verhältnis zu Dritten beeinflusst. Unser zentrales Ergebnis ist, dass bereits der Erwerb der Minderheitsbeteiligung eine erhebliche Schwächung des Wettbewerbs bewirkt und die Marktdominanz der Parteien weiter verstärkt hätte. Mit der jetzt erfolgten Rücknahme hat die Fusionskontrolle diese negativen Folgen in einer sehr wichtigen und zukunftsträchtigen Branche abgewendet"."
Das Vorhaben wurde im Rahmen des fusionskontrollrechtlichen Hauptprüfverfahrens vertieft untersucht, wobei umfangreiche Ermittlungen durchgeführt wurden. Insbesondere hat das Bundeskartellamt Wettbewerber und Kunden befragt sowie interne Kommunikation beider Unternehmen zum Zusammenschlussvorhaben ausgewertet.
Ansys bietet vor allem sog. Engineering-Simulationssoftware an, u.a. die Software "LS-DYNA", die insbesondere für die Simulation von Crashtests mit Insassenschutz in der Automobilindustrie genutzt wird. Humanetics bietet als einziges Unternehmen weltweit sowohl physische als auch virtuelle Dummies an und hat in beiden Bereichen eine sehr starke Marktstellung. Nach den Ermittlungen wären die dominanten Marktpositionen von Ansys im Bereich der Simulationssoftware für Crashtests mit Insassenschutz sowie von Humanetics im Bereich physischer und virtueller Crashtest-Dummies (sog. FE ATD-Modelle) aufgrund der Fusion weiter verstärkt worden. Beide Unternehmen bieten verschiedene Kategorien virtueller Crashtest-Dummies an, so dass jedenfalls der potentielle Wettbewerb in diesem Bereich beeinträchtigt worden wäre. Ökonomische Analysen sowie interne Strategie-Unterlagen der Unternehmen haben ferner erwarten lassen, dass die Unternehmen infolge des Zusammenschlusses Anreize gehabt hätten, ihre Wettbewerber auf den Märkten für Simulationssoftware für Crashtests mit Insassenschutz sowie virtuelle Dummies durch Kopplung ihrer Produkte sowie weitere, gemeinsam durchgeführte Abschottungsstrategien zu behindern.
Das Verfahren endet aufgrund der Rücknahme der Anmeldung ohne eine förmliche Entscheidung des Bundeskartellamtes. Der Zusammenschluss darf damit nicht vollzogen werden.
Weitere Informationen zu dem Verfahren werden in einem Fallbericht auf unserer Internetseite veröffentlicht werden.
Hintergrund
Die weltweite Nachfrage nach den Produkten für physische und virtuelle Crashtests mit Insassenschutz bestimmen vor allem Automobilhersteller und -zulieferer.
Die Kunden aus der Autoindustrie simulieren verschiedene Crashtests (z.B. Frontal-, Seiten- oder Heckaufprall) in der Regel weitestgehend vor der Durchführung realer Crashtests. Crashtest-Simulationen können die Anzahl notwendiger realer Crashtests erheblich reduzieren, so dass die Automobilindustrie Entwicklungszeit und Kosten spart. Da die Ergebnisse der simulierten Crashtests denen der realen Crashtests so gut wie möglich entsprechen sollen, sind für die Crashsimulationen möglichst genaue virtuelle Nachbildungen des Fahrzeugs und der Dummies nötig.
Die physischen Dummies werden im späteren Entwicklungsstadium eines Fahrzeuges eingesetzt, um die reale Reaktion des menschlichen Körpers auf Einwirkungen (z.B. Stöße, Beschleunigungen, Auslenkungen und Trägheitsmomente) mittels Sensoren zu messen und zu analysieren. Dummies unterscheiden sich je nach Branche (Automobil, Flugzeug, Militär), nach Art des Aufpralls (Frontal-, Seiten-, Heckaufprall) und nach Typ (Männer, Frauen, Kinder unterschiedlicher Größe und Statur). Sensoren und Wandler im Inneren des Dummys messen die präzisen physikalischen Kräfte, die bei einem Unfall auf jedes Körperteil ausgeübt werden.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: ""Beide Unternehmen bieten notwendige Produkte für Crashtest-Simulationen an und haben in diesen Geschäftsbereichen jeweils dominante Marktpositionen. Wir haben umfassend beleuchtet, inwieweit die Parteien miteinander im Wettbewerb stehen, inwieweit ihre Produkte komplementär sind und der Zusammenschluss das Wettbewerbsgeschehen im Verhältnis zu Dritten beeinflusst. Unser zentrales Ergebnis ist, dass bereits der Erwerb der Minderheitsbeteiligung eine erhebliche Schwächung des Wettbewerbs bewirkt und die Marktdominanz der Parteien weiter verstärkt hätte. Mit der jetzt erfolgten Rücknahme hat die Fusionskontrolle diese negativen Folgen in einer sehr wichtigen und zukunftsträchtigen Branche abgewendet"."
Das Vorhaben wurde im Rahmen des fusionskontrollrechtlichen Hauptprüfverfahrens vertieft untersucht, wobei umfangreiche Ermittlungen durchgeführt wurden. Insbesondere hat das Bundeskartellamt Wettbewerber und Kunden befragt sowie interne Kommunikation beider Unternehmen zum Zusammenschlussvorhaben ausgewertet.
Ansys bietet vor allem sog. Engineering-Simulationssoftware an, u.a. die Software "LS-DYNA", die insbesondere für die Simulation von Crashtests mit Insassenschutz in der Automobilindustrie genutzt wird. Humanetics bietet als einziges Unternehmen weltweit sowohl physische als auch virtuelle Dummies an und hat in beiden Bereichen eine sehr starke Marktstellung. Nach den Ermittlungen wären die dominanten Marktpositionen von Ansys im Bereich der Simulationssoftware für Crashtests mit Insassenschutz sowie von Humanetics im Bereich physischer und virtueller Crashtest-Dummies (sog. FE ATD-Modelle) aufgrund der Fusion weiter verstärkt worden. Beide Unternehmen bieten verschiedene Kategorien virtueller Crashtest-Dummies an, so dass jedenfalls der potentielle Wettbewerb in diesem Bereich beeinträchtigt worden wäre. Ökonomische Analysen sowie interne Strategie-Unterlagen der Unternehmen haben ferner erwarten lassen, dass die Unternehmen infolge des Zusammenschlusses Anreize gehabt hätten, ihre Wettbewerber auf den Märkten für Simulationssoftware für Crashtests mit Insassenschutz sowie virtuelle Dummies durch Kopplung ihrer Produkte sowie weitere, gemeinsam durchgeführte Abschottungsstrategien zu behindern.
Das Verfahren endet aufgrund der Rücknahme der Anmeldung ohne eine förmliche Entscheidung des Bundeskartellamtes. Der Zusammenschluss darf damit nicht vollzogen werden.
Weitere Informationen zu dem Verfahren werden in einem Fallbericht auf unserer Internetseite veröffentlicht werden.
Hintergrund
Die weltweite Nachfrage nach den Produkten für physische und virtuelle Crashtests mit Insassenschutz bestimmen vor allem Automobilhersteller und -zulieferer.
Die Kunden aus der Autoindustrie simulieren verschiedene Crashtests (z.B. Frontal-, Seiten- oder Heckaufprall) in der Regel weitestgehend vor der Durchführung realer Crashtests. Crashtest-Simulationen können die Anzahl notwendiger realer Crashtests erheblich reduzieren, so dass die Automobilindustrie Entwicklungszeit und Kosten spart. Da die Ergebnisse der simulierten Crashtests denen der realen Crashtests so gut wie möglich entsprechen sollen, sind für die Crashsimulationen möglichst genaue virtuelle Nachbildungen des Fahrzeugs und der Dummies nötig.
Die physischen Dummies werden im späteren Entwicklungsstadium eines Fahrzeuges eingesetzt, um die reale Reaktion des menschlichen Körpers auf Einwirkungen (z.B. Stöße, Beschleunigungen, Auslenkungen und Trägheitsmomente) mittels Sensoren zu messen und zu analysieren. Dummies unterscheiden sich je nach Branche (Automobil, Flugzeug, Militär), nach Art des Aufpralls (Frontal-, Seiten-, Heckaufprall) und nach Typ (Männer, Frauen, Kinder unterschiedlicher Größe und Statur). Sensoren und Wandler im Inneren des Dummys messen die präzisen physikalischen Kräfte, die bei einem Unfall auf jedes Körperteil ausgeübt werden.
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