Mit viel Rückenwind aus Fernost robbte sich der Deutsche Aktienindex gestern nah an sein Allzeithoch heran. Doch dann verließen ihn die Kräfte, auch weil zunächst nur sehr viele Vorschusslorbeeren verteilt wurden. Die Wirtschaftsdaten aus China in den kommenden Wochen werden zeigen müssen, ob und wie stark der Stimulus wirkt.
Wasser in den Wein kippen die erst kürzlich bekannt gewordenen Pläne der Regierung in Washington, dass Elektroautos mit chinesischer Software nicht mehr in den USA verkauft werden dürfen. Hinzu kommen die bereits horrenden Strafzölle. Und nicht zuletzt die Spannungen zwischen Chinas und Taiwan. Das Reich der Mitte dürfte für viele Investoren im besten Fall eine Beimischung bleiben, da noch viel handels- und geopolitische Unsicherheit besteht.
Die Zinskurve in Deutschland ist die letzte der Industrieländer, die sich stabilisiert. Langfristige Geldleihe durch die Regierung kostet nun wieder mehr als kurzfristige. Hier sieht man die direkten Auswirkungen der Leitzinssenkungen der Zentralbanken, die versuchen, einer kommenden Konjunkturschwäche zu begegnen. Es ist aber auch das Signal für eine heraufziehende Rezession. Während die deutsche Wirtschaft bereits drinstecken könnte, scheint sie die US-Wirtschaft bislang vermieden zu haben. Noch aber ist offen, ob der Fed am Ende ein "Soft Landing" gelingt.
Das Verbrauchervertrauen in den USA ist im September so stark gefallen wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Menschen nehmen den Arbeitsmarkt und die Konjunktur nicht so stark wahr, wie auf dem Papier steht. Niedrige Arbeitslosenquoten, wenige Entlassungen und höhere Stundenlöhne sprechen eigentlich für eine starke Verfassung des Arbeitsmarkts. Die Stellenschaffungen haben sich jedoch verlangsamt und es gibt weniger freie Stellen. Das spüren die Bürger sofort. Bis zum Jahresende dürfte es noch einen Anstieg der Arbeitslosenquote in den USA geben.
Auch in Europa ist eine Abkühlung der Konjunktur in den kommenden Wochen zum größten Risiko für Aktienanleger geworden. Die jüngsten Wirtschaftsdaten stellen den für das Frühjahr erwarteten Aufschwung in Frage. Es sieht vielmehr danach aus, als würde das Wachstum insbesondere in Deutschland noch einmal stärker abkühlen. Für Anleger bleibt nur die Hoffnung, dass die Medizin sinkender Leitzinsen der Zentralbanken schnell wirkt.
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