Bern (ots) -
Die neusten Finanzdaten des Vereins SpitalBenchmark bestätigen die zunehmend dramatische finanzielle Lage der Schweizer Spitäler und Kliniken. Die umfassende Erhebung der Finanzkennzahlen von rund 90 Prozent der Spitäler zeigt, dass kaum ein Spital die für einen nachhaltigen Betrieb nötigen Margen erreicht. Dies erfordert ein dringendes Umdenken in der Gesundheitspolitik, wenn die Versorgung nicht gefährdet werden soll.
Die umfassend erhobenen und verifizierten Finanzdaten des Vereins SpitalBenchmark, die fast alle Schweizer Spitäler und Kliniken abdecken, zeichnen ein klares Bild: Die EBITDA-Margen (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) sind in den letzten Jahren massiv gesunken. Während für einen nachhaltigen Betrieb eine Marge von 10 Prozent nötig wäre, ist dieser Wert 2023 für die Akutspitäler auf durchschnittlich 2,5 Prozent abgesunken (vgl. Grafik 1). Die zu tiefen Margen haben auch Auswirkungen auf die Eigenkapitalreserven der Spitäler, welche zunehmend zur Deckung der laufenden Kosten eingesetzt werden müssen. Diese Reserven sind für die Akutspitäler in den letzten zwei Jahren durchschnittlich um 5,6 Prozent gesunken und nähern sich dem Mindest-Zielwert von 30 Prozent an (vgl. Grafik 2). Dies gefährdet die langfristige Investitionsfähigkeit, die für den Betrieb und die Modernisierung der Spitäler unerlässlich ist. "Wenn keine sofortigen Anpassungen erfolgen, wird die Finanzlage der Spitäler unweigerlich zu einer Einschränkung des Versorgungsangebots führen, aber auch den Druck auf das Personal erhöhen", warnt H+ Direktorin Anne-Geneviéve Bütikofer. "Die Kantone wären gezwungen, teure Rettungsaktionen durchzuführen, um das Angebot aufrechtzuerhalten."
Ursachen sind systembedingt
Obwohl die Umsätze der Spitäler steigen, verbessern sich die Margen nicht. Das zeigt, dass die Problematik ihren Grund im Vergütungs- und Tarifsystem hat: Die aktuellen Tarife decken die realen Kosten nicht, insbesondere im ambulanten Bereich, wo eine Unterdeckung von gegen 30 Prozent besteht. Externe Faktoren wie die Teuerung und der Fachkräftemangel haben die Lage weiter verschärft, ohne dass dies in den Tarifen berücksichtigt wurde. "Die Spitäler und Kliniken haben in den vergangenen Jahren erhebliche Effizienzsteigerungen erzielt, die Lage verschlechtert sich dennoch laufend", macht Anne-Geneviéve Bütikofer deutlich. "Die Spitäler stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand und es braucht jetzt zukunftsfähige Finanzierungslösungen."
Umgehende Massnahmen nötig
H+ Die Spitäler der Schweiz fordert umgehende Massnahmen von Seiten der Politik und der Krankenversicherer, um die finanzielle Situation der Spitäler zu stabilisieren und die hohe Versorgungsqualität langfristig sicherzustellen. Konkret ist eine sofortige Tariferhöhung um 5 Prozent notwendig, damit die Unterfinanzierung und die Folgen der Teuerung zumindest teilweise aufgefangen werden können. In den kommenden vier Jahren müssen zudem die ambulanten Tarife Schritt für Schritt um 15 Prozent erhöht werden, damit die realen Kosten gedeckt werden. Ebenfalls entscheidend ist, dass bestehende Fehlanreize behoben werden. Dazu trägt etwa die Einführung des kohärenten ambulanten Tarifsystems mit Pauschalen und dem Einzelleistungstarif TARDOC bei. Und bei der Volksabstimmung vom 24. November ist ein Ja zur einheitlichen Finanzierung ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.
Keine neuen Aufgaben ohne Finanzierung
Ein weiterer wichtiger Faktor für finanziell gesunde Spitäler ist die faire Abgeltung von neuen Vorgaben durch die Politik. Dies betrifft etwa Aufgaben in der Digitalisierung (Elektronisches Patientendossier) oder neue Qualitätsvorgaben. Aber auch die vorgeschlagene 2. Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative hätte für die Spitäler und Kliniken Mehrkosten in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken pro Jahr zur Folge. "Vor dem Hintergrund der neuesten Finanzzahlen ist es schlicht illusorisch, dass die Spitäler und Kliniken diese Kosten ohne zusätzliche Finanzierung tragen sollen", so Anne-Geneviéve Bütikofer (vgl. Medienmitteilung vom 22. August 2024 (https://www.hplus.ch/de/medien/medienmitteilungennews/detail/news/2-etappe-pflegeinitiative-keine-zentralistischen-vorgaben-ohne-klare-finanzierung)).
Detaillierte Daten des Vereins SpitalBenchmark:
https://spitalbenchmark.ch/wp-content/uploads/2024/08/Finanzkennzahlen.html
Pressekontakt:
Anne-Geneviéve Bütikofer, Direktorin
Tel.: 031 335 11 63
E-Mail: medien@hplus.ch
Original-Content von: H+ Die Spitäler der Schweiz, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100062172/100923281
Die neusten Finanzdaten des Vereins SpitalBenchmark bestätigen die zunehmend dramatische finanzielle Lage der Schweizer Spitäler und Kliniken. Die umfassende Erhebung der Finanzkennzahlen von rund 90 Prozent der Spitäler zeigt, dass kaum ein Spital die für einen nachhaltigen Betrieb nötigen Margen erreicht. Dies erfordert ein dringendes Umdenken in der Gesundheitspolitik, wenn die Versorgung nicht gefährdet werden soll.
Die umfassend erhobenen und verifizierten Finanzdaten des Vereins SpitalBenchmark, die fast alle Schweizer Spitäler und Kliniken abdecken, zeichnen ein klares Bild: Die EBITDA-Margen (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) sind in den letzten Jahren massiv gesunken. Während für einen nachhaltigen Betrieb eine Marge von 10 Prozent nötig wäre, ist dieser Wert 2023 für die Akutspitäler auf durchschnittlich 2,5 Prozent abgesunken (vgl. Grafik 1). Die zu tiefen Margen haben auch Auswirkungen auf die Eigenkapitalreserven der Spitäler, welche zunehmend zur Deckung der laufenden Kosten eingesetzt werden müssen. Diese Reserven sind für die Akutspitäler in den letzten zwei Jahren durchschnittlich um 5,6 Prozent gesunken und nähern sich dem Mindest-Zielwert von 30 Prozent an (vgl. Grafik 2). Dies gefährdet die langfristige Investitionsfähigkeit, die für den Betrieb und die Modernisierung der Spitäler unerlässlich ist. "Wenn keine sofortigen Anpassungen erfolgen, wird die Finanzlage der Spitäler unweigerlich zu einer Einschränkung des Versorgungsangebots führen, aber auch den Druck auf das Personal erhöhen", warnt H+ Direktorin Anne-Geneviéve Bütikofer. "Die Kantone wären gezwungen, teure Rettungsaktionen durchzuführen, um das Angebot aufrechtzuerhalten."
Ursachen sind systembedingt
Obwohl die Umsätze der Spitäler steigen, verbessern sich die Margen nicht. Das zeigt, dass die Problematik ihren Grund im Vergütungs- und Tarifsystem hat: Die aktuellen Tarife decken die realen Kosten nicht, insbesondere im ambulanten Bereich, wo eine Unterdeckung von gegen 30 Prozent besteht. Externe Faktoren wie die Teuerung und der Fachkräftemangel haben die Lage weiter verschärft, ohne dass dies in den Tarifen berücksichtigt wurde. "Die Spitäler und Kliniken haben in den vergangenen Jahren erhebliche Effizienzsteigerungen erzielt, die Lage verschlechtert sich dennoch laufend", macht Anne-Geneviéve Bütikofer deutlich. "Die Spitäler stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand und es braucht jetzt zukunftsfähige Finanzierungslösungen."
Umgehende Massnahmen nötig
H+ Die Spitäler der Schweiz fordert umgehende Massnahmen von Seiten der Politik und der Krankenversicherer, um die finanzielle Situation der Spitäler zu stabilisieren und die hohe Versorgungsqualität langfristig sicherzustellen. Konkret ist eine sofortige Tariferhöhung um 5 Prozent notwendig, damit die Unterfinanzierung und die Folgen der Teuerung zumindest teilweise aufgefangen werden können. In den kommenden vier Jahren müssen zudem die ambulanten Tarife Schritt für Schritt um 15 Prozent erhöht werden, damit die realen Kosten gedeckt werden. Ebenfalls entscheidend ist, dass bestehende Fehlanreize behoben werden. Dazu trägt etwa die Einführung des kohärenten ambulanten Tarifsystems mit Pauschalen und dem Einzelleistungstarif TARDOC bei. Und bei der Volksabstimmung vom 24. November ist ein Ja zur einheitlichen Finanzierung ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.
Keine neuen Aufgaben ohne Finanzierung
Ein weiterer wichtiger Faktor für finanziell gesunde Spitäler ist die faire Abgeltung von neuen Vorgaben durch die Politik. Dies betrifft etwa Aufgaben in der Digitalisierung (Elektronisches Patientendossier) oder neue Qualitätsvorgaben. Aber auch die vorgeschlagene 2. Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative hätte für die Spitäler und Kliniken Mehrkosten in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken pro Jahr zur Folge. "Vor dem Hintergrund der neuesten Finanzzahlen ist es schlicht illusorisch, dass die Spitäler und Kliniken diese Kosten ohne zusätzliche Finanzierung tragen sollen", so Anne-Geneviéve Bütikofer (vgl. Medienmitteilung vom 22. August 2024 (https://www.hplus.ch/de/medien/medienmitteilungennews/detail/news/2-etappe-pflegeinitiative-keine-zentralistischen-vorgaben-ohne-klare-finanzierung)).
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E-Mail: medien@hplus.ch
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