LAGOS (dpa-AFX) - In Afrikas bevölkerungsreichstem Staat Nigeria gehen vor allem junge Menschen landesweit aus Wut über die schlechte wirtschaftliche Lage auf die Straße. Die nigerianische Polizei ging in mehreren Städten, darunter der Hauptstadt Abuja und der Metropole Lagos, mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Mindestens zehn Menschen kamen Berichten zufolge ums Leben. Zur Zahl der Verletzten gab es zunächst keine Angaben. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International rief die Sicherheitsbehörden auf, das Demonstrationsrecht zu respektieren.
Zu Beginn der Proteste, die nach Angaben der Organisatoren zehn Tage andauern sollen, blieben am Donnerstag in mehreren Teilen des Landes Geschäfte und Büros geschlossen. In der nördlichen Stadt Kano wurde ein Regierungsbüro angegriffen und geplündert. Angesichts der Plünderungen verhängte die Regierung hier eine 24-stündige Ausgangssperre.
Zu den Protesten unter dem Motto EndBadGovernance - (zu Deutsch: beendet schlechte Regierungsführung) - hatten zivilgesellschaftliche Gruppen aufgerufen, um ihren Widerstand gegen die Wirtschaftsmaßnahmen von Präsident Bola Tinubu zum Ausdruck zu bringen. Dieser hatte kurz nach seinem Amtsantritt im Mai 2023 unter anderem die Landeswährung abgewertet und die Subventionen für Treibstoff gestrichen.
Die Maßnahmen trugen zu einem steilen Anstieg der Kraftstoffpreise und einer Inflation bei, die Waren und Dienstleistungen für viele Menschen unerschwinglich machten. Eine wachsende Zahl von Menschen selbst in den Großstädten kann sich keine drei vollwertigen Mahlzeiten am Tag mehr leisten.
Das ölreiche Nigeria ist in weiten Teilen von Korruption, Armut und schwerer Gewalt von Banditen und Terroristen betroffen. Zugleich boomen Unternehmertum und Popkultur in den Metropolen des Küstenstaats mit seinen mehr als 220 Millionen Einwohnern, von denen mehr als die Hälfte jünger als 17 Jahre sind. Viele Nigerianerinnen und Nigerianer wollen das Land verlassen und anderswo ihr Leben aufbauen. Von jungen Menschen getragene Proteste hatten in den vergangenen Wochen auch in Kenia und Uganda für Unruhe gesorgt./cpe/DP/he