Bonn (ots) -
Im ersten Jahr nach seinem Dienstantritt als deutscher Botschafter in Russland hat Alexander Graf Lambsdorff keine feindselige Atmosphäre von Seiten der Bevölkerung kennengelernt. "Wenn ich den Menschen sage, dass ich aus Deutschland komme, heißt es sehr oft:,Wie wunderbar! Schön, dass Sie hier sind. Wir sehen so wenige Menschen aus dem Westen'.", sagte Lambsdorff im Interview mit dem Bonner General-Anzeiger (Samstagausgabe). "Ich erlebe auch Dankbarkeit von Russen, deren Söhne in Deutschland sind und daher nicht in den Krieg müssten." Er finde es "beruhigend, dass die Menschen unterscheiden können zwischen regierungsamtlicher Propaganda und dem, was wir in Deutschland wirklich machen", fügte der Botschafter hinzu, der im August 2023 sein Amt in Moskau angetreten hat.
Was das Einverständnis der Bevölkerung mit der russischen Politik angeht, so erklärte Lambsdorff, man gehe davon aus, dass zwischen 15 und 20 Prozent der Bürger von der Politik der Regierung begeistert seien. Daneben gebe es eine ähnlich große Gruppe, die gegen diesen Krieg sei. "Und wir sehen eine eher unpolitische Mitte." Es sei also keineswegs so, "dass alle gleichgeschaltet wären".
Die Sanktionen seien "für die normalen Menschen" kaum präsent, so Lambsdorff weiter. So seien Lebensmittel genauso wenig sanktioniert wie der medizinische Bereich, "weil wir die Kriegswirtschaft und nicht die Bevölkerung treffen wollen". Sanktionen würden sich hingegen auf russische Unternehmen auswirken, weil viele von ihnen nach dem Ausschluss aus dem Swift-Verfahren große Schwierigkeiten in der Zahlungsabwicklung hätten.
Zu seinem Eindruck von der Atmosphäre in der Hauptstadt sagte Lambsdorff, die russische Regierung und auch die Stadt Moskau bemühten sich sehr darum, "dass man möglichst wenig vom Angriffskrieg gegen die Ukraine bemerkt". Der Bürgermeister habe Blumenrabatten anlegen lassen, die Restaurants und Theater seien voll. Im krassen Gegenteil dazu stehe die Arbeit der Botschaft. "Währenddessen analysieren wir den ganzen Tag über, was im Krieg, in der Diplomatie und der russischen Innenpolitik geschieht. Es ist eine ganz starke Wort-Bild-Schere", sagte der frühere FDP-Politiker.
Lambsdorff ist ehemaliger Vizepräsident des EU-Parlaments und FDP-Abgeordneter aus Bonn.
Link zum vollständigen Interview: ga.de/lambsdorff
Pressekontakt:
General-AnzeigerBonn
Telefon: 0228 / 66 88563
n.ruedel@ga.de
Original-Content von: General-Anzeiger, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/80218/5845200
Im ersten Jahr nach seinem Dienstantritt als deutscher Botschafter in Russland hat Alexander Graf Lambsdorff keine feindselige Atmosphäre von Seiten der Bevölkerung kennengelernt. "Wenn ich den Menschen sage, dass ich aus Deutschland komme, heißt es sehr oft:,Wie wunderbar! Schön, dass Sie hier sind. Wir sehen so wenige Menschen aus dem Westen'.", sagte Lambsdorff im Interview mit dem Bonner General-Anzeiger (Samstagausgabe). "Ich erlebe auch Dankbarkeit von Russen, deren Söhne in Deutschland sind und daher nicht in den Krieg müssten." Er finde es "beruhigend, dass die Menschen unterscheiden können zwischen regierungsamtlicher Propaganda und dem, was wir in Deutschland wirklich machen", fügte der Botschafter hinzu, der im August 2023 sein Amt in Moskau angetreten hat.
Was das Einverständnis der Bevölkerung mit der russischen Politik angeht, so erklärte Lambsdorff, man gehe davon aus, dass zwischen 15 und 20 Prozent der Bürger von der Politik der Regierung begeistert seien. Daneben gebe es eine ähnlich große Gruppe, die gegen diesen Krieg sei. "Und wir sehen eine eher unpolitische Mitte." Es sei also keineswegs so, "dass alle gleichgeschaltet wären".
Die Sanktionen seien "für die normalen Menschen" kaum präsent, so Lambsdorff weiter. So seien Lebensmittel genauso wenig sanktioniert wie der medizinische Bereich, "weil wir die Kriegswirtschaft und nicht die Bevölkerung treffen wollen". Sanktionen würden sich hingegen auf russische Unternehmen auswirken, weil viele von ihnen nach dem Ausschluss aus dem Swift-Verfahren große Schwierigkeiten in der Zahlungsabwicklung hätten.
Zu seinem Eindruck von der Atmosphäre in der Hauptstadt sagte Lambsdorff, die russische Regierung und auch die Stadt Moskau bemühten sich sehr darum, "dass man möglichst wenig vom Angriffskrieg gegen die Ukraine bemerkt". Der Bürgermeister habe Blumenrabatten anlegen lassen, die Restaurants und Theater seien voll. Im krassen Gegenteil dazu stehe die Arbeit der Botschaft. "Währenddessen analysieren wir den ganzen Tag über, was im Krieg, in der Diplomatie und der russischen Innenpolitik geschieht. Es ist eine ganz starke Wort-Bild-Schere", sagte der frühere FDP-Politiker.
Lambsdorff ist ehemaliger Vizepräsident des EU-Parlaments und FDP-Abgeordneter aus Bonn.
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