DUISBURG (dpa-AFX) - Mit Holzkreuzen, Grablichtern und Fackeln haben Beschäftigte der Thyssenkrupp -Stahlsparte am Donnerstagabend vor der Stahl-Hauptverwaltung in Duisburg gegen den geplanten Stellenabbau protestiert. An der rund 30-minütigen "visuellen Guerilla-Aktion" beteiligten sich nach Angaben des Betriebsrats rund 200 Menschen. Vier schwarz gekleidete Männer trugen einen Sarg mit einer Puppe darin. Auch bengalische Fackeln und Rauchtöpfe wurden entzündet.
"Ein Zeichen setzen"
Die Beschäftigten wollten mit der Aktion für die Zukunft der Stahlsparte demonstrieren, erklärte der Betriebsrat. Am Vorabend einer wichtigen Aufsichtsratssitzung wolle man damit "ein Zeichen setzen", sagte Jens Burnicki vom Gesamtbetriebsrat.
Bei Deutschlands größtem Stahlerzeuger Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) berät der Aufsichtsrat am Freitag über eine grundlegende Neuaufstellung. Um wettbewerbsfähiger zu werden, ist eine Reduzierung der Produktionskapazitäten geplant, die auch mit einem Stellenabbau verbunden sein wird. Betriebsbedingte Kündigungen sollen aber ausgeschlossen werden. Die Sparte steht vor einer Verselbstständigung. Strittig ist aber noch die finanzielle Ausstattung, mit der der Mutterkonzern die Stahlsparte in die Selbstständigkeit schicken wird.
Betriebsrat sieht Insolvenzgefahr
Der Betriebsratsvorsitzende am Standort Duisburg/Beeckerwerth, Ali Güzel, äußerte am Donnerstagabend die Sorge, dass der Mutterkonzern zu wenig Geld zur Verfügung stellt. "Die Befürchtung ist, dass man uns so wenig wie möglich Mitgift gibt, sodass am Ende des Tages der Insolvenzverwalter vor der Tür steht", sagte Güzel vor Journalisten. "Die Insolvenzgefahr ist sehr groß", sagte er weiter.
Nach seinen Angaben steht am Freitag auch die Beauftragung eines weiteren Gutachtens über die nötige Finanzausstattung der Sparte auf der Tagesordnung der Aufseher. Die bisherigen Vorstellungen des Stahlmanagements, des Thyssenkrupp-Vorstands und der Mitbestimmung lägen bislang noch zu weit auseinander. Einem vom Stahl-Management erarbeiteten Businessplan werde die Arbeitnehmerseite erst zustimmen, wenn die künftige Finanzierung geklärt sei, so Güzel.
In der Thyssenkrupp-Stahlsparte arbeiten rund 27.000 Menschen, davon 13.000 in Duisburg./tob/DP/he