WASHINGTON (dpa-AFX) - Vor und während der Rede von Israels Regierungschefs Benjamin Netanjahu im US-Kongress hat es rund um das Parlamentsgebäude in Washington großen Protest gegeben. Bei einer propalästinensischen Kundgebung forderten Rednerinnen und Redner die US-Regierung von Joe Biden unter anderem dazu auf, die militärische Hilfe für Israel komplett einzustellen. Sie warfen Israel einen "Genozid" im Gazastreifen vor und beschuldigten Biden, seine Stellvertreterin Kamala Harris und die Spitzen im US-Parlament, sich daran zu beteiligen. Es wurden zahlreiche Palästina-Flaggen gezeigt.
An einem anderen Ort im Parlamentsviertel hatten sich jüdische Demonstranten mit Israel-Flaggen versammelt. Ihr Protest richtete sich ebenfalls gegen Netanjahu. Ein Teilnehmer sagte, Netanjahu repräsentiere nicht das israelische Volk.
Die Kapitol-Polizei teilte mit, ganz in der Nähe des Parlamentsgebäudes sei "ein Teil der Menge gewalttätig" geworden. Die Demonstranten seien der Aufforderung, sich von der Polizeilinie zurückzuziehen, nicht gefolgt. "Wir setzen Pfefferspray gegen jeden ein, der versucht, das Gesetz zu brechen und diese Linie zu überschreiten", teilte die Polizei auf X mit.
Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Kapitol waren wegen des Besuchs drastisch erhöht worden. Das Gebäude wurde weiträumig mit hohen Zäunen abgesperrt. Die Polizei hatte bereits am Tag vor der Rede mehrere Demonstranten festgenommen, die in einem zum Parlament gehörenden Bürogebäude gegen den Gaza-Krieg protestiert hatten.
Einige Kongressmitglieder hatten angekündigt, Netanjahus Rede fernbleiben zu wollen. In der Ansprache ging es um den mehr als neun Monaten tobenden Gaza-Krieg infolge des beispiellosen Massakers von Terroristen der islamistischen Hamas und anderen Gruppen in Israel. Angehörige israelischer Geiseln, die Netanjahu auf seiner US-Reise begleiten, erhoffen sich eine Ankündigung des Regierungschefs über eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge./trö/DP/he