Bonn (ots) -
Der deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sieht mangels Bereitschaft Russlands derzeit keine Chancen auf Friedensverhandlungen oder einen Waffenstillstand im Krieg gegen die Ukraine. "Die russische Seite verweigert sich echten, inhaltlichen Gesprächen völlig", sagte Lambsdorff im Interview mit dem Bonner General-Anzeiger (Samstagsausgabe). "Egal mit wem. Damit isoliert Russland sich natürlich selbst." Die Regierung poche vielmehr "auf weit überzogene Vorbedingungen", so Lambsdorff. "Wenn der Präsident erklärt, er sei nur bereit, mit der Ukraine zu reden, wenn diese sich zuvor vollständig aus allen Gebieten zurückzieht, die Russland seiner Meinung nach bereits annektiert hat, also auch aus den Teilen, die Russland gar nicht militärisch kontrolliert, dann ist ja klar, dass da keine Ernsthaftigkeit hinter steht."
Deutschland und andere Länder seien aber stets bereit für Gespräche. "Es bedarf der Hilfe von Ländern, die zwischen den Parteien erst mal einen Kontakt herstellen können", so Lambsdorff. "Sobald auf der russischen Seite die im Moment nicht vorhandene Bereitschaft entsteht, etwas zu tun, wird es auch Kanäle geben. Da bin ich zuversichtlich." Der historische Gefangenenaustausch sei indes kein Indiz für eine Offenheit Moskaus für Gespräche. "Es ging Putin nur um den Tiergarten-Mörder, das hat sein Empfang in Moskau noch einmal sehr deutlich gemacht. Der Austausch ist deshalb kein Anzeichen für eine grundlegende Verbesserung der Kommunikation."
Lambsdorff, ehemals Vizepräsident des EU-Parlaments und FDP-Abgeordneter aus Bonn und seit rund einem Jahr Botschafter in Moskau, beschreibt die Kontakte zur russischen Regierung als "zurzeit sehr beschränkt". "Im russischen Außenministerium hat man einigen Leuten verboten, mit westlichen Botschaftern zu reden. Ich hoffe, dass sich das wieder ändern wird, weil diese Gespräche natürlich wichtig sind, damit die russische Seite erfährt, warum wir so denken, wie wir denken, warum wir so handeln, wie wir handeln und warum es wichtig ist, dass Russland seine Politik ändert."
Zum ukrainischen Vorstoß auf russisches Staatsgebiet sagte Lambsdorff, dieser habe Moskau nervös gemacht. "Für die Grenzschutztruppen, den Geheimdienst, das Militär, die Zivilverteidigung und auch für die Bevölkerung war es eine böse Überraschung, dass es den ukrainischen Truppen gelingen konnte, eine solche Operation durchzuführen." Eine erhöhte Gefahr, dass Russland Atomwaffen einsetzen könnte, sieht Lambsdorff dennoch nicht. "Als der Bundeskanzler in Peking war, hat er die Chinesen dazu gebracht, öffentlich zu erklären, der Einsatz von Atomwaffen sei inakzeptabel. Und ohne China kann Russland diesen Krieg nicht weiterführen", so Lambsdorff. "Das beantwortet die Frage."
Link zum vollständigen Interview: ga.de/lambsdorff
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n.ruedel@ga.de
Original-Content von: General-Anzeiger, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/80218/5845199
Der deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sieht mangels Bereitschaft Russlands derzeit keine Chancen auf Friedensverhandlungen oder einen Waffenstillstand im Krieg gegen die Ukraine. "Die russische Seite verweigert sich echten, inhaltlichen Gesprächen völlig", sagte Lambsdorff im Interview mit dem Bonner General-Anzeiger (Samstagsausgabe). "Egal mit wem. Damit isoliert Russland sich natürlich selbst." Die Regierung poche vielmehr "auf weit überzogene Vorbedingungen", so Lambsdorff. "Wenn der Präsident erklärt, er sei nur bereit, mit der Ukraine zu reden, wenn diese sich zuvor vollständig aus allen Gebieten zurückzieht, die Russland seiner Meinung nach bereits annektiert hat, also auch aus den Teilen, die Russland gar nicht militärisch kontrolliert, dann ist ja klar, dass da keine Ernsthaftigkeit hinter steht."
Deutschland und andere Länder seien aber stets bereit für Gespräche. "Es bedarf der Hilfe von Ländern, die zwischen den Parteien erst mal einen Kontakt herstellen können", so Lambsdorff. "Sobald auf der russischen Seite die im Moment nicht vorhandene Bereitschaft entsteht, etwas zu tun, wird es auch Kanäle geben. Da bin ich zuversichtlich." Der historische Gefangenenaustausch sei indes kein Indiz für eine Offenheit Moskaus für Gespräche. "Es ging Putin nur um den Tiergarten-Mörder, das hat sein Empfang in Moskau noch einmal sehr deutlich gemacht. Der Austausch ist deshalb kein Anzeichen für eine grundlegende Verbesserung der Kommunikation."
Lambsdorff, ehemals Vizepräsident des EU-Parlaments und FDP-Abgeordneter aus Bonn und seit rund einem Jahr Botschafter in Moskau, beschreibt die Kontakte zur russischen Regierung als "zurzeit sehr beschränkt". "Im russischen Außenministerium hat man einigen Leuten verboten, mit westlichen Botschaftern zu reden. Ich hoffe, dass sich das wieder ändern wird, weil diese Gespräche natürlich wichtig sind, damit die russische Seite erfährt, warum wir so denken, wie wir denken, warum wir so handeln, wie wir handeln und warum es wichtig ist, dass Russland seine Politik ändert."
Zum ukrainischen Vorstoß auf russisches Staatsgebiet sagte Lambsdorff, dieser habe Moskau nervös gemacht. "Für die Grenzschutztruppen, den Geheimdienst, das Militär, die Zivilverteidigung und auch für die Bevölkerung war es eine böse Überraschung, dass es den ukrainischen Truppen gelingen konnte, eine solche Operation durchzuführen." Eine erhöhte Gefahr, dass Russland Atomwaffen einsetzen könnte, sieht Lambsdorff dennoch nicht. "Als der Bundeskanzler in Peking war, hat er die Chinesen dazu gebracht, öffentlich zu erklären, der Einsatz von Atomwaffen sei inakzeptabel. Und ohne China kann Russland diesen Krieg nicht weiterführen", so Lambsdorff. "Das beantwortet die Frage."
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