FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax steuert am Tag der Deutschen Einheit auf seinen vierten Verlusttag in Folge zu. Vor einigen Tagen waren noch die 20.000 Punkte und weitere Rekorde im Gespräch, doch nun rutschte der Leitindex am Donnerstag erst einmal unter die 19.000-Punkte-Marke. Gegen Ende der ersten Handelsstunde weitete sich der Abschlag bei 18.991 Punkten auf 0,9 Prozent aus. Der MDax gab ebenfalls um 0,9 Prozent auf 26.522 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor knapp ein Prozent.
Laut der UBS bleiben die Marktbedingungen zum Beginn des Schlussquartals geprägt von Spannungen im Nahen Osten, gemischten Wirtschaftsdaten und dem engen Wahlkampf um die US-Präsidentschaft. Die Experten verwiesen auf anziehende Volatilitätsindizes als Ausdruck der Unsicherheit. Ratsam seien Absicherungsstrategien, aber keine größeren Portfolioanpassungen. Auch nach dem ungewöhnlich starken September bleiben sie davon überzeugt, dass das Umfeld für Aktien grundsätzlich positiv ist.
Der Feiertag dürfte sich am Donnerstag nach Einschätzung von Thomas Altmann kaum bemerkbar machen, denn für gewöhnlich sei das Handelsvolumen am Tag der Deutschen Einheit kaum niedriger. Entscheidend für den Dax bleibt laut Altmann weiterhin die psychologisch wichtige Marke von 19.000 Punkten, die nun zunächst unterschritten wurde. Bisher hätten nur ganz wenige dem Dax den Rücken zugekehrt, stellte der Experte am Morgen noch fest.
Belastet wurde der Dax vom Index-Schwergewicht SAP sowie fallenden Automobilaktien. Bei SAP ging es um 1,5 Prozent bergab nach der Meldung, dass die US-Staatsanwälte ihre Ermittlungen wegen möglicher Preisabsprachen zwischen dem deutschen Softwarehersteller und dem Wiederverkäufer Carahsoft ausweiten. Dies geht aus Gerichtsakten hervor.
Im Autosektor half es nicht, dass Barclays seine generell negative Branchenhaltung aufgab. Für die VW -Beteiligungsgesellschaft Porsche SE gab es von der britischen Bank jedoch eine Abstufung auf "Underweight" und dies machte die Papiere mit minus 2,9 Prozent zum Dax-Schlusslicht.
Auch Mercedes wurde von Barclays abgestuft, hier allerdings auf neutrales Niveau. Der Kurs des Premium-Autobauers sank um 2,1 Prozent. BMW folgte mit einem zweiprozentigen Abschlag der Branchenschwäche, obwohl Barclays hier sein ehemals negatives Votum aufgab. Damit wurde die Haltung zu den deutschen Premium-Herstellern angeglichen.
Bei Vonovia wurde es mit minus 1,3 Prozent kein positiver Kurstreiber, dass der Immobilienkonzern erneut Immobilienprojekte verkauft hat und damit einen Milliardenerlös erzielt. Angekündigt wurde außerdem, dass mit dem Investor Apollo eine Gesellschaft gegründet wird, die Anteile der Tochter Deutsche Wohnen halten soll. Deren Papiere, die im SDax enthalten sind, waren mit einem Anstieg um ein Prozent gefragt.
Negativer blickt JPMorgan auf die Aktien von K+S, die um sieben Prozent absackten. Expertin Angelina Glazova ist mittelfristig skeptischer für den globalen Kalidünger-Markt und sieht kaum Spielraum für die Preise. Bei den Kasselern rechnet sie nur mit einer nahezu stabilen Entwicklung des operativen Ergebnisses bis 2026. Auch Preisanstiege für profitablere Spezialdünger von K+S für den europäischen Markt erschienen zunächst unwahrscheinlich.
Der Chemiekonzern Lanxess vermeldete den Verkauf seines Geschäfts rund um maßgeschneiderte Kunststoffe und Kunstharze, die für rund eine halbe Milliarde Euro an den japanischen UBE-Konzern gehen. Die erste Kursreaktion war positiv, doch die Aktien drehten schnell ins Minus mit zuletzt 2,6 Prozent.
Die Blicke auf sich zog am Feiertag auch ein Börsengang: Das Unternehmen Pentixapharm startete mäßig. Der erste Kurs glich mit 5,10 Euro dem Referenzpreis, der in der unteren Hälfte der angekündigten Spanne festgelegt wurde. Zuletzt wurden die Papiere knapp unter 5 Euro und damit leicht im Minus gehandelt.
Pentixapharm war bislang Teil des SDax-Unternehmens Eckert & Ziegler . Bei den Papieren des Strahlentechnik-Unternehmens wurde es nun im Kurs berücksichtigt, dass die Aktionäre die Pentixapharm-Aktien ins Depot gebucht bekamen. Der bereinigende Börsenabschlag bei Eckert glich mit zuletzt etwa fünf Euro dem Gegenwert der Pentixapharm-Aktien./tih/jha/
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